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Weniger müssen aufstocken

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Von: Steffen Herrmann

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Die Zahl der Menschen, deren Lohn zum Leben nicht reicht und die noch Sozialleistungen benötigen, hat sich reduziert.
Die Zahl der Menschen, deren Lohn zum Leben nicht reicht und die noch Sozialleistungen benötigen, hat sich reduziert. © Jan-Philipp Strobel/dpa

Wie steht der Frax? Der FR-Arbeitsmarktindex berücksichtigt nicht nur die Zahlen von Erwerblosen und Erwerbstätigen, sondern weitere Kriterien wie die Qualität der Arbeit

Der FR-Arbeitsmarktindex (FRAX) ist eine Entwicklung der Frankfurter Rundschau und des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifor. Er wurde in enger Abstimmung zwischen Journalist:innen und Forschenden erarbeitet. Grundgedanke ist, dass die Arbeitslosen- und Erwerbstätigenzahlen alleine keine fundierte Bewertung des Arbeitsmarkts ermöglichen. Es kommt ebenfalls auf die Qualität der Arbeit an oder darauf, dass die Menschen von ihrer Arbeit leben können. Der FRAX analysiert deshalb den deutschen Arbeitsmarkt in fünf Kategorien und anhand von 18 Indikatoren, um so zu einem stimmigen Gesamtbild zu kommen.

Beschäftigung

Obwohl die Corona-Krise auch im dritten Quartal 2021 anhält, entwickelt sich die Beschäftigung prächtig. Dazu trägt vor allem ein Indikator bei: die Arbeitslosigkeit. Von Juli bis September 2021 waren rund 359.000 Menschen weniger arbeitslos gemeldet als im Vorjahreszeitraum – ein Minus von 12,4 Prozent. Auch die anderen Indikatoren sind positiv: Die Zahl der Erwerbstätigen legte um 400.000 Menschen zu. Zugleich arbeiteten mehr Menschen in sozialversicherungspflichtigen Jobs und weniger Menschen waren geringfügig beschäftigt. Außerdem wurde mehr gearbeitet: Die Zahl der Arbeitsstunden stieg um 2,8 Prozent auf 15,4 Milliarden.

Ausbildung

Der Ausbildungsmarkt ist seit Jahren einen Sorgenkind: In vielen Branchen fehlt Nachwuchs. Im vergangenen Jahr sendete er trotzdem verhalten positive Signale: Rund 473.000 neue Ausbildungsverträge wurden unterschrieben. Damit gab es knapp 5600 Azubis mehr als noch 2020. Im ersten Pandemie-Jahr war der Ausbildungsmarkt allerdings kräftig abgesackt und erstmals seit 1992 unter die Marke von 500.000 gefallen. Positiv: Auf 100 nachgefragte Jobs kamen im dritten Quartal 2021 schätzungsweise 99,1 Bewerber:innen. Im Vorjahresquartal waren es 96,6 Interessierte. Negativ: Die Chance auf Übernahme sank leicht.

Der Arbeitsmarktindex Frax im Januar 2022.
Der Arbeitsmarktindex Frax im Januar 2022. © FR

Einkommen

Etwas verbessert zeigt sich die Entwicklung der Einkommenssituation im dritten Quartal. Maßgeblich verantwortlich für das Plus von einem Prozentpunkt sind die Aufstockerinnen und Aufstocker. Die Zahl der Menschen, deren Lohn zum Leben nicht reicht und die noch Sozialleistungen benötigen, hat sich im dritten Quartal 2021 nämlich um knapp 6,6 Prozent reduziert. Bei den Reallöhnen und den Verdienstunterschieden gab es nur minimale Veränderungen. Negativ für die Beschäftigten ist, dass ihr Anteil am Volkseinkommen, das sie sich mit Kapitalgebern und Unternehmen teilen, auf 69,4 Prozent gefallen ist und 2,6 Prozentpunkte unter dem Vorjahresquartal liegt.

Zugangschancen

Als einzige Kategorie steht vor den Zugangschancen ein dickes rotes Minus: Verantwortlich dafür ist der kräftige Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit. Langzeitarbeitslos ist, wer ein Jahr und länger arbeitslos ist. Im dritten Quartal 2020 waren noch 29,6 Prozent aller Arbeitslosen langzeitarbeitslos. Ein Jahr später sind es knapp 41 Prozent. Von der positiven Entwicklung bei der Beschäftigung profitieren Langzeitarbeitslose offensichtlich nicht. Verschlechtert hat sich auch die Situation der unter 25- und über 54-Jährigen. Ihr Anteil an allen Arbeitslosen stieg. Unverändert ist der Frauenanteil an den versicherungspflichtig Beschäftigten.

Arbeitsbedingungen

Die Zufriedenheit der Beschäftigten mit ihren Arbeitsbedingungen hat sich im dritten Quartal 2021 deutlich verbessert und um 1,9 Punkte zugelegt. Viel dazu beigetragen hat der kräftige Rückgang bei den Arbeits- und Wegeunfällen. Für das gesamte Jahr 2021 wird mit einem Minus von 0,5 Prozent gerechnet – das klingt nach wenig, hat aber eine große Wirkung auf den Indikator. Positiv ist auch, dass die arbeitenden Menschen nach derzeitigem Kenntnisstand weniger Tage krank waren. Negativ hingegen hat sich das Empfinden der Beschäftigten über die Rahmenbedingungen an ihren Arbeitsplätzen entwickelt, was den Indikator wieder etwas drückt.

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