Der Krieg in der Ukraine als großer Gamechanger

Nach dem russischen Krieg wird unsere Wirtschaft eine andere sein. Die Kolumne „Gastwirtschaft“.
Der russische Krieg in der Ukraine ist nicht nur für die deutsche Außen- und Verteidigungspolitik eine Zeitenwende, sondern auch für die deutsche Wirtschaft.
Aktuell werden Wachstumsprognosen fast täglich nach unten und Inflationsprognosen nach oben revidiert. Der deutschen und europäischen Wirtschaft droht für dieses Jahr Stagflation. Aber damit ist es noch nicht genug. Die wirtschaftlichen Folgen des Krieges in der Ukraine könnten für Deutschland und Europa dramatischer und schwerwiegender sein als die Pandemie. Der Krieg ist wohl ein größerer Gamechanger für die Wirtschaft, als es die Pandemie in den letzten zwei Jahren jemals gewesen ist.
Wie und wann der Krieg auch ausgehen wird, es ist schwer vorstellbar, dass die Welt und die Wirtschaft danach wieder zur Normalität zurückkehren wollen und können. Das ist bei Pandemie und Lockdowns noch anders. Hier ist es nur eine Frage der Zeit, bis Normalität zurückkehrt. Auch wenn zum Beispiel Lieferkettenprobleme diese Zeit immer wieder verlängern.
Durch den Krieg werden Energie-, Rohstoff- und Nahrungspreise länger hoch bleiben und die grüne Transformation muss noch schneller und vehementer durchgeführt werden. Hohe Kosten sind unausweichlich. Lieferketten sind nicht zeitlich unterbrochen, sondern sehr wahrscheinlich für immer und müssen strukturell umgebaut werden. Das Ende der Globalisierung und internationalen Arbeitsteilung wird gesamte Produktionsprozesse verändern.
Das alles bedeutet, dass Angebot und Nachfrage, Produktion und Konsum in den kommenden Jahren unter erhöhten Kosten leiden werden. Der Verlust internationaler Wettbewerbsfähigkeit droht ebenso wie der Verlust volkswirtschaftlichen Wohlstands. Das volkswirtschaftliche Erfolgsmodell Deutschlands – eine exportorientierte, industriebasierte und von ausländischer Energie und Rohstoffen abhängige Wirtschaft – ist mit dem Krieg in der Ukraine Geschichte. Ein kompletter Umbau dieses Wirtschaftsmodells ist „alternativlos“ und muss erfolgreich sein. Wissen tun wir das alle eigentlich schon lange. Zeit gibt es jetzt keine mehr. Dieser Umbau muss gelingen, und zwar schnell. Nur dann kann Deutschland den Verlust an Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit vielleicht begrenzt halten. Das ist eine wahre Zeitenwende.