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Corona macht Müll

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Von: Joachim Wille

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Die eingesammelte Menge von Plastik, anderen Leichtverpackungen sowie Glas stieg um je rund sechs Prozent, ergab eine Umfrage des Bundesverbandes der Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE)
Die eingesammelte Menge von Plastik, anderen Leichtverpackungen sowie Glas stieg um je rund sechs Prozent, ergab eine Umfrage des Bundesverbandes der Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE). © Peter Kneffel/dpa

Die Pandemie verursacht deutliche Änderungen im Verhalten der Verbraucherinnen und Verbraucher. Eine neue Studie zeigt, dass die Abfallmengen der Haushalte global gestiegen sind.

Essen to go in Plastikschalen und -Tüten, Klamotten doppelt verpackt im Lieferpaket, FFP2-Masken auf dem Fußweg. Man sieht die Anzeichen: Die Corona-Lockdowns haben die Müllberge weiter wachsen lassen. Eine internationale Untersuchung bestätigt diesen Trend nun für 23 Länder – und zwar sowohl für Industrie- wie Entwicklungsstaaten. Bei den Privathaushalten wurden im Durchschnitt besonders hohe Steigerungen bei den Lebensmittelabfällen (43 Prozent) und den Plastikverpackungen (53 Prozent) verzeichnet.

Die Corona-Einschränkungen führten in den armen und den reichen Ländern dazu, dass mehr verpackte Produkte und mehr Essen zum Mitnehmen gekauft wurden. So gaben 45 bis 48 Prozent der Befragten aus 23 Staaten zum Beispiel an, ihren Konsum von verpackten und nach Hause gelieferten Lebensmitteln, aber auch von frischen Lebensmitteln erhöht zu haben.

„Die Pandemie verursacht deutliche Änderungen im Verhalten der Verbraucher“, kommentierte Professor Walter Leal von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, der die Studie koordinierte. An der Untersuchung waren Befragte aus Industrieländern wie Deutschland und Italien, USA und Australien, aber auch aus Schwellenländern wie Argentinien, Brasilien und Malaysia beteiligt. Veröffentlicht wurde sie in der Fachzeitschrift „Science of the Total Environment“.

Die Lockdown-Erfahrung brachte die Verbraucher:innen allerdings auch zum Nachdenken über die Müll-Lawine. Viele forderten in der Befragung ein ressourcenleichteres Verpackungsdesign und mehr Wiederverwertbarkeit. Auch sollten die Gemeinden die Kommunikation mit den Bürger:innen über das Müllproblem unter solchen außergewöhnlichen Bedingungen verbessern, rieten sie.

Entsorgungsunternehmen in Deutschland hatten für das Corona-Jahr 2020 ebenfalls ein spürbar erhöhtes Müllaufkommen bei den Privathaushalten gemeldet. Die eingesammelte Menge von Plastik, anderen Leichtverpackungen sowie Glas stieg um je rund sechs Prozent, ergab eine Umfrage des Bundesverbandes der Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE) unter seinen Mitgliedsfirmen. BDE-Präsident Peter Kurth wertete dies als Beleg, dass es in Corona-Zeiten kaum möglich sei, auf Abfallvermeidung zu achten.

Masken in den Restmüll

Kurth wies in diesem Zusammenhang auf das spezielle Problem der richtigen Entsorgung gebrauchter Masken und Gummihandschuhe hin. Viele würden sie in die Gelbe Tonne oder in den Gelben Sack werfen, obwohl sie in den Restmüll gehören. „Diese Materialien sind keine Verpackungsmaterialien, Ihre Zusammensetzung ist für den Recyclingprozess ungeeignet.“ Landen sie in mit Joghurtbechern, Plastikflaschen und Dosen in der „gelben“ Fraktion, erschwert das den Abfallverwertern die Arbeit, im Extremfall werden Teilmengen aussortiert und landen in der Verbrennung.

Umweltverbände betrachten die Müllmengen mit Sorge. „Die Corona-Krise ist auch eine Plastik-Krise“, sagte Greenpeace. Firmen setzten auf mehr Verpackung und suggerierten dem Verbraucher damit mehr Sicherheit. Aber: Nicht Plastik helfe gegen das Virus, „sondern Hygiene.“

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