1. Startseite
  2. Wirtschaft
  3. Frax

FRAX: So entwickelt sich der Arbeitsmarkt

Erstellt:

Von: Steffen Herrmann

Kommentare

Der Weg zur Arbeitsagentur soll gemäß den Plänen der Ampel-Regierung künftig für mehr Menschen zu langfristigen Beschäftigungen führen.
Der Weg zur Arbeitsagentur soll gemäß den Plänen der Ampel-Regierung künftig für mehr Menschen zu langfristigen Beschäftigungen führen. © Ralph Peters/Imago

Die Inflation hemmt den Arbeitsmarkt: Steigende Preise drücken das FR-Trendbarometer FRAX ins Minus.

Seit Monaten steigen die Preise vieler Güter und Dienstleistungen. Die Folgen dieser Entwicklung sind nun auch auf dem Arbeitsmarkt spürbar. Der FR-Arbeitsmarktindex FRAX fiel im vierten Quartal 2022 auf 108,9 Punkte. Das war ein Minus von 0,4 Punkten im Vergleich zum Vorjahresquartal, wie die jüngste Aktualisierung des Barometers zeigt, das das Darmstädter Wirtschaftsforschungsinstitut WifOR für die Frankfurter Rundschau berechnet.

Im Jahresvergleich, also mit Blick auf alle vier Quartale, veränderte sich dagegen nichts: Der FRAX lag 2022 wie 2021 schon bei durchschnittlich 108,6 Punkten. „Einerseits verringern sich die realen Einkommen durch die Inflation, während sich auf der anderen Seite die Beschäftigung und Arbeitsbedingungen positiv entwickeln“, sagt WifOR-Forschungsfeldleiterin Dr. Sandra Zimmermann. Bei der Beschäftigung wirke sich vor allem der deutliche Rückgang der Arbeitslosenzahlen im Jahr 2022 um 7,6 Prozent im Vergleich zu 2021 positiv aus. „Allerdings setzt sich die negative Entwicklung der Einkommenskategorie aufgrund der nach wie vor hohen Inflation fort. Die negative Reallohnentwicklung im Jahr 2022 ist somit das größte Hemmnis für die Entwicklung des FRAX.“

FR-Arbeitsmarktindex FRAX: Mehr Erwerbstätige, mehr Arbeitslose

Im vierten Quartal des zurückliegenden Jahres waren 45,7 Millionen Menschen in Deutschland erwerbstätig – ein Plus von 540.000 Menschen im Vergleich zum Vorjahresquartal. Gleichzeitig stieg allerdings auch die Zahl der Arbeitslosen – wenn auch auf niedrigem Niveau – um rund 100.000 Personen: Insgesamt waren 2,5 Millionen Menschen ohne Job.

Der Bruttoverdienst legte im vierten Quartal zwar um 5,4 Prozent zu. Der Zuwachs bei den Löhnen reichte aber nicht aus, um den Anstieg der Verbraucherpreise (plus 8,6 Prozent) zu kompensieren. Die Folge: Der Reallohn sank, und damit auch die Kaufkraft der Bevölkerung.

Für das erste Quartal 2023 liegen die umfangreichen Daten, auf deren Basis der FRAX berechnet wird, noch nicht vor. Das nächste Update des FR-Arbeitsmarktindex FRAX gibt es Ende Juli. Berichte, Analysen und Interviews gibt es jederzeit auf fr.de/frax und in der Frankfurter Rundschau.

Was ist der FRAX?

Der FR-Arbeitsmarktindex (FRAX) ist eine Entwicklung der Frankfurter Rundschau und des Wirtschaftsforschungsinstituts WifOR. Er wurde in enger Abstimmung zwischen Journalist:innen und Forschenden erarbeitet. Grundgedanke ist, dass die Arbeitslosen- und Erwerbstätigenzahlen alleine keine fundierte Bewertung des Arbeitsmarktes ermöglichen. Es kommt ebenfalls auf die Qualität der Arbeit an oder darauf, dass die Menschen von ihrer Arbeit leben können. Der FRAX analysiert deshalb den deutschen Arbeitsmarkt in fünf Kategorien und anhand von 18 Indikatoren, um so zu einem stimmigen Gesamtbild zu kommen. Alle Texte finden Sie auf fr.de/frax online. FR

Der Arbeitsmarktindex der FR im Detail:

Beschäftigung: Nach einem Plus in den Vormonaten steht vor der Beschäftigung nun ein Minus: Um 0,5 Punkte verschlechtert sich diese Kategorie im vierten Quartal 2022. Der wichtigste Grund dafür: Die Arbeitslosigkeit steigt um knapp vier Prozent. Gut 2,5 Millionen Menschen waren Ende 2022 ohne Job, etwa 100 000 Menschen mehr als im Vorjahresquartal. Ein anderer Trend dämpft den Zuwachs bei der Arbeitslosigkeit: Denn gleichzeitig legte die Zahl der Erwerbstätigen zu um 540 000 Personen auf 45,7 Millionen Menschen. Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden lag im vierten Quartal bei 15,2 Milliarden Stunden – das waren 111 Millionen weniger als im Vorjahresquartal.

Einkommen: Die Inflation spielt inzwischen auch beim FRAX eine dominante Rolle. Die Preissteigerungen sorgen für eine deutliche Verschlechterung der Einkommensentwicklung um fünf Punkte. Der Bruttoverdienst legte im vierten Quartal zwar um 6,4 Prozent zu. Der Zuwachs bei den Löhnen reichte aber nicht, um den Anstieg der Verbraucherpreise zu kompensieren, die um 8,6 Prozent zulegten. Die Folge: Der Reallohnindex sank deutlich, die Kaufkraft der Bürgerinnen und Bürger ließ nach. Positiv dagegen ist, dass die Zahl der Aufstocker zurückgegangen sind. Das sind Menschen, die zwar arbeiten, aber auch Leistungen aus der Grundsicherung für Arbeitssuchende beziehen.

Ausbildung: Weiter bergab geht es bei der Kategorie der Ausbildung. Das liegt vor allem daran, dass die Übernahmequote von Auszubildenden wahrscheinlich bei 72 Prozent liegen wird. Im Vorjahresquartal hatten die Fachleute die Situation noch viel besser eingeschätzt. Das Verhältnis von Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt verbessert sich dagegen leicht: Im vierten Quartal kamen auf 100 Bewerberinnen und Bewerber rund 101,6 Ausbildungsplatzangebote. Insgesamt wurden im gesamten Jahr 2022 rund 475 000 Ausbildungsverträge unterschrieben. Das waren etwas mehr als im Vorjahr, aber noch deutlich weniger als in den Jahren vor der Corona-Pandemie.

Arbeitsbedingungen: Die gute Entwicklung bei den Arbeitsbedingungen schwächt das Minus, das vor dem FRAX insgesamt steht, etwas ab. Die Kategorie legte im vierten Quartal 2022 um 2,8 Punkte zu. Es verbesserten sich vor allem die Rahmenbedingunge am Arbeitsplatz. Ein Beispiel: Etwa 14 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gaben an, keine emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber zu haben. Das sind weniger als noch im vierten Quartal 2021. Ist das eine Folge der Rückkehr aus dem Homeoffice in den Betrieb? Dafür spricht auch, dass die Zahl der Arbeits- und Wegeunfälle um 64 000 Unfälle angestiegen ist. Das ist eine Zunahme von knapp sieben Prozent.

Zugangschancen: Diese Kategorie war mal das Sorgenkind des FRAX; der Pfeil zeigte regelmäßig nach unten. In den zurückliegenden beiden Quartalen war das anders. Der Weg auf den Arbeitsmarkt gelingt leichter, die Zugangschancen legen im vierten Quartal um 3,7 Punkte zu. Vor allem bei den Langzeitarbeitslosen sieht es gut aus, also allen Menschen, die länger als ein Jahr ohne Job sind. Ihr Anteil an allen Arbeitslosen ging im vierten Quartal zurück: von 40,8 Prozent auf 34,7 Prozent. Auch positiv: Die Arbeitslosigkeit der Randaltersgruppen sank leicht und lag zuletzt bei 32,5 Prozent. Vor allem den Über-54-Jährigen gelang es besser, auf dem Arbeitsmarkt wieder Fuß zu fassen.

Auch interessant

Kommentare