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Amazon: Schlechtes Vorbild

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Von: Steffen Herrmann

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Amazon hat sich in den USA lange gegen betriebliche Mitbestimmung gewehrt.
Amazon hat sich in den USA lange gegen betriebliche Mitbestimmung gewehrt. © Bodo Schackow/dpa

Das US-Unternehmen Amazon fährt Milliardengewinne ein – und behindert gleichzeitig betriebliche Mitbestimmung. Deutsche Firmen sollten sich Amazon nicht zum Vorbild nehmen.

Es sind Nachrichten, die klingen, als kämen sie aus einem anderen Jahrhundert: Ein Weltkonzern, der mit harten Bandagen gegen die Rechte seiner Arbeiterinnen und Arbeiter kämpft; dessen Vertreter:innen Gewerkschaften als „Verbrecher“ bezeichnet haben sollen; ein Konzern, der Wahlurnen mit Kameras abfilmen und das Verteilen von Gewerkschaftsliteratur verbieten soll. Und – Schnitt – ein Konzern, der zeitgleich solche Geschäftszahlen präsentiert: 14,3 Milliarden Dollar Gewinn in nur einem Quartal.

Amazon wirkt wie aus der Zeit gefallen und ist doch zeitgemäß. Der US-Konzern fährt Milliardengewinne ein, die die Beschäftigten unter vielerorts fragwürdigen Bedingungen in den Lagern, Verteilzentren und Transportern erwirtschaften – aber betriebliche Mitbestimmung? Lieber nicht. Die Menschen sollen sich glücklich schätzen, dass sie überhaupt einen Job haben, so die Botschaft.

Mit dieser Haltung ist Amazon nicht allein. Auch die Bosse anderer Tech-Konzerne wie Elon Musk fremdeln mit Mitbestimmung. Und sie beschränkt sich nicht auf die USA: Seit Jahren ringen Gewerkschaften hierzulande mit Amazon um Tarifverträge und bessere Arbeitsbedingungen. Gleichzeitig nehmen sich deutsche Start-ups wie Gorillas den US-Konzern als Vorbild. Es ist ein schlechtes Vorbild.

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