Trotz Unpünktlichkeit und Streiks: Hohe Prämien für Führungskräfte der Deutschen Bahn
Die Deutsche Bahn steht wegen ihrer Unpünktlichkeit gerade stark in der Kritik. Dennoch gab es für Beschäftigte der Deutschen Bahn Boni im dreistelligen Millionenbereich.
Berlin – Streiks, Unpünktlichkeit und eine marode Infrastruktur: Die Deutsche Bahn kämpft derzeit mit vielen unterschiedlichen Problemen. Trotzdem haben tausende Führungskräfte der Deutschen Bahn einem Medienbericht zufolge Ende April Prämien erhalten, die sich insgesamt auf mindestens einen dreistelligen Millionenbetrag summieren. Die Prämien seien an 30.000 Beschäftigte ausgezahlt worden, darunter rund 3800 Führungskräfte, berichteten der NDR und die Süddeutsche Zeitung am Mittwochabend.
Aus Bahnkreisen hieß es dazu, dass die Deutsche Bahn „die teils seit Jahrzehnten geltenden Arbeitsverträge der Beschäftigten, zu denen Tarifmitarbeitende und Führungskräfte zählen“, erfülle. Der NDR zitierte einen Bahn-Sprecher, dem zufolge die Auszahlung des Geldes Ende April erfolgt sei.

Deutsche Bahn: Pünktlichkeit zählt nicht in die Boni-Berechnung
Die Bahn steht derzeit unter anderem aufgrund der geringen Pünktlichkeitsquote im Fernverkehr stark in der Kritik. Im vergangenen Jahr erreichten die Fernverkehrszüge lediglich 65,2 Prozent der Halte pünktlich. Das Ziel für 2023, eine Quote deutlich über 70 Prozent, ist nach der Leistung in den ersten vier Monaten nur noch schwer zu erreichen. Die Bahn kämpft vor allem mit einer maroden Infrastruktur und daraus folgenden Baustellen.
Die Pünktlichkeit sowie die Kundenzufriedenheit sind dem NDR-Bericht zufolge Teil der Boni-Berechnung, wurden demnach aber dieses Mal mit null Prozent gewichtet. In die Berechnung der „variablen Gehaltsbestandteile“ seien die Punkte Mitarbeiterzufriedenheit, Frauen in Führungspositionen, das Erreichen finanzieller Ziele und die persönlichen Ziele eingeflossen.
Zahlungen an Bahn-Vorstand werden noch geprüft
Von den Sonderzahlungen zunächst ausgenommen war dem Medienbericht zufolge der Konzernvorstand. Diese Zahlungen würden derzeit noch geprüft. Hintergrund ist die Frage, ob die Bahn die Strompreisbremse nutzen und gleichzeitig Boni an die Vorstände auszahlen darf. Im Geschäftsbericht für 2022 waren die variablen Vergütungen bereits aufgeführt – Bahnchef Richard Lutz soll demnach 1,26 Millionen Euro zusätzlich zum Grundgehalt von 970.000 Euro bekommen.
Die Deutsche Bahn steckt aktuell zudem in einem zähen Tarifkonflikt mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG. Die Gewerkschaft will ab Sonntagabend den Verkehr für etwa 50 Stunden lahmlegen. (lma/dpa)