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Ein Jahrzehnt Flix-Konzern: Bus- und Zugbetreiber möchte Teil des 49-Euro-Tickets werden

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Von: Thomas Magenheim-Hörmann

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Geht es nach dem Willen des Unternehmens, sollen die grünen Flixbusse in das Angebot des 49-Euro-Tickets integriert werden.
Geht es nach dem Willen des Unternehmens, sollen die grünen Flixbusse in das Angebot des 49-Euro-Tickets integriert werden. © IMAGO/Schöning

Das Unternehmen mit der grünen Busflotte gibt seltenen Einblick in die eigene Firmenbilanz. Erwartet werden mehr Wachstum - Geschäftszahlen hinter der Planung bleiben aber vage.

Grüne Flix-Busse gehören in Deutschland zum vertrauten Straßenbild. Auch Flix-Züge sind Reisenden ein Begriff. Sonst aber macht sich das vor zehn Jahren von drei Studenten gegründete Start-up-Unternehmen für Mobilität rar. Die Pressekonferenz, zu der es am Mittwoch in München mit großer Werbetrommel geladen hat, ist erst die dritte in der Firmengeschichte. Sie soll eine neue Offenheit markieren. „Wir sind normalerweise zurückhaltend, aber heute ist das anders“, verspricht Flix-Chef und Mitgründer Andre Schwämmlein, als er am Münchner Firmensitz vor Dutzenden interessierter Journalist:innen das Podium betritt. Was folgt, ist nur sehr bedingt von Offenheit geprägt.

Rasch geht es um die Auswirkungen des ab Mai bundesweit erhältlichen 49-Euro-Tickets. Flixbus möchte in dieses Angebot integriert werden, sagt der Firmenchef. „Wir wollen nicht nur ein Stück vom Kuchen, wir bringen auch Kuchen mit“, sagt er mit Verweis auf die eigene Marktmacht. Flix-Fernbusse würden das Ticket attraktiver machen und brächten zudem klimapolitischen Mehrwert. Man stehe in Gesprächen mit dem Bundesverkehrsministerium.

Würde Flix aber nicht Bestandteil des Tickets, müsse man vor allem auf Strecken zwischen 50 und 300 Kilometern reagieren, so Schwämmlein. Dann werde Flix wohl einen Teil des deutschen Netzwerkes ausdünnen. Genaueres dazu ist ihm nicht zu entlocken. Das gilt auch für die Preispolitik. Natürlich sei Flix nicht immun gegen die Inflation und gebe Preissteigerungen teils an Reisende weiter. In welchem Ausmaß und wie stark die Preise nun genau erhöht werden, sagt er nicht. „Ziel ist es, der günstigste Anbieter zu bleiben“, erklärt der Flix-Gründer.

Beste Jahr der Firmengeschichte

Es folgt der Auftritt von Flix-Finanzchef Christoph Debus. Mit über 1,5 Milliarden Euro weltweitem Gruppenumsatz habe Flix 2022 das beste Jahr seiner zehnjährigen Firmengeschichte eingefahren und dabei 60 Millionen Passagier:innen befördert, verkündet dieser. Fast verdreifacht haben sich die Erlöse damit im Vergleich zum noch stark von Corona-Reisebeschränkungen geprägten Jahr 2021. Aber auch die Umsätze des Jahres 2019 und damit von vor der Pandemie habe man übertroffen.

Eine große Kunst ist das aber nicht. Flix hat in den Pandemiejahren nicht nur die 2018 zugekaufte US-Ikone Greyhound integriert, sondern auch andere große Busmärkte wie Brasilien betreten und die größte türkische Busgesellschaft Kamil Koc erworben. Genauere Auskünfte zum Wachstum speziell auch in Deutschland oder zum Geschäftsmodell bleibt Debus schuldig. Dieses Modell basiert auf Kooperation mit nationalen Busgesellschaften, die dann unter Flix-Marke fahren. „Wir teilen uns die Umsätze mit unseren Buspartnern fair“, sagt Debus ohne weitere Details. Ob oder wann ein Börsengang ansteht, will er auch nicht sagen. „Die Börse ist immer eine Option, aber im Augenblick sind wir gut finanziert“, erklärt der Finanzchef lapidar.

Expansion nach Chile für 2023 geplant

Wie gut Flix genau finanziert ist oder welche Investitionen geplant sind, bleibt offen. Die Aufnahme von Chile in der zweiten Hälfte 2023 ins Busangebot ist der einzige konkrete Expansionsschritt, der am Tag der neuen Offenheit genannt wird. Es gäbe aber global noch viele Märkte, die auf eine grüne Revolution des Reisens warten, wie Flix sie verspricht, versichert Schwämmlein. So sei der weltgrößte Busmarkt Asien noch ein weißer Fleck auf der Landkarte. Der Mitgründer will aber nicht einmal den Zeithorizont nennen, in dem dort der erste Schritt anstehen könnte.

Auch Bahngeschäft soll ausgebaut werden

Das Bahngeschäft, das derzeit nur in Deutschland und Schweden betrieben wird, werde man ausbauen. Wann ungefähr und wo das möglicherweise geschieht, bleibt offen. Insgesamt sei 2023 mindestens ein Fünftel mehr Umsatz angepeilt, kündigt Debus an.

Man wolle auch profitabler werden, nachdem im vergangenen Jahr erstmals Gewinne geschrieben wurden. Diese Aussage gilt allerdings nur vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen. Genaue Zahlen gibt es selbst auf dieser wenig aussagekräftigen Basis nicht. Unter dem Strich dürften tiefrote Zahlen stehen. In puncto Offenheit gibt es noch Luft nach oben.

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