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Eier-Skandal blieb geheim

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Von: Tim Szent-Ivanyi

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Im Veterinäramt werden Eier auf Rückstände untersucht.
Im Veterinäramt werden Eier auf Rückstände untersucht. © dpa

Belgische Behörden wussten seit Juni von kontaminierter Ware. Die giftige Substanz gelangt nach derzeitigem Stand der Ermittlungen über ein Schädlingsbekämpfungsmittel in die Ställe.

Christian Schmidt ist ein bedächtiger Politiker, der eine ruhige Tonlage pflegt. Insofern muss man die Äußerungen des Bundeslandwirtschaftsministers am Wochenende schon als Empörung und deutliche Kritik verstehen. Der Minister „hätte erwartet, dass die Behörden in Belgien zeitnah und umfassend informieren“, ließ er seinen Sprecher erklären. Zuvor war bekanntgeworden, dass die Belgier schon seit Anfang Juni wissen, dass mit dem Insektizid Fipronil kontaminierte Eier aufgetaucht waren. Doch sie meldeten den Vorfall zunächst nicht weiter.

„Ein belgisches Unternehmen hat uns gemeldet, dass es ein Problem mit Fipronil geben könnte“, sagte eine Sprecherin der belgischen Lebensmittelsicherheitsbehörde FASNK am Wochenende. Ihre Behörde habe nach der Meldung im Juni allerdings entschieden, den Verdacht zunächst nicht öffentlich zu machen. Die Begründung: „Das war, damit die Staatsanwaltschaft ihre Arbeit machen konnte.“ Man habe zunächst Informationen über die Dimension des Problems sammeln müssen, argumentierte sie. Erst Wochen später – am 20. Juli – hatten die belgischen Behörden EU-weit gemeldet, dass das Gift auf Geflügelhöfen im Land nachgewiesen wurde. Zwei Tage später wurde Fipronil in den Eiern niederländischer Betriebe nachgewiesen.

Fipronil ist in der Geflügelzucht verboten

Der Sprecher von Landwirtschaftsminister Schmidt erklärte, Deutschland habe wie alle anderen EU-Staaten am 20. Juli erste Informationen erhalten. Der Meldung zufolge habe es aber keinen Vertrieb in andere Länder und auch nach Deutschland gegeben. Am 28. Juli hätten die Niederlande dann das EU-Schnellwarnsystem informiert, dass belastete Eier auch nach Deutschland verkauft wurden. 

Die giftige Substanz gelangte nach derzeitigem Stand der Ermittlungen über ein Schädlingsbekämpfungsmittel in die Ställe. Fipronil ist ein unter anderem bei Hunden und Katzen erlaubtes Kontaktgift, das gegen Hautparasiten wie Läuse, Milben und Flöhe wirkt. In der Geflügelzucht ist es verboten.

Es besteht der Verdacht, dass ein belgischer Händler Fipronil einem erlaubten Anti-Läusemittel beigemischt hat, das eigentlich nur aus ätherischen Ölen wie Menthol und Eukalyptus besteht. Nach einem Bericht des Magazins „Spiegel“ hatte der Unternehmer zum Jahreswechsel 2016/2017 große Mengen des gefährlichen Wirkstoffs in einer Fabrik in Rumänien geordert.  Das gepanschte Mittel wurde dann vor allem in den Niederlanden in Legehennenbetrieben eingesetzt. Von dort gelangten die Eier auch ins Ausland. In fast allen Bundesländern wurde inzwischen Fipronil in Eiern nachgewiesen. Auch Schweden und die Schweiz sind betroffen.

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