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Der Windkraft geht die Power aus

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Von: Joachim Wille

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Windrad vor Alpenkette
Der Neubau von Windkraft-Anlagen geht zurück. © dpa

Deutschland braucht mehr Versorgung durch erneuerbare Energie. Doch der Bau von Windrädern stockt - auch wegen lokaler Widerstände.

Ab spätestens 2038 sollen erneuerbaren Energien und Erdgas-Kraftwerke die Stromversorgung in Deutschland komplett übernehmen. So steht es in der Blaupause für den Kohleausstieg, den die Kohlekommission für die Bundesregierung erarbeitet hat. Der Windkraft kommt bei diesem Komplett-Umbau des Elektrizitätssystems eine tragende Rolle zu. Doch das Wachstum dieser Energieform ist 2018 gewaltig eingebrochen. Und auch dieses und nächstes Jahr ist eine Besserung nicht in Sicht. Das ist nicht nur dramatisch für die Windkraftbranche und die Jobs dort, auch das Ziel der Groko, den Ökostrom-Anteil bis 2030 von jetzt rund 40 auf 65 Prozent anzuheben, kommt in Gefahr.

Auch bei Frank Plasberg wird über die Windkraft diskutiert. Zu Gast bei „Hart aber fair“ ist auch ein Vertreter von „Extinction Rebellion“.

Der Neubau von Windkraft-Anlagen an Land ist 2018 noch stärker zurückgegangen als zuletzt von den Branchenverbänden erwartet, es wurden nur 743 Windkraft-Anlagen aufgestellt, die zusammen eine Nennleistung von 2400 Megawatt (MW) haben. 363 der neuen Anlagen sind im Rahmen des „Repower-ing“ errichtet worden, wobei alte Anlagen durch neue mit höhere Leistung ersetzt werden. Insgesamt beträgt das Minus beim Zubau 55 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damals war sogar ein Rekord erreicht worden – mit mehr als 5300 MW. Der Schnitt des Zubaus der letzten Jahre lag bei rund 4000 MW.

Insgesamt stehen in Deutschland jetzt 29 231 Windräder mit einer Leistung von knapp 53 000 MW . Hinzu kommen noch 1305 Offshore-Anlagen in Nord- und Ostsee mit 6300 MW. On- und Offshore zusammen lieferten 2018 zusammen die Hälfte des Ökostroms – rund 113 Milliarden Kilowattstunden, was rund 80 Prozent des Stromverbrauchs aller Privathaushalte entspricht.

Für dieses und das nächste Jahr rechnen der Bundesverband Windenergie (BWE) und der Maschinenbauverband VDMA Power Systems, die die neuen Zahlen jetzt vorlegten, mit einem ebenso schwachen Zubau. Erst 2021 dürfte es wieder spürbar nach oben gehen. Dann werden die Sonderausschreibungen für Wind- und Solarenergie wirken, die die Koalition aufgelegt hat, um bei den Klimazielen wieder besser in die Spur zu kommen.

Es gibt mehrere Ursachen für den aktuellen Einbruch. Hauptpunkt sind laut den Verbänden die Ausschreibungen im Jahr 2017, bei denen aufgrund von Sonderregelungen vor allem Projekte ohne bereits vorliegende Genehmigung – und damit längeren Fristen bis zur Umsetzung – den Zuschlag bekamen. Diese Kapazitäten fehlte nun. Freilich gibt es auch einen starken Rückgang bei der Zahl der genehmigten Windparks – vor allem in Bayern, Sachsen-Anhalt, dem Saarland und Schleswig-Hostein. BWE und VDMA fordern, die Genehmigungsverfahren zu erleichtern und Klageverfahren zu verkürzen. Die Bundesländer müssten zwei Prozent ihrer Fläche für die Windkraft festschreiben, um beim Klima im Plan zu bleiben-

Ganz so einfach wird sich der Schalter jedoch nicht umlegen lassen. Vielerorts gibt es Widerstand gegen neue Windräder, gerichtliche Klagen häufen sich, und in einigen Ländern – darunter in Bayern, wo es kaum Windräder gibt – stehen die Landesregierungen ganz bewusst auf der Ausbaubremse. Hier braucht es ein politisches Umdenken, eine der Energiewende wohlwollend gegenüberstehende Planung, die die Bürger aber umfassend und frühzeitig beteiligt - und sie, beziehungsweise ihre Kommunen, vor allem auch am finanziellen Profit der Windparks beteiligt.

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