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„Fridays for Future“ will Generalstreik fürs Klima - Verdi unterstützt die Idee

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Von: Joachim Wille

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"Fridays for Future"-Gipfel in der Schweiz
Klima-Aktivistin Greta Thunberg beim „Fridays for Future“-Gipfel in der Schweiz. Am 20. September findet ein weltweiter Klimastreik statt, der von der Bewegung maßgeblich organisiert wird. © dpa

Die Klimaschutz-Bewegung „Fridays for Future“ ruft zum Generalstreik auf. Verdi-Chef Bsirske ruft die Mitglieder der Gewerkschaft zum Mitmachen auf - in der Freizeit.

Die „Fridays-for-Future“-Bewegung plant die nächste Großdemonstration für den 20. September. Zum ersten Mal rufen die jugendlichen Klimaaktivisten auch die arbeitende Bevölkerung überall in Deutschland zum Streik auf, weswegen inzwischen schon vom „Generalstreik“ die Rede ist. Jetzt hat auch Verdi-Chef Frank Bsirske den rund zwei Millionen Mitgliedern seiner Gewerkschaft empfohlen, an diesem Tag mitzudemonstrieren – aber sie sollen sich dafür auf der Arbeit frei nehmen.

Am 20. September findet ein weltweiter Klimastreik statt, der von Fridays for Future (FFF) maßgeblich organisiert wird. Es ist der Freitag vor dem Klima-Sondergipfel, zu dem UN-Generalsekretär Antonio Guterres die Staats- und Regierungschefs eingeladen hat. In Deutschland ist es gleichzeitig ein wichtiger Tag für die Klimapolitik. Das Klimakabinett der Bundesregierung will an diesem Tag die Maßnahmen beschließen, mit denen Deutschland in die Spur kommen soll, um seine CO2-Ziele zu erreichen.

„Fridays-for-Future“. Büros leer, Läden zu

Die Demos am 20. September sollen größer werden als alle bisherigen. Erwartet wird, dass es Proteste in rund 200 deutschen Städten geben wird. Vor allem sprechen die FFF-Aktivisten auch die Erwachsenen direkt an. Man lade „ausdrücklich Menschen jeden Alters und Hintergrundes ein, mit uns auf die Straße zu gehen“, sagte die Frankfurter Schülerin Helena Marschall (16), die eine der Hauptorganisatorinnen der Bewegung ist, dem Online-Magazin klimareporter.de

An dem Aktionstag sollen in Deutschland die Büros und Fabrikhallen leer und die Läden geschlossen bleiben, Schüler sollten nicht zur Schule und Erwachsene nicht zur Arbeit gehen, hofft man bei FFF.

Bsirskes Aufruf an die Verdi-Mitglieder, mitzumachen, ist für die FFF-Aktivisten ein wichtiges Signal. „Es geht darum, Flagge zu zeigen – wir brauchen ein deutlich konsequenteres Handeln der Politik beim Klimaschutz“, sagte der Gewerkschaftschef in einem Interview. Wirklich klassisch streiken sollen die Verdiener nach Bsirskes Vorstellungen aber nicht. Es werde nicht jeder seine Arbeit unterbrechen können, sagte er. „Aber wer kann, sollte ausstempeln und mitmachen.“ Er selbst werde mitdemonstrieren.

Arbeitnehmer, die fürs Klima demonstrieren wollen, sind in der Tat gut beraten, sich frei zu nehmen oder das mit dem Arbeitgeber abzusprechen. Sonst riskieren sie zumindest eine Abmahnung. Politische Streiks gelten in Deutschland als verboten.

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Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat sich beim Klimathema schon häufig progressiver positioniert als etwa die Industriegewerkschaften IG BCE oder IG Metall. Im letzten Jahr plädierte sie zum Beispiel für einen Rodungsstopp im Hambacher Forst im niederrheinischen Braunkohlerevier.

Kritik an Forderungen nach einem Generalstreik, wie sie auch auf dem FFF-Sommerkongress vorige Woche in Dortmund aufkamen, äußerte unterdessen CSU-Generalsekretär Markus Blume. „Für das Klima ist durch einen Generalstreik gar nichts gewonnen“, sagte er in einem Twitter-Video. Millionen Menschen könnten nicht einfach ihre Arbeit beiseitelegen, da sie auf ihren Job angewiesen seien. Außerdem müsse das Funktionieren etwa von Kindergärten, Krankenhäusern und Rettungsdiensten gesichert sein.

„Fridays-for-Future“: Applaus für Verdi

Verärgert hatte Blume der Auftritt des TV-Moderators Joko Winterscheidt auf dem Dortmunder Kongress, der dort gesagt hatte: „Warum legt man nicht einmal – steile These – dieses Land lahm an einem Freitag?“ Den Fernsehmann griff Blume an wegen seiner Fernreisen, die er für TV-Sendungen unternommen hatte. „Einfach mal nach Florida düsen, um dort mit Alligatoren zu schmusen, kann man machen. Aber fürs Klima ist nichts gewonnen – ganz im Gegenteil, ziemlich viel CO2 in die Luft ausgestoßen.“ Winterscheidt solle, bevor er andere zum Klimaschützen aufrufe, daran denken, was er selbst dafür tun könne.

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Bsirskes Unterstützung für die milde Streik-Form kommt bei FFF gut an. Die bekannte Aktivistin Luisa Neubauer nannte seinen Aufruf per Twitter einen „unendlich wichtigen Schritt“. Es sei „großartig zu sehen, dass Verdi im Gegensatz zu vielen politischen Akteuren die Dringlichkeit von echten Maßnahmen versteht und am 20. September beim Klimastreik dabei ist.“

„Fridays-for-Future“: Unterstützung für Klimastreik

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) unterstützt den globalen Klimastreik am 20. September. „Für den DGB ist klar: Die Politik muss beim Klimaschutz aufs Tempo drücken“, sagte eine Sprecherin von DGB-Chef Reiner Hoffmann dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Mit den Worten „Auf einem toten Planeten kann es keine Arbeitsplätze geben“ übernimmt die Gewerkschaft einen zentralen Slogan der Bewegung.

Im Gegensatz zu „Fridays for Future“ legt der DGB aber auch einen Schwerpunkt auf die sozialpolitischen Auswirkungen: „Klimaschutz geht nur sozial. Der Weg in eine kohlenstoffarme Zukunft ist alternativlos, er muss gerecht gestaltet sein und darf niemanden zurücklassen. Mit einem Paket aus einer ambitionierten Klimaschutzpolitik und einer aktiven Strukturpolitik bietet der Wandel große Chancen für neue und nachhaltige Beschäftigung.“ (jps)

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