1. Startseite
  2. Wirtschaft

Chef von Müller Drogerie: „Ich brauche keine Gewerkschaften, weil wir nach Tarif zahlen“ 

Erstellt:

Von: Julian Baumann

Kommentare

Die Drogeriekette Müller wird seit August 2022 wieder von Erwin Müller geleitet. Der Gründer hat auch mit 90 Jahren noch ein offenes Ohr für die Mitarbeitenden.

Ulm - Für die Mitarbeitenden von Drogerieketten wie dm aus Karlsruhe oder Müller aus Ulm waren die vergangenen Jahre wohl alles andere als einfach. Während nahezu der gesamte Handel aufgrund der Corona-Pandemie stillstand, hatten die Drogerie-Filialen weiterhin geöffnet und mussten die erhöhte Nachfrage nach Schutzmasken, Corona-Selbsttests und Hygienemitteln decken. Dadurch verdienten dm und Müller zwar Milliarden, für die Angestellten der beiden großen Drogeriekonzerne aus Baden-Württemberg war die Zeit aber wohl dennoch eine Herausforderung.

Inzwischen ist die Corona-Pandemie zwar überstanden und die Nachfrage nach Schutzmasken und Co. nahezu versiegt, die Energiekrise und der Ukraine-Krieg wirken sich aber noch immer deutlich auf die Wirtschaft aus. In einem seltenen Interview mit der Schwäbischen Zeitung erklärte Müller-Gründer und -Chef Erwin Müller, dass die große Drogeriekette in jeder der mehr als 800 Filialen ein Kuvert liegen hat, in dem Mitarbeitenden ihre Beschwerden einreichen können. Zudem regierte der Müller-Chef auch auf die anhaltende Kritik von Gewerkschaften.

Müller-Drogerie: Erwin Müller reagiert auf Kritik – „Ich brauche keine Gewerkschaft“

Im Gegensatz zur Drogeriemarktkette dm, die allgemein als menschliches Unternehmen angesehen wird, wurde Müller Drogerie in der Vergangenheit immer wieder von Gewerkschaften wie Ver.di stark kritisiert. Von Arbeitnehmervertretenden scheint Erwin Müller aber ohnehin nicht viel zu halten. „Ich brauche keine Gewerkschaften, weil wir nach Tarif zahlen“, sagte er und führte aus, dass das Unternehmen eine Lohnerhöhung im Voraus von vier Prozent ausgezahlt habe. „Und wenn der Tarif steigt, passen wir das an und zahlen die Erhöhung rückwirkend.“ Trotz der Kritik der Gewerkschaft ist Müller in der Region Ulm/Neu-Ulm ein sehr beliebter Arbeitgeber.

NameMüller Drogerie
Gründung1953
GründerErwin Müller
HauptsitzUlm, Baden-Württemberg
BrancheEinzelhandel
ProdukteDrogerieartikel, Kosmetik, Haushaltswaren, Spielwaren, Multimedia, Bücher, Parfümerie, Schreibwaren, Tierbedarf
FilialenÜber 900 Filialen (Stand 2023) in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Kroatien, Slowenien, Ungarn, Luxemburg, Tschechien und der Slowake
MitarbeiterÜber 30.000 (Stand 2023)

Erwin Müller hat mit 90 Jahren noch immer die Zügel bei der Ulmer Drogeriekette fest in der Hand, auch wenn er nach eigener Aussage oftmals nur noch als Berater der vier Geschäftsführer fungiert. Ein offenes Ohr für die Angestellten hat der gelernte Friseurmeister aber weiterhin. Jede Abteilung, jede Filiale habe im Aufenthaltsraum ein rotes Kuvert liegen, in das jeder Mitarbeitende einen Zettel mit Beschwerden stecken könne. Besonders viele dieser Briefe bekomme er zwar nicht, dafür wüssten die Mitarbeitenden aber, dass sie sich direkt beim Chef persönlich beschweren können. „Der Vorgesetzte weiß das und behandelt seine Mitarbeiter entsprechend.“

Erwin Müller sieht breite Produktpalette als Vorteil gegenüber der Konkurrenz

Die Drogeriekette Müller wurde in der Vergangenheit allerdings nicht nur von den Gewerkschaften kritisiert. Da die Filialen auch in der Corona-Pandemie geöffnet hatten und deutlich mehr als nur Drogerieprodukte anbieten, sahen sich andere Händler im Nachteil. Erwin Müller sieht das breite Sortiment allerdings als Wettbewerbsvorteil. „Wir bieten alles unter einem Dach: eine Drogerie, Parfümerie, Schreibwaren, Spielwaren, Multimedia, Strümpfe, einen Naturshop, Gourmetshop und einen Tiershop“, sagte der Unternehmer. „Und wir gehen auf jeden Konkurrenzpreis ein. Bei uns kauft der Kunde immer am günstigsten.“

Ein Lastwagen fährt an der Zentrale der Drogeriekette Müller vorbei.
Bei Müller können die Mitarbeitenden ihre Beschwerden in Kuverts in den Filialen hinterlegen. Von Arbeitnehmervertretenden will Gründer Erwin Müller allerdings nichts wissen. © Stefan Puchner/dpa

Die Inflation ist für die Ulmer Drogeriekette aber nach wie vor eine große Herausforderung. „Wir verhandeln sehr hart mit unseren Lieferanten, damit wir die Preise nicht erhöhen müssen“, sagte Erwin Müller. „Wir wollen unseren Preis machen, aber wenn wir sehen, dass ein Konkurrent billiger ist, dann ziehen wir nach.“ Die Lieferengpässe, die aktuell beispielsweise der Autoindustrie noch immer Probleme bereiten, hat Müller aber offenbar überwunden. „Jetzt läuft es wieder ganz ordentlich.“

Auch interessant

Kommentare