Deutsche Bank will Fragen auf Hauptversammlung beschränken – Aktionäre empört

Die Deutsche Bank will die Fragemöglichkeiten auf der Hauptversammlung stark einschränken. Aktionärsvertreter sind empört.
Frankfurt – Vor der virtuellen Hauptversammlung (HV) mit den Aktionären muss die Deutsche Bank wegen ihrer Vorgaben massiv Kritik einstecken. Die Bank hat die Möglichkeiten, bei der Veranstaltung Fragen zu stellen, stark eingedämmt. Aktionärsvertreter wenden sich gegen diese neue Vorgehensweise.
Deutsche Bank: Nur Rückfragen aus der Hauptversammlung
Der Grund für den Ärger: Die Fragen der Aktionäre sollen schon vor der HV am 17. Mai schriftlich eingereicht und beantwortet werden. Auf der Versammlung selbst sollen dann nur noch Rückfragen zu den vorab schriftlich beantworteten Fragen zugelassen werden, berichtet das Handelsblatt. Ausnahmen geben es für Fragen zu unmittelbar neuen Entwicklungen.
Dieses Vorgehen der Deutschen Bank ist durch ein neues Gesetz möglich geworden, das digitale HV auch nach der Corona-Pandemie ermöglichen soll. Dabei wurde aber auch das pauschale Fragerecht eingeschränkt.
Aktionärsvertreter: Generaldebatte wird Grundlage entzogen
Aktionärsvertreter kritisieren das neue Prozedere: „Wir wollen keine Distanz-Hauptversammlung“, sagt Vanda Rothacker, Corporate-Governance-Expertin der genossenschaftlichen Fondsgesellschaft Union Investment, dem Handelsblatt. „Wir finden es schwach, dass Vorstand und Aufsichtsrat die Fragen der Aktionäre nicht mehr persönlich während der Hauptversammlung beantworten.“ Der Generaldebatte werde damit die Grundlage entzogen.
Andreas Thomae, Corporate-Governance-Spezialist bei der Fondsgesellschaft Deka Investment, kritisiert gegenüber Merkur.de: „Wir sehen es kritisch, dass der Gesetzgeber dem Vorstand das Recht gibt, die Fragen der Aktionäre nicht mehr auf der Hauptversammlung beantworten zu müssen, wenn sie bereits vorab auf dem HV-Portal beantwortet wurden. Wenn das exzessiv genutzt wird, wie das E.ON und die Lufthansa im vergangenen Jahr getan haben, wird die Hauptversammlung entwertet.“
Deutsche Bank verteidigt ihr Vorgehen
Die Deutsche Bank sieht das naturgemäß anders: „Wir sind der Auffassung, dass die vom Gesetzgeber geschaffene Möglichkeit der Vorverlagerung von Fragen und Antworten dazu genutzt werden kann und sollte, die Qualität des Dialogs zwischen Aktionären und dem Management weiter zu verbessern“, erklärt ein Sprecher gegenüber dem Handelsblatt. Außerdem bemühe man sich darum, den Dialog „in Abhängigkeit von den zeitlichen Gegebenheiten so interaktiv wie möglich zu gestalten“.
Thomae kündigte dagegen an, das Vorgehen genauer unter die Lupe zu nehmen – und das Stimmrecht zu nutzen, so ein Procedere in Zukunft zu verhindern: „Wir werden uns genau ansehen, wie die Deutsche Bank das in der Praxis lebt. Bisher hat die Deutsche Bank aber eine gute Aktienkultur bewiesen und wir gehen nicht davon aus, dass der gesetzliche Rahmen voll ausgeschöpft wird.“ Allerdings wolle man gegen alle Tagesordnungspunkte stimmen, „bei denen sich Aktiengesellschaften die virtuelle Hauptversammlung für mehr als ein Jahr genehmigen lassen wollen“.