Deutsche Bank im Glück

Die Deutsche Bank macht zwar wieder ein großen Gewinn. Zu den Großen der Branche gehört das Geldhaus aber nicht. Ein Kommentar.
Die Transformation der Deutschen Bank in den vergangenen dreieinhalb Jahren war ein Erfolg“, erklärte Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing sichtlich gut gelaunt am Donnerstag bei der Vorstellung der Bilanz für das Jahr 2022. Ist Sewing also die Gesundung eines Konzerns gelungen, der als unheilbar krank galt? Immerhin erzielte die Bank im vergangenen Jahr einen Gewinn von fünf Milliarden Euro – so viel wie seit 15 Jahren nicht. Zugleich hat das Geldhaus zentrale Ziele erreicht, die es sich vor Jahren gesetzt hatte. Stichwort: Eigenkapitalrendite.
Die Börsen beantworteten die Frage auf ihre ganz eigene schonungslose Art. Denn die Zahlen sind zwar besser als erwartet, aber irgendwie auch wieder nicht. Da ist etwa eine riesige Steuergutschrift, die den Gewinn massiv hebt. Und: Großbanken in den USA oder in der Schweiz machen erheblich mehr Gewinn als die Deutsche Bank. Wer bei den Großen mitspielen möchte, muss sich auch mit ihnen vergleichen lassen. Und da hinkt der deutsche Branchenprimus zum Teil deutlich hinterher.
Hinzu kommt, dass die gestiegenen Einnahmen nicht unbedingt mit dem vielbeschworenen Konzernumbau zu tun haben, der dem Geldhaus zu alter Größe verhelfen soll. Vielmehr sind die Gewinne aller Banken in den vergangenen Monaten ganz ohne deren Zutun durch die Leitzinserhöhungen der Zentralbanken gestiegen. Die Banker können jetzt wieder Kredite zu höheren Zinsen ausgeben und erhalten auch wieder Zinsen, wenn sie Geld bei der Notenbank anlegen. Da klingeln die Kassen. Zudem haben die üppigen Staatshilfen in der Corona-Pandemie und im vergangenen Kriegsjahr dafür gesorgt, dass Kreditausfälle weitestgehend ausblieben.
Man könnte also sagen: 2022 ist glücklich gelaufen für die Deutsche Bank. Ohne Staatshilfen und Zinswende hätte sie ihr Ziel wahrscheinlich verfehlt.