Frankreich: Öko-Reklame für Luxusautos

Frankreich kombiniert Werbung für Fahrzeuge mit klimafreundlichen Appellen. Es ist nicht die erste Initiative, die den Menschen auf die Sprünge helfen soll.
Paris – Wer in Frankreich lebt, kennt bereits die Aufforderung auf Wein- oder Bierwerbung, weniger Alkohol zu trinken. Seit einigen Jahren müssen auch einzelne Nahrungsreklamen ebenfalls Aufrufe enthalten, weniger süß, salzig oder fetthaltig zu essen. Nun wird auch das bessere Autofahren angepriesen.
An Neujahr hat die französische Regierung im nationalen Amtsblatt die neuen Regeln für Autowerbung veröffentlicht. Diese muss ab März durch einen klimafreundlichen Slogan ergänzt werden. Zur Wahl stehen etwa: „Denken Sie an das Carsharing!“ Oder: „Ziehen Sie für kurze Strecken das Fahrrad oder das Zufußgehen vor.“ Denkbar werden Reklamen für Luxuslimousinen – mit dem Zusatz: „Nehmen Sie im Alltag die öffentlichen Verkehrsmittel.“
Frankreich: Spott über Öko-Ergänzung in sozialen Medien
In den sozialen Medien wird zum Teil über die Neuerung gelästert: Gerade in Corona-Zeiten falle das Umsteigen auf vollgepferchte Vorstadtzüge oder Busse schwer. In einer Blitzumfrage des Radiosenders France-Info erklärten befragte Autofahrer:innen, sie fänden diese Reklamezusätze „moralisierend“; sie würden sie weder beim Autokauf noch der -benutzung beeinflussen.
Die Regierung von Präsident Emmanuel Macron setzt auf die psychologische Langzeitwirkung. Die werbeintegrierten Appelle hat sie als Kompromiss durchgesetzt. Die Grünen hatten jegliche Reklame für Autos mit Brennstoffmotoren verbieten wollen. Dies wird in Frankreich erst ab 2028 der Fall sein – und nur für eigentliche Spritfresser.
Werbung in Frankreich mit Öko-Appellen: Umsetzung im Radio ist unklar
Für die Durchsetzung der Werbezusätze sorgen harsche Strafen: Sie können bis zu 50 000 Euro pro unbotmäßigen Werbespot erreichen. Während sich Fernseh- und Druckwerbung einigermaßen diskret aus der Affäre ziehen können, bleibt bis heute ungeklärt, wie die Radiowerbung damit umgehen soll. „Ein 30-Sekunden-Spot mit Autowerbung, in dem 10 Sekunden auf Antiwerbung entfallen, das ist nicht denkbar“, erklärte Alban Callet von der Pariser Werbeagentur DDB.
Frankreich ist bei solchen und ähnlichen Ökovorschriften weit fortgeschritten. Seit Neujahr gelten weitere Maßnahmen, die die Konsumentinnen und Konsumenten direkt betreffen. So werden Plastikverpackungen für die meisten Früchte- und Gemüsesorten untersagt. Äpfel, Orangen, Birnen bis hin zu Passionsfrüchten, dazu auch Kartoffeln, Gurken, Rüben oder Auberginen dürfen im Supermarkt nicht mehr in Plastikhüllen angeboten werden. Zulässig sind sie nur noch in Papier- oder Kartonverschalungen.
Frankreich weitet Maßnahmen zum Umweltschutz aus
Der Versand von plastikverpackten Zeitungen oder Magazine ist auch nicht mehr erlaubt. Restaurants wie etwa die Kette Mcdonald’s dürfen ihren Menüs keine Plastikspielzeuge für Kinder mehr beifügen. Um den Verkauf von Plastikflaschen in Bahnhöfen, Krankenhäusern oder dergleichen zu reduzieren, müssen die Betreiber Trinkwassersäulen einrichten.
Für andere Produkte wird das Verursacherprinzip ausgeweitet. Wer in Frankreich Freizeit- oder Bastelartikel verkauft, muss in Zukunft für die Entsorgung aufkommen. Unverkaufte Nahrungsmittel, Kleider, Kosmetikprodukte oder gar Möbel dürfen nicht mehr in den normalen Abfall gelangen. Die Verkäufer müssen die Artikel entweder unentgeltlich abgeben oder recyceln. Die Wirtschaftszeitung Les Echos schätzt, der gesamte Industriesektor müsse „das Lagerungsmanagement überdenken, um Überproduktionen abzubauen“.
Bestimmte Sektoren müssen zudem Rücklagen bilden, um Reparaturen zu fördern und finanzieren. Die Konsumentinnen und Konsumenten sollen ihrerseits mehr Abfälle trennen. Sämtliche Produkte erhalten ein Logo, das die Art der Entsorgung nennt. Internet- oder Telekombetreiber müssen zudem das Ausmaß des Klimaimpaktes angeben. (Stefan Brändle)