Ein Werk für den Frieden

Non Fungible Token revolutionieren den Vertrieb von Kunst. Mittels sogenannter Smart Contracts können auch Hilfsorganisationen unterstützt werden. Die Kolumne „Gastwirtschaft“ von Ruth Polleit Riechert.
NFTs scheinen die Welt zu erobern. Kaum ein Bereich existiert, in dem sie nicht heiß diskutiert werden, denn viele sehen die neue Technologie sehr kritisch. Der Kunstmarkt aber profitiert ganz klar von ihr.
NFT steht für „Non Fungible Token“ („nicht-austauschbare Wertmarke“) und bedeutet, dass eine Datei einzigartig, fälschungssicher und handelbar ist, weil sie als Zertifikat auf der Blockchain abgelegt ist. Für den Kunstvertrieb eine Revolution: Künstler, die digitale Kunst entwickeln, können ihre Werke leichter verkaufen, da diese nicht mehr kopierbar sind. Damit sind Künstler nicht länger abhängig von Galerien oder Auktionshäusern, sondern können ihre Werke über sogenannte Marketplaces verkaufen. Sämtliche Transaktionen sind transparent – das ist auch für Käufer von Vorteil.
In der Renaissance fand ein ähnlicher Umschwung im Kunstmarkt statt. Dank der Druckerei von Johannes Gutenberg konnten Künstler zum ersten Mal ihre eigenen Werke in Erstausgaben drucken und hatten somit die Kontrolle über ihre eigene Produktion. Die NFTs haben möglicherweise noch größere historische Bedeutung, denn ihre technischen Möglichkeiten sind endlos.
So sind Museen über die Produktion von NFTs in der Lage, eigenständig Gelder zu generieren und machen sich so unabhängiger von der Kulturförderung. Die Uffizien in Italien, The British Museum oder die Hermitage in Petersburg haben diese Möglichkeit bereits genutzt und NFTs von bekannten Meisterwerken produziert und verkauft.
Neuerdings gibt es auch Projekte, um Menschen in der Ukraine zu unterstützen. Internationale Künstler haben NFTs entwickelt und zum Verkauf angeboten. Der Erlös geht an ausgewählte Hilfsorganisationen. Geregelt wird dies über sogenannte „Smart Contracts“, die jedem NFT hinterlegt sind. Auch die NFT-Plattformen selbst tragen ihren Teil bei. So spendet etwa Super Rare die Provision, die sie bei Verkäufen bestimmter NFTs erhält, bis zu einer Summe von 50 000 US-Dollar.
Kunst dient bestenfalls als Vermittler zwischen Kulturen, über alle Grenzen hinweg. Für Frieden, gegen den Krieg. Die neuen Technologien machen es möglich, dass nicht nur Werke global produziert und digital ausgestellt werden – auch über Kunst generierte Spendengelder können rasch eingesammelt dort ankommen, wo sie benötigt werden.