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Börse erholt sich nach Corona-Absturz: Sollte man jetzt Aktien kaufen?

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Von: Daniel Baumann

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Kräftige Erholung an den Börsen: Weltweit greifen Anleger trotz Coronakrise zu. Ist das Schlimmste vorbei? Dieser Eindruck könnte trügen. Eine Lage-Analyse.

Frankfurt - Geht es jetzt wieder aufwärts? Nach den starken Kursverlusten der vergangenen Wochen haben die Aktienmärkte am Dienstag (24.03.2020) ihre bislang kräftigste Gegenbewegung gestartet. Der Deutsche Aktienindex (Dax) lag am Nachmittag zeitweise mehr als acht Prozent im Plus, der US-Leitindex Dow Jones mehr als sieben Prozent. Damit steuerte der Dax auf den dritten Tagesgewinn innerhalb der vergangenen vier Handelstage zu. Die Schlussfolgerung liegt nahe, dass sich die Lage an den Börsen beruhigt und sich die Marktteilnehmer auf die Coronakrise eingestellt haben. Doch das könnte auch täuschen.

Aktienmarkt im Aufwind: Was ist der Stand der Dinge?

Der Dax ist seit dem Jahreshoch von 13 784 Punkten Mitte Februar auf ein Tief von 8442 Punkten gefallen. So schnell und kräftig ging es laut Marktbeobachtern noch nie abwärts. Inzwischen hat eine sehr zügige Erholung eingesetzt. Innerhalb weniger Tage hat der Dax die 9400-Punkte-Marke zurückerobert. Gleichwohl sind die 30 im deutschen Leitindex verzeichneten Unternehmen damit im Schnitt nun immer noch fast ein Drittel billiger zu haben als noch vor wenigen Wochen.

Warum steigen die Kurse jetzt wieder?

Wenn die Börsen mal in Fahrt geraten, dann neigen die Akteure zu Extremen. Auf diese Entwicklungen folgen in der Regel Korrekturen. Sie werden verstärkt durch ein spekulatives Element: Egal in welche Richtung der Kurzfristtrend gerade geht, es gibt immer Marktakteure, die darauf setzen, dass er sich noch etwas fortsetzt, und sei es nur für Minuten oder Stunden. Dadurch verstärken sie die Kursbewegungen.

Folgen der Corona-Pandemie: Ist das alles?

Nein, substanziellere Argumente für die derzeitige Erholung der Kurse sind die politischen Entscheidungen der vergangenen Tage. Weltweit pumpen die Regierungen unfassbar hohe Summen in Unternehmen und soziale Sicherungssysteme, um die Folgen der Corona-Krise abzumildern. Außerdem: Je günstiger Aktien werden, desto attraktiver werden sie. Es gibt also zunehmend Anleger, die ihre Chance nutzen, um bei Unternehmen zuzugreifen, die ihnen zuvor zu teuer waren.

Wer investiert derzeit?

Prominente Namen: Der berüchtigte Firmenjäger Carl Icahn hat zum Beispiel Papiere der Autovermietung Herz und der Ölfirma Occidental gekauft. „Einige Unternehmen sind schrecklich günstig, sie sind sehr günstig, sie werden quasi verschenkt“, sagte er dem Nachrichtensender CNBC. Der deutsche Milliardär Heinz Hermann Thiele kauft sich gerade im großen Stil bei der Lufthansa ein (siehe nebenstehenden Text), obwohl bei der Fluggesellschaft im Moment so gut wie nichts mehr geht. Doch Thiele dürfte darauf vertrauen, dass im Notfall der Staat die Airline am Leben halten und sie mittelfristig wieder gute Geschäfte machen wird. Vermehrt sind zudem sogenannte Insiderkäufe zu beobachten. Das bedeutet, dass Topmanager, die genau wissen, wie es um ihr Unternehmen bestellt ist, Aktien kaufen. Das war zuletzt zum Beispiel beim Handelskonzern Metro, bei der Deutschen Post, beim Gesundheitskonzern Fresenius, beim Sportartikler Adidas und beim Baustoffhersteller Heidelberg Cement zu beobachten.

Gibt es neben den Kursanstiegen noch andere Zeichen für eine Entspannung?

Ja, zum Beispiel den sogenannten V-Dax. Er misst die Volatilität an der Börse, also wie stark es auf- und abwärts geht. Dabei sind die Erwartungen für die nächsten 30 Tage bereits abgebildet. Der Kurs des V-Dax ist in den vergangenen Wochen steil nach oben geschossen. Er stieg auf den Rekordwert von 93,3 Punkten, zehn Punkte höher als zu Zeiten der Finanzkrise 2008. Inzwischen ist das Barometer in den Bereich von 60 Punkten gefallen.

Wie sollten sich Kleinanleger jetzt verhalten?

Die Corona-Krise ist alles andere als ausgestanden. Was uns noch erwartet, ist offen. Die Strategie der Kontaktminimierung kann greifen, möglicherweise gibt es sogar Erfolge bei der Impfstoff- oder Arzneimittelsuche. Genauso gut kann es allerdings auch sein, dass sich die Lage verschlimmert. Wer jetzt an der Börse aktiv ist oder wird, muss sich also vor allem überlegen, was ihn nachts ruhig schlafen lässt. Das Wichtigste ist dabei wie immer: Nur Geld investieren, das man wenigstens fünf Jahre lang nicht benötigt.

Coronakrise wirkt sich auf Börse aus: Was sagen die Profianalysten?

Auch sie wissen kaum mehr als alle anderen. Manche prognostizieren, dass der Dax noch bis auf 6500 Punkte fallen könnte, andere halten den Ausverkauf jetzt schon für übertrieben.

Sollte man dann am besten einfach nichts tun?

Nicht unbedingt. Wer zum Beispiel schon Wertpapiere hält und von ihnen überzeugt ist, und darüber hinaus das nötige finanzielle Polster hat, kann die niedrigen Kurse durchaus nutzen, um zuzukaufen und damit den Einstandskurs im Schnitt zu senken. Auch erstmalige Käufe können durchaus in Erwägung gezogen werden. Schließlich sind die Papiere nun deutlich billiger als noch vor einigen Monaten (bei gleichzeitig natürlich schlechteren Gewinnaussichten der Unternehmen als damals). Allerdings kann es immer noch weiter abwärtsgehen, bevor es wieder aufwärtsgeht. Deshalb sollten Anleger erst mal nur einen kleinen Teil ihrer geplanten Anlagesumme ausgeben, so dass sie - sollten die Kurse noch mal fallen - noch nachkaufen können.

Wer garantiert denn, dass es wieder aufwärtsgeht?

Niemand. Das ist eine Glaubenssache. Investoren wie Warren Buffett verweisen darauf, dass die globale Wirtschaft bisher noch jede Krise überwunden habe.

Von Daniel Baumann

Immer mehr große Händler wollen ihren Vermietern kein Geld mehr überweisen. Nicht nur die Immobilienwirtschaft prangert das als unsolidarisch an.

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