Wie finde ich den richtigen Fonds?
Bei Investmentfonds ist die Auswahl riesig – die FR hilft, im Anlagedschungel das richtige Produkt zu finden.
Investmentfonds gehören zu den am weitesten verbreitetsten Formen der Geldanlage: Vor allem Kleinanleger ziehen Investmentfonds oftmals dem direkten Kauf von Aktien oder Anleihen vor. Denn mit den Fonds lässt sich auch wenig Geld breit über verschiedene Branchen und Regionen streuen. Auf diese Weise können einerseits fast alle Chancen genutzt werden, die die Weltkapitalmärkte bieten, andererseits minimiert der Anleger sein Risiko, weil er nicht alles auf eine Karte setzt.
Das hat allerdings seinen Preis: Bei Aktienfonds fällt im Schnitt schon beim Kauf ein einmaliger Ausgabeaufschlag von fünf Prozent an. Wer also für 10 000 Euro Fondsanteile kauft, zahlt 500 Euro Anschaffungskosten. Hinzu kommen jährliche Gebühren von 1,5 bis zwei Prozent. Laut einer Studie des Analysehauses Morningstar lagen die durchschnittlichen Kosten eines globalen Investmentfonds bei rund 1,8 Prozent pro Jahr. „Gegen so einen Gebührensatz muss der Fondsmanager erst einmal anarbeiten“, sagt Ralph Rickassel, Vermögensverwalter bei der PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf.
Eine Alternative sind kostengünstige Indexfonds (ETF), die von keinem Fondsmanager betreut werden, sondern sich an einem Index orientieren. Bei ihnen fällt kein Ausgabeaufschlag an. Sie werden über die Börse gekauft. Die jährlichen Gebühren liegen in der Regel unter 0,5 Prozent. Der Nachteil der ETF: Weil sie einen Index nur abbilden, fahren sie automatisch immer durchschnittliche Ergebnisse ein. Damit sind sie zwar besser als die breite Masse der gemanagten Fonds, aber eben niemals Spitze.
Die meisten Anleger bleiben viele Jahre in den Fonds investiert, für die sie sich einmal entschieden haben. Umso wichtiger ist es daher, beim Kauf die richtige Entscheidung zu treffen. Die Frankfurter Rundschau hat Vermögensverwalter gefragt, wie sie vorgehen würden.
In Deutschland haben Anleger die Wahl zwischen mehreren Tausend verschiedener Investmentfonds. Anleger sollten sich also zunächst einen Überblick über die Fonds am Markt verschaffen – zum Beispiel über Internetportale wie finanzen.net und onvista.de. Dann sollten sie eine Vorauswahl treffen und anschließend anhand des Informationsblatts (Fact-sheet) der Fondsgesellschaft prüfen, ob die Grundphilosophie und die Anlagestrategie des Fondsmanagers transparent und verständlich sind, rät Andreas Görler, Vermögensverwalter bei Wellinvest Pruschke & Kalm in Berlin. Er empfiehlt zur Risikostreuung verschiedene Fonds zu kaufen, die unterschiedliche Ansätze verfolgen. Fonds, die nur indexorientiert anlegen, könne sich der Anleger dagegen sparen. „Hier sollte man dann lieber gleich einen ETF wählen, um Kosten zu sparen“, lautet Görlers Rat. „Das aktive Management des Fonds sollte einen Mehrwert erzeugen.“ Ähnlich sieht das Uwe Zimmer, Vorstand der Meridio Vermögensverwaltung in Köln: „Bei aktiven Produkten sollte der Manager gezeigt haben, dass es in schwierigen Situationen gut ist“, fordert er.
Die meisten Anleger und auch Verbraucherorganisationen wie die Stiftung Warentest schauen bei der Auswahl der Fonds vor allem auf die Kursentwicklung in der Vergangenheit: Den Fonds, die es über Jahre hinweg geschafft haben, überdurchschnittlich gut abzuschneiden, wird auch in Zukunft viel zugetraut. Görler mahnt hier aber zur Vorsicht: „Sicherlich ist es interessant, eine historische Rückschau der Wertentwicklung zu betrachten“, sagt er.
Insbesondere bei Mischfonds mit hohem Anteil an festverzinslichen Wertpapieren (Renten) oder auch bei reinen Rentenfonds müsse dem Anleger aber klar sein, dass sich das Zinsgefüge deutlich geändert habe und sich die Erträge der Vergangenheit wohl nicht wiederholen ließen, so Görler. Noch skeptischer ist Vermögensverwalter Rickassel was den Blick in die Vergangenheit angeht: „Ergebnisse der Vergangenheit sind kein Garant für die Zukunft“, sagt Rickassel. Seine Empfehlung deshalb: „Am besten greift man zu Fonds, die sich gerade in Krisen gegen den Trend gut gehalten haben.“
Neben dem reinen Ergebnis in der Vergangenheit (Performance) sollten Anleger auch auf die Schwankungsbreite (Volatilität) der Kursentwicklung achten. Denn schwanken die Kurse sehr stark, bedeutet das für den Anleger ein zusätzliches Risiko: Muss er nämlich kurzfristig verkaufen, weil er das Geld braucht, kann er bei einem stark schwankenden Fonds einen sehr ungünstigen Kurs erwischen, wenn er Pech hat. Je niedriger die Volatilität eines Fonds, desto günstiger ist das im Allgemeinen also für die Anleger. „Im Zusammenhang mit der Volatilität sollte auch ein Blick auf den maximalen Verlust geworfen werden, der in der gewählten Zeiteinheit eingetreten ist“, empfiehlt Görler.
Wichtig ist für Anleger auch Kontinuität im Fonds, dass die Fondsmanager ihre Arbeit über viele Jahre fortführen. Denn häufige Wechsel des Managers sind ein Zeichen dafür, dass es bei einem Fonds nicht gut läuft – ähnlich wie bei einem erfolglosen Fußball-Club, der regelmäßig seinen Trainer feuert.
„Ein aktiv gemanagter Mischfonds, dessen Manager nicht in starren Aktien- und Rentenquoten eingeengt ist, sondern in unsicheren Zeiten auch einmal Gold kaufen kann oder einfach eine hohe – wenn auch zinslose – Cash-Quote halten darf, ist aus unserer Sicht die beste Alternative“, sagt Vermögensverwalter Rickassel. Letztlich müsse der Anleger bei der Auswahl der richtigen Investmentfonds auf folgende Kriterien achten: Der Fonds sollte zum individuellen Risikoprofil des Anlegers passen, die Gesamtkostenquote moderat sein und der Fonds eine nachvollziehbare Investmentstrategie haben.