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Draußen kreativ sein

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Von: Mona Schnell

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Stunde um Stunde starren wir auf Bildschirme.
Stunde um Stunde starren wir auf Bildschirme. © Imago

Für frische Ideen brauchen wir Denkpausen. Besonders die Kommunikationsabteilungen in Unternehmen müssen auch mal den Schreibtisch verlassen. Die Kolumne „Gastwirtschaft“.

Haben Sie ein Newsletter-Problem? Täglich flattern mindestens zehn der Nachrichtenbriefe in Ihr Postfach, von denen Sie 99 Prozent direkt in den Papierkorb befördern? Das passiert, wenn Kommunikation eintönig wird. Wenn immer wieder dieselben hohlen Phrasen gedroschen werden. Oft ist es gerade die virtuelle Post der Kommunikationsabteilungen, die schon in der Betreffzeile langweilt. Aber warum fällt ausgerechnet den Kreativen wenig ein, um Menschen zum Dranbleiben zu animieren?

Ich bin sicher, es ist unsere Art zu arbeiten, die echte Kreativität verhindert. Im Joballtag fehlt die Freiheit zum Denken. Stunde um Stunde starren wir auf Bildschirme. Haben wir Glück, bietet das Fenster einen schönen Ausblick oder uns treibt ein Kundenmeeting aus dem Haus. Da ist es doch kein Wunder, dass unsere Kommunikation einfallsarm bleibt. Denn Kreativität ist etwas Lebendiges. Doch wir behandeln sie wie eine Maschine und füttern sie zu wenig. Sie geht langsam, aber sicher ein, wie die Topfpflanze, die wir eigentlich seit Tagen gießen wollten und die trotzdem ausgetrocknet im Müll landet.

Besser wir stellen sie gleich dorthin, wo sie etwas Regen abbekommt, denn Kreativität entsteht draußen – wenn wir im Park spazieren gehen oder unseren Schreibtisch auch einmal an außergewöhnliche Orte verlegen. Das kann eine Villa mit Meerblick auf Bali sein oder die Bank hinterm Bürogebäude, die täglich Hunderte von Menschen passieren, bewaffnet mit Kaffeebechern und Aktentaschen, auf der aber kaum eine:r von ihnen je Platz nimmt. Ideen fließen, wenn wir im Café sitzen und Menschen beobachten. Oder wenn wir in Clubs die Nacht zum Tag machen.

Wir brauchen dringend Denkpausen, müssen unser Gehirn aus der gesteuerten Aktivität in den Ruhemodus versetzen, damit wir neue Impulse bekommen. Immer dann, wenn wir nicht in erster Linie an die Arbeit denken, sind wir kreativ. Dann entstehen Betreffzeilen wie „Wie du Macken zu Moneten machst“ oder „Wie du KEIN 18-jähriger Business-Coach wirst“. Würden Sie klicken? Ich habe es getan und es nicht bereut. Aber Achtung: Eine kreative Betreffzeile catcht nur so lange, wie sie ihr Versprechen einlöst. Sonst bleibt sie einfach nur Clickbait und beim nächsten Mal verschwindet der Newsletter doch im Spamordner oder wird direkt abbestellt.

Die Autorin schreibt Bücher und Texte für Expertinnen und Künstler und verlegt Sachbücher im eigenen Montagshappen Verlag.

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