Biotech als große Chance

Spitzenforschung muss in jede Ecke Deutschlands gebracht werden.
Wird in der Öffentlichkeit über Technologien geredet, dann meist über Software. Wir brauchen Hightech aber nicht nur auf unseren Bildschirmen, sondern auch in unseren Händen. Vor allem, wenn es um die Zukunft unseres Planeten geht. Die deutsche Biotechnologie-Entwicklung ist da ein herausragendes Beispiel. Innerhalb der letzten zehn Jahre hat sich die Zahl der Biotech-Firmen in Deutschland von 500 auf 700 erhöht – mit viel Potenzial nach oben. Die meisten Unternehmen profitieren dabei von zwei Aspekten: der Bedeutung von Grundlagenwissenschaft innerhalb Deutschlands und der wachsenden Offenheit, insbesondere der ländlichen Regionen, diese zu fördern.
So zum Beispiel in Sachsen-Anhalt mit AlgaeCytes, einem Unternehmen für die Förderung von Omega3-Fettsäuren. Diese ungesättigten Fette werden häufig noch aus dem Fischfang gewonnen – und richten so einen unwiderruflichen Schaden in den Ozeanen an. Dass Algen und deren hoher Fettgehalt eine echte Alternative darstellen, ist schon lange bekannt. Nur müssen Spitzenforschung und Investitionen noch Hand in Hand gehen, um dieses Wissen in echte Unternehmen zu gießen.
In Sachsen-Anhalt treffen eine offene Politik, Wissenschaft und Unternehmertum zusammen. So entsteht hier in den kommenden Jahren am Flugplatz Dessau einer der größten Biotech-Reaktoren der Welt auf über 10 000 Quadratmetern Baufläche. In anderen Bundesländern begegnen uns ähnliche Beispiele, beispielsweise Prolupin in Mecklenburg-Vorpommern. Eine Ausgründung des Fraunhofer Instituts, das Lupinen in Lebensmittel umwandelt.
Seit vielen Jahren diskutieren wir über Ideen, wie wir die Menschen nicht nur in Regionen halten können, sondern auch Zuwanderung ermöglichen – hier liegt eine der Antworten: Wir beleben hochtechnologische Projekte und bringen so Spitzenforschung in jede Ecke Deutschlands.
Doch so toll diese Leuchtturmprojekte klingen, an drei Dingen scheitern sie häufig noch: Fläche, Finanzierung und Risikobereitschaft. Doch egal, wie wir zu dem Schlagwort Nachhaltigkeit stehen, wir werden uns dem Thema stellen müssen – und zwar vor allem mit unserer Technologie. Was für viele Bereiche gilt, gilt auch hier: Wer heute investiert, hat langfristig eine bessere Aussicht.
Die Autorin ist Philosophin, Geschäftsführerin eines Tech-Unternehmens und Host eines Podcast zu digitaler Gerechtigkeit.