Die Abgeordnetenkammer in Brasilien hatte dennoch im März 2022 zugelassen, dass der Gesetzesentwurf PL 191/2020 eine dringliche Behandlung erfährt. Damit steht das umstrittene Gesetz quasi in den Startlöchern, da es ohne die notwendigen Prüfungen von den zuständigen Ausschüssen über die Bühne gebracht werden kann. Proteste von Indigenen und Umweltschützer:innen hatten seine Verabschiedung bereits in den Jahren zuvor verhindert. Nun könnte Bolsonaro das Gesetz quasi durch die Hintertür durchdrücken.
Unternehmen, die um ihren Imageschaden fürchten, könnten das Gesetz jedoch verhindern. Parlamentarier:innen und Wirtschaftswissenschaftler:innen warfen ein, dass Umwelt und Menschenrechte Themen sind, die einen starken Einfluss auf die Entscheidungsfindung der Verbraucher in der EU hätten. Zweifel am Engagement von Unternehmen in diesen Sektoren könnten die Wahl der Lieferanten beeinträchtigen. Neben dem Gesetz PL 191 will Bolsonaro auch noch eine Reihe anderer Gesetze durchdrücken, die Klimaexpert:innen zufolge die Umweltzerstörung stützen. Indigene und Klimaaktivisten demonstrierten in Brasilien und weltweit bereits mehrfach gegen Bolsonaro.
Auch Politiker:innen aus Deutschland, darunter der Grünen-Vorsitzende Omid Nouripour sowie Politiker:innen der FDP, SPD und der Linken, haben aufgrund Bolsonaros Plänen einen offenen Brief an die Regierung in Brasilien geschrieben.
Erst im Februar 2022 besuchte der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro den russischen Präsidenten Wladimir Putin in Moskau. Anders als Olaf Scholz (SPD) musste der Rechtspopulist Jair Bolsonaro nicht an einem langen Tisch Platz nehmen. Putin bezeichnete im Anschluss das Treffen als „konstruktives Gespräch“ und Jair Bolsonaro als „führenden Partner“ in Südamerika. Die beiden Länder seien durch „Freundschaft und gegenseitiges Verständnis“ miteinander verbunden. (df)