„Die Commerzbank ist wieder da“

Institutschef Manfred Knof stellt am Donnerstag die Bilanz der Commerzbank vor. Mit einem Gewinn von 1,4 Milliarden Euro empfiehlt sich das Geldhaus für die Rückkehr in den Leitindex Dax. Die Aktie des Geldhauses reagiert stark.
Wer seit vielen Jahren Aktien der Commerzbank hält, der ist Kummer gewohnt. In der Finanzkrise schmierte der Aktienkurs, der im Jahr 2007 zeitweise noch bei über 190 Euro notierte, ab und hat sich seitdem nicht erholt. Damals stieg der Bund bei der Bank ein, an der er bis heute mit mehr als 15 Prozent beteiligt ist. Das Geldhaus schrieb teils hohe Verluste, durchlief mehrere Umbauprogramme. Dividenden für die Anteilseigner:innen gab es nur zwei Mal, 2015 und 2018.
Von daher dürfte das, was die Bank am Donnerstag verkündete, besonders diese gebeutelten Aktionär:innen sehr erfreuen. Die nach Bilanzsumme viertgrößte deutsche Bank hat im vergangenen Jahr einen Gewinn von 1,4 Milliarden Euro gemacht - einen höheren Überschuss gab es zuletzt 2007 mit etwas mehr als 1,9 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr waren es 430 Millionen Euro gewesen, im Jahr 2020 stand noch ein vom Konzernumbau geprägter Verlust von satten 2,9 Milliarden Euro zu Buche. Es geht also klar aufwärts. „Die Commerzbank ist wieder da“, sagte Konzernchef Manfred Knof am Donnerstag vor Journalist:innen.
Die Aktionärinn:en sollen endlich wieder eine Dividende erhalten, wenn auch nur von 20 Cent je Wertpapier. Zudem soll es ein, wie Knof sagte, „erstes Aktienrückkaufprogramm“ im Volumen von 122 Millionen Euro geben, was den Aktienkurs beschwingen dürfte. Das alles soll ein erster Schritt sein. „Wir im Vorstand sind davon überzeugt, dass wir mit unserer Strategie auch in den nächsten Jahren viel Wert schaffen werden“, so Knof.
Commerzbank-Aktionärinnen und -Aktionäre erhalten eine Dividende von 20 Cent je Wertpapier
Die Bank strebe für dieses Jahr ein gegenüber 2022 „deutlich höheres Konzernergebnis an“, sagte er weiter. „Und davon wollen wir die Hälfte an unsere Aktionärinnen und Aktionäre ausschütten.“ In diesem Jahr sollen es 30 Prozent sein. Der Aktienkurs der Commerzbank profitierte am Donnerstag stark von den vielen guten Nachrichten und dem positiven Konzernausblick. Er stieg um zeitweise deutlich über neun Prozent auf bis zu 11,36 Euro. So hoch hatte er zuletzt im Jahr 2018 notiert.
Am heutigen Freitagabend wird die Deutsche Börse bekannt geben, wer für den Industriegasekonzern Linde in den Leitindex Dax nachrückt. Es wird wohl auf die Commerzbank hinauslaufen, die im Herbst 2018 aus dem Dax geflogen war - ausgerechnet für den betrügerischen Konzern Wirecard. Seitdem ist die Commerzbank im M-Dax gelistet.
Der Aufstieg in die Top-Börsenliga könnte der Aktie einen weiteren Schub verleihen, da sie damit auch wieder in Indexfonds aufgenommen wird. Es sei zudem ein gutes Signal an die Kunden der Bank, er erhoffe sich dadurch eine positive Wirkung im Firmenkundengeschäft, sagte Knof.

Gute Nachrichten gab es auch für die Privatkund:innen des Instituts. Die Bank kündigte an, dass sie die bislang noch eher mickrigen Zinsen von 0,25 bis 0.3 Prozent für Tagesgeld noch im ersten Halbjahr anheben wird. Allerdings war das auch erwartbar, denn viele Kreditinstitute locken bereits mit deutlich höheren Zinsen und heizen den Wettbewerb an.
Weniger gute Nachrichten gab es in Bezug auf die Filialen. Vor der Pandemie hatte die Commerzbank davon noch 1000, in diesem Jahr werden es nur noch 400 sein. Tatsache ist allerdings, dass in vielen Gegenden, auch in Großstädten, dadurch keine Niederlassungen und Bankautomaten mehr zu finden sind - oft auch nicht mehr von anderen Kreditinstituten, so dass es Cash nur noch im Supermarkt gibt.
Auf Nachfrage am Donnerstag, ob die Commerzbank daran etwas ändern werde, etwa durch das Aufstellen zusätzlicher Geldautomaten, gab es allerdings keine Antwort, was wohl als Nein zu deuten ist. Der Bank sei das Problem bewusst, sagte Finanzvorständin Bettina Orlopp. „Aber 68 Prozent der Themen, wegen der Kunden in die Filialen kommen“ könnten sie auch vom Sofa aus erledigen, so Orlopp. Sprich: Die Bank versucht die Kund:innen dahin zu „erziehen“, dass sie ihre Bankgeschäfte online oder telefonisch erledigen.
Die Commerzbank-Belegschaft schrumpft weniger als befürchtet
Nicht alle machen das allerdings mit. Netto habe die Bank im vergangenen Jahr 411 000 Kund:innen verloren auf nun knapp elf Millionen. Dies seien aber deutlich weniger als das Bankmanagement vor dem Konzernumbau und dem Filialabbau erwartet hatte, so Orlopp. Zudem habe das Institut die Abgänge im Ertrag kaum bemerkt, da es wohl eher inaktive Kund:innen gewesen seien.
Vor zwei Jahren hatte die Commerzbank angekündigt, insgesamt 10 000 Stellen abzubauen auf dann 32 000. Zwar hat die Bank inzwischen 9000 personelle Abgänge „geregelt“, wie sie mitteilte. Von der Zahl 32 000 hat sie sich aber inzwischen verabschiedet, da in verschiedenen Bereichen - etwa mit Blick auf die Digitalisierung der Bank - auch Personal aufgebaut wird. Ende 2022 hatte die gelbe Bank noch 36 192 Stellen.