IG Metall: Genug zu tun für eine Doppelspitze

Die IG Metall sucht einen Nachfolger für Jörg Hofmann. Eine Doppelspitze wäre eine gute Idee. Ein Kommentar.
An Christiane Benner führt wohl kein Weg vorbei: Schon seit 2015 ist die 54-Jährige die Nummer zwei der IG Metall. Als solche hat sie das erste Zugriffsrecht, wenn die Position an der Spitze frei wird. Benner weiß das. Und wer ihr zuhört, weiß: Die Frau will nach oben. Versuche, sie auf den Vorsitz des Deutschen Gewerkschaftsbundes abzuschieben, hat sie ausgesessen. Nun ist die gebürtige Aachenerin kurz vor ihrem Ziel.
Benner, die im Aufsichtsrat von BMW und Continental sitzt, stünde vor einer schwierigen Aufgabe. Bislang gilt die IG Metall als Männer- und Autogewerkschaft. Die Soziologin müsste die Gewerkschaft weiter für neue Zielgruppen öffnen – weniger Mechaniker, mehr Programmiererinnen. Auch deshalb betonte Benner während der Jahrespressekonferenz am Donnerstag die Rolle der Digitalisierung, den Mitgliederzuwachs bei Angestellten und die Erfolge der IG Metall bei den Betriebsratswahlen des Software-Riesen SAP. Phasenweise klang das nach einer Bewerbungsrede.
Gewählt wird in knapp neun Monaten, vorbereitet wird die Entscheidung aber schon länger im Hintergrund. Die Grundlage wurde im vergangenen Jahr gelegt, als sich die IG Metall „eine neue, kooperative Führungskultur“ verordnete. Die soll einen Machtkampf wie etwa vor 20 Jahren verhindern. Die Folge könnte sein, dass sich Benner den Platz an der Spitze mit Roman Zitzelsberger teilen muss, dem ebenfalls Ambitionen nachgesagt werden. Zitzelsberger kommt wie fast alle der ehemaligen Vorsitzenden der IG Metall aus dem Auto- und Maschinenbauland Baden-Württemberg. Schlecht wäre eine Doppelspitze für die Gewerkschaft nicht, im Gegenteil. Arbeit gibt es genug. Die größte Gewerkschaft Deutschlands ist ein wichtiger Player beim Umbau der Wirtschaft des Landes – und steckt selbst in einer großen Transformation.