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Gastwirtschaft
Das Virus ist ein Spalter
- vonVerena Benteleschließen
Es fehlt an echten Hilfen für alle, die keine Lobby haben. In Zeiten der Pandemie zeigt sich, dass die Einbußen bei den Geringverdiener:innen stärker ins Gewicht fallen.
Man könnte meinen, dass Corona alle Menschen gleichermaßen betrifft. Ein weltweites Virus. Müssen durch die Pandemie also alle den berühmten Gürtel enger schnallen – Stichwort wirtschaftlicher Abschwung? Weit gefehlt. Corona ist kein Gleichmacher, sondern das Gegenteil. Corona ist ein Spalter.
Corona spaltet die Gesellschaft stärker in die, die ein hohes Einkommen und teilweise kaum Einbußen haben. Und in die, die jeden Monat gerade so über die Runden kommen und nun unter das Existenzminimum fallen. Dass die Schere trotz des Aufschwungs in den vergangenen Jahren immer weiter auseinandergegangen ist, ist nichts Neues. Geringverdiener konnten von den wirtschaftlich guten Jahren kaum profitieren.
In Zeiten der Pandemie zeigt sich jedoch, dass die Einbußen bei den Geringverdienern stärker ins Gewicht fallen. Die alleinerziehende Kellnerin, deren Restaurant geschlossen werden musste, verliert ihre Existenz und muss nun Grundsicherung beantragen. Der selbstständige Künstler, der alle Auftritte absagen musste und nun nicht mehr weiß, wie es weitergehen soll. Oder die Rentnerin, die eine geringe Rente hat und aufgrund des niedrigen Rentenniveaus auf einen Minijob angewiesen ist. Sie hat durch die Krise ihren 450-Euro-Job verloren und kommt nun mit ihrer Rente nicht mehr über die Runden.
Nun kann man sagen: Pech gehabt. Dann muss sich die Kellnerin halt eine andere Arbeit suchen. Oder dann soll der Künstler halt endlich „richtig“ arbeiten. Oder die Rentnerin soll sich nicht so anstellen und wieder Vollzeit arbeiten. Doch das ist zynisch und kann nicht die Antwort auf die Krise sein. Der Ungleichverteilung muss Solidarität entgegengesetzt werden. Und zwar nicht nur im persönlichen Umgang miteinander, sondern auch durch die Bundesregierung. Die umfassenden Hilfspakete für die Wirtschaft waren insgesamt gesehen richtig und wichtig. Was bis heute fehlt, ist ein Schutzschirm für die, die wenig Einkommen zur Verfügung haben.
Die Bundesregierung hat aktuell eine einmalige Corona-Sonderzahlung für Soldaten und Bundesbeamte in Höhe von bis zu 600 Euro bewilligt. Was nach wie vor fehlt, sind echte Hilfen für die, die keine große Lobby haben: Alleinerziehende, Grundsicherungsempfänger, Rentner. Eine Pandemie kann nur von allen gemeinsam bewältigt werden. Die Schieflage der Gesellschaft kann ebenfalls nur von allen gemeinsam aufgehalten werden.
Die Autorin ist Präsidentin des Sozialverbandes VDK.