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Corona? Ein Impfstoff gegen den Neoliberalismus muss her

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Von: Jens Holst

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Werbematerialen der Jungen Liberalen
Junge (Neo-)Liberale: Die jüngsten Wahlergebnisse zeigen, wie anfällig die junge Generation für den Neoliberalismus sind. (Archivfoto) © Hauke-Christian Dittrich/dpa

Der Neoliberalismus gilt als Wirtschaftstheorie. In Wahrheit ist er eine toxische Ideologie, die vermeidbare Todesfälle verursacht. Die Kolumne „Gastwirtschaft“.

Alle reden über Covid-19 und Corona. Dabei macht sich schon seit Jahrzehnten ein weitaus gefährlicheres Virus breit, das nun mit einer untherapierbaren Variante massiv die deutsche Bundesregierung befällt. In keiner anderen demokratischen Bundestagspartei hat sich das Neoliberalismus-Virus so stark chronifiziert wie bei der FDP. Aber auch bei den anderen Regierungsparteien, und natürlich auch bei der CDU/CSU, ist die Immunabwehr auch nach jahrzehntelanger Exposition anhaltend schwach.

So wurden die Koalitionsverhandlungen zu einem Super-Spreader-Ereignis. Unübersehbares Symptom: Grobe sozialpolitische Fehler wie die Einführung der kapitalgedeckten Rente und die Beerdigung der Bürgerversicherung.

Neoliberalismus: Eine tödliche Pandemie

Gemeinhin gilt Neoliberalismus, der auf das grenzenlose Spiel der Marktkräfte und weitgehende staatliche Zurückhaltung setzt, als Wirtschaftstheorie; tatsächlich handelt es sich aber um eine ziemlich toxische Ideologie. Die Neoliberalismus-Pandemie verursacht Jahr für Jahr Millionen vorzeitige und vermeidbare Todesfälle.

Dabei handelt es sich nicht nur um die Opfer der Kriege und Putsche zur Sicherung der Interessen und Gewinne der Wirtschaftseliten. Arbeitslosigkeit, Verarmung, Ausgrenzung, Verdrängung und Umweltzerstörung im Dienste einer vermeintlichen Effizienzsteigerung, wie man das Streben nach Gewinnmaximierung beschönigend nennt, befördern die Ausbreitung chronischer ebenso wie infektiöser Krankheiten und fordern weitaus mehr Menschenleben als Covid-19.

Neoliberalismus: Herdenimmunität gegen das Virus ist nicht in Sicht

Diese Zusammenhänge zu verstehen, ist zwar anspruchsvoller als die unkritische, oft tendenziöse Wiedergabe irgendwelcher Zahlen und Warnungen von Virologinnen und Virologen und anderen allgegenwärtigen Expert:innen, deswegen aber nicht weniger richtig. Was fehlt ist ein wirksamer Impfstoff gegen das Neoliberalismus-Virus.

Von Big Pharma ist hier nichts zu erwarten, auch die ach so großen Philanthro-Kapitalistinnen und -Kapitalisten wie die Gates Stiftung oder der Londoner Wellcome Trust können kein Interesse daran haben. Dabei zeigen die jüngsten Wahlergebnisse, wie anfällig gerade die junge Generation ist. Die dringend notwendige Herdenimmunität ist derzeit nicht in Sicht.

Der Autor ist Facharzt für Innere Medizin, gesundheitspolitischer Berater und hat eine Professur für Global Health an der Hochschule Fulda.

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