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Aufklären statt verbieten

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Von: Matthias Kolbusa

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Streitthema Verbrenner: „Was sie aber gemeinsam haben, ist das scheinbar tiefe Bedürfnis vieler Politiker, dem Volk lieber schnelle Vorschriften zu machen, statt über geduldige Aufklärung und breiten Konsens die Menschen zum Besseren zu bewegen.“
Streitthema Verbrenner: „Was sie aber gemeinsam haben, ist das scheinbar tiefe Bedürfnis vieler Politiker, dem Volk lieber schnelle Vorschriften zu machen, statt über geduldige Aufklärung und breiten Konsens die Menschen zum Besseren zu bewegen.“ © Oliver Berg/dpa

Die Politik bezieht die Menschen bei den Regeln für mehr Klimaschutz zu wenig ein. Die Kolumne „Gastwirtschaft“.

Zwischen dem Management eines Unternehmens und einer Gesellschaft existieren viele Parallelen. Aktuell fällt das mal wieder auf, wenn es um den Regelungsaktionismus der Politik geht. Als Mitglied der deutschen Sektion des Club of Rome ist mir einiges davon nicht unrecht, weil wir wirklich, wenn auch ohne Radikalität, ums Klima kämpfen müssen. Andererseits ist all das auch ein Misstrauensbeweis gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern, deren Fähigkeit zu eigenständigem verantwortlichen Handeln man zu bezweifeln scheint.

Ich möchte bitte nicht missverstanden werden, nur weil ein Teil der neuen Vorschriften auf den dringlichen Schutz der Umwelt gemünzt ist. Man kann sie richtig finden oder falsch, man kann sie für zu zahnlos halten oder für heillos übertrieben: Was sie aber gemeinsam haben, ist das scheinbar tiefe Bedürfnis vieler Politiker, dem Volk lieber schnelle Vorschriften zu machen, statt über geduldige Aufklärung und breiten Konsens die Menschen zum Besseren zu bewegen.

In Unternehmen führt übertriebene Bevormundung dazu, dass ihre Mitarbeitenden sich überfahren, ihrer Gestaltungsfreiheit beraubt und auf Rädchen im Getriebe geschrumpft fühlen. Die Folge daraus: Die einen verweigern sich, die anderen suchen das Weite und gehen dahin, wo sich größere Perspektiven auftun. Zurück bleibt unrettbarer Durchschnitt als Vorbote des Niedergangs.

Und was im Unternehmen gefährlich ist, setzt auch die Gesellschaft unter Druck. Dabei sollten wir wissen, dass der wahre Weg, eine Organisation oder ein Gemeinwesen weiterzuentwickeln, nicht bloß das Nichtbeschneiden von Freiheit ist. Wir müssen Menschen sogar aus ihrer Komfortzone hinausstoßen, hinaus in die Freiheit, damit sie lernen und Erfahrungen machen, um kluge Entscheidungen zu treffen und umzusetzen.

Menschen nicht zu vertrauen, ist oft kein Zeichen von Fürsorge, sondern von nackter Angst, enttäuscht zu werden. Dabei gewinnen Kinder wie Kollegen und Mitarbeiter, aber auch Bürger an Mündigkeit hinzu, wenn sie ohne Überfürsorglichkeit oder gar Zwang selbstständig einsehen, entscheiden und handeln müssen und dürfen. Nur so erschließen sie ihre wahren Potenziale und wachsen über sich hinaus. Liebe Politiker, auch wenn manche Dinge eilig sind: Reden Sie mehr mit uns, dann kriegen wir das gemeinsam hin.

Der Autor ist Unternehmer sowie Veränderungsexperte.

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