Christian Lindner über Kreml-Chef: Putin „hat uns nicht in der Hand“
Christian Lindner, Finanzminister, ist in großer Sorge wegen einer schweren Wirtschaftskrise. Dennoch hat der FDP-Politiker Hoffnung.
Berlin – Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat vor dem Hintergrund des Ukraine-Konflikts vor einer schweren wirtschaftlichen Krise gewarnt. „Es besteht die Gefahr einer sehr ernstzunehmenden Wirtschaftskrise aufgrund der stark gestiegenen Energiepreise, aufgrund der Lieferketten-Probleme, aufgrund auch der Inflation“, sagte er am Dienstagabend im ZDF-„heute journal“.
„Meine Sorge ist, dass wir in einigen Wochen und Monaten eine sehr besorgniserregende Situation haben könnten“, sagte der Minister. „Und in dieser Situation dürfen wir nicht wählerisch sein. Es geht ja um drei bis vier, vielleicht fünf Jahre der Knappheit und dafür müssen wir eine Antwort finden.“ Daher sei es notwendig, über alle Möglichkeiten zu sprechen, auch über verlängerte Laufzeiten für die drei noch funktionsfähigen Kernkraftwerke in Deutschland.
Ukraine-Krieg: FDP fordert, Weiterbetrieb von Atomkraftwerken zu prüfen
Die FDP fordert vor dem Hintergrund ausbleibender Gaslieferungen aus Russland, einen Weiterbetrieb der drei noch laufenden deutschen Atomkraftwerke zumindest noch einmal zu prüfen. SPD und Grüne sehen hingegen keinen Grund, vom Zeitplan für den Atomausstieg abzurücken. Die drei verbliebenen Kraftwerke müssen nach geltendem Atomrecht spätestens Ende Dezember vom Netz gehen.
In der Ampel-Koalition gebe es in dieser Frage derzeit zwar „kein Einvernehmen“, aber keinen Streit, sagte der FDP-Chef. „Mich befriedigt jedenfalls nicht, dass wir die klimaschädliche Kohle verlängern, die Möglichkeiten der Kernenergie aber nicht einmal in Erwägung ziehen“, sagte er.
Lindner: Wladimir Putin „hat uns nicht in der Hand“
Lindner betonte mit Blick auf die ausbleibenden russischen Gaslieferungen, Russlands Präsident Wladimir Putin „hat uns nicht in der Hand, sondern wir sind die Gestalterinnen und Gestalter unseres Schicksals“. Deutschland könne seine Energieversorgung diversifizieren, andere Lieferketten schließen und frei handeln. Zudem könnten heimisches Gas und Ölvorkommen genutzt werden. „Es darf jetzt keine Denktabus geben, wenn es darum geht, die Preisentwicklung für die Menschen zu kontrollieren“, sagte Lindner. (mse/dpa)