1. Startseite
  2. Wirtschaft
  3. Frax

Vor Ort Brücken bauen

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Steffen Herrmann

Kommentare

Computerseminar: Qualifizierung der Beschäftigten ist ein Schlüssel für die Transformation des Arbeitsmarktes.
Computerseminar: Qualifizierung der Beschäftigten ist ein Schlüssel für die Transformation des Arbeitsmarktes. © imago

Große Unternehmen wie Continental und Siemens haben sich zur Initiative „Allianz der Chancen“ zusammengeschlossen. Mit Blick auf die Transformation werben sie für eine regionale Zusammenarbeit auf dem Arbeitsmarkt.

Das Thema: der Wandel des Arbeitsmarktes; die Herausforderungen: groß; und die Zeit, sie drängt. Rund ein Jahr nach ihrer Gründung hat die „Allianz der Chancen“ am Montagabend eine erste Bilanz gezogen. Das Bündnis, dem derzeit 35 deutsche Unternehmen und Institutionen angehören, will Ideen entwickeln, wie die Transformation des Arbeitsmarktes gelingen kann.

Die Initiative vertritt nach eigenen Angaben rund 1,3 Millionen Beschäftigte in Deutschland und sieht vor allem drei Herausforderungen: den demografischen Wandel, die Digitalisierung und die Dekarbonisierung, also die Umstellung hin zu einer klimafreundlichen Wirtschaft. Aktuell käme das Problem der Flucht aus der Ukraine und der Energiemangel hinzu, sagte Ariane Reinhart am Montagabend. Sie ist Sprecherin der Allianz und Personalvorständin bei Continental.

Eine Vielzahl von Problemen also, die Stimmung aber war am Montagabend optimistisch: Reinhart sprach von der gesellschaftlichen Verantwortung der großen Unternehmen und sagte: „Wir haben in Deutschland eine Ressource, das sind die Menschen, und die wollen wir alle mitnehmen.“

Arbeitsmarkt: Viele Menschen müssen sich weiterbilden

Für viele Menschen bedeutet das: Qualifizierung, bestehende Kenntnisse weiterentwickeln, Neues lernen. In Deutschland gebe es zehn Millionen Menschen, die bis zum Jahr 2030 weiterqualifiziert werden müssten, sagte Birgit Bohle, Personalvorständin der Deutschen Telekom. Und vier von diesen zehn Millionen Menschen müssten einen komplett neuen Beruf lernen. Bohles Fazit: „Das ist eine große nationale Aufgabe.“ Eine Aufgabe also, die ein Unternehmen alleine nicht stemmen kann, selbst wenn es Bosch, Siemens oder Commerzbank heißt: Politik und Gewerkschaften – alle relevanten Player sollen mit ins Boot.

Die Vertreter:innen der Initiative warben deshalb darum, auf regionaler Ebene zusammenzuarbeiten, um „systematisch Brücken zu bauen“, wie es Bohle nannte. Das Wissen der Unternehmen solle regional gebündelt werden. Wenn in einem Betrieb etwa der Bedarf am Berufsbild des Software Testers sinke, könnten die Menschen nach einer Weiterbildung in einem anderen Betrieb den Bedarf an Data Scientists decken. „Klar ist, das muss regional sein“, sagte Bohle, sonst funktioniere es nicht.

Außerdem forderte die Initiative von der Politik mehr Anstrengungen bei der Weiterbildung von Beschäftigten und die Aufwertung der betrieblichen Ausbildungsgänge. Die vergangenen Corona-Monate bezeichnete Ariane Reinhart als „verpasste Chance“. Zwar seinen viele Menschen in Kurzarbeit gewesen, aber nur fünf Prozent davon hätten sich weitergebildet. Dabei sei die Qualifizierung als Brücke von Arbeit in Arbeit so wichtig. Mit Blick auf die kommenden Jahre sagte die Continental-Vorständin dann: „Wir haben keine Zeit zu verlieren.“

FR-Arbeitsmarktindex FRAX

Der FR-Arbeitsmarktindex (FRAX) zeigt die Situation auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Er ist eine Entwicklung der Frankfurter Rundschau und des Darmstädter Wirtschaftsforschungsinstituts WifOR. Er wurde über mehrere Monate hinweg in enger Abstimmung zwischen Journalist:innen und Wissenschaftler:innen erarbeitet.

Grundgedanke des Arbeitsmarktindex ist, dass alleine die Arbeitslosen- und Erwerbstätigenzahlen keine sinnvolle Bewertung des deutschen Arbeitsmarktes ermöglichen. Es kommt ebenfalls auf die Qualität der Arbeit an, darauf, dass die Menschen von ihrem Lohn leben können, dass Jugendliche gut ausgebildet werden und dass auch Ältere oder Langzeitarbeitslose Chancen haben, eine Stelle zu finden.

Alle News, Analysen, Trends finden Sie auf fr.de/frax.

Auch interessant

Kommentare