Die bewegte Geschichte zweier Banken

Beide Investmentbanken sind mehr als 100 Jahre alt - ein Aufstieg vom kleinen Geldinstitut zum Branchengiganten.
Die Geschichte der Investmentbank Lehman Brothers, die zu einem Branchengiganten aufstieg und nun in Insolvenz ging, begann im 19. Jahrhundert in Rimpar bei Würzburg. Wegen ihrer jüdischen Herkunft hatte es die Familie im Geschäftsleben schwer. Heinrich Lehman suchte mit 23 Jahren sein Glück in Amerika. Heinrich Lehman gründete 1844 im Bundesstaat Alabama einen Gemischtwarenladen.
Als sechs Jahre später seine Brüder Emanuel und Mayer nachkamen, nannten sie das Lädchen "Lehman Brothers". Viele Kunden in der von Farmen geprägten Region zahlten ihre Einkäufe mit Baumwolle, und so stiegen die Brüder in den Rohstoffhandel ein. Als nach dem Bürgerkrieg der Bau neuer Eisenbahn-Trassen boomte und Amerikaner investieren wollten, begannen die Brüder Lehman mit Eisenbahn-Wertpapieren zu handeln.
In den 1880er Jahren stieg Lehman Brothers an der New Yorker Börse ein, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts zu einer der großen Investmentbanken. Aus den armen Immigranten aus Deutschland war eine Dynastie geworden, die auch einflussreiche US-Politiker hervorbrachte. Seit dem Tod von Robert Lehman im Jahr 1969 stand allerdings kein Nachkomme der Brüder aus Rimpar mehr an der Spitze der Bank.
Merrill Lynch
1907: Charles Merrill kommt nach New York, um für ein Textilunternehmen zu arbeiten. Dort trifft er Edmund Lynch, der einen Mitbewohner für sein Zimmer beim Christlichen Verein Junger Menschen sucht.
1914: Charles E Merrill & Co eröffnet im Januar. Lynch wird Merrills Partner.
1915: Das Unternehmen heißt nun Merrill, Lynch und Co. Ein Mitarbeiter sagt über die Partner: "Merrill sah die Möglichkeiten; Lynch überlegte, was schiefgehen könnte."
1938: Edmund Lynch stirbt.
1956: Merrill Lynch begleitet den Börsengang von Ford Motor. Erstmals erreichen die Geschäfte mit Börsengängen die Marke von einer Milliarde Dollar. Charles Merrill stirbt.
1960: Die Bank eröffnet die erste Filiale in London.
2002: Im Dezember vereinbart Merrill Lynch mit dem New Yorker Generalbundesanwalt Eliot Spitzer die Zahlung von 100 Millionen Dollar nach vermeintlichen Interessenskonflikten bei Analysten.
2006: Merrill Lynch kauft die Hypothekenbank First Franklin Financial und nimmt Hypotheken im Wert von mehreren Milliarden Dollar in die Bilanz auf.
2007: Im Oktober muss Stanley O'Neal seine Posten als Firmenchef und Direktoriumsvorsitzender räumen. O'Neal hatte mit Wachovia über eine Fusion gesprochen, ohne das Direktorium zu informieren. Ein weiterer Grund waren die wachsenden Verluste aus Hypothekengeschäften.
2008: Die Verluste übersteigen 19,2 Milliarden Dollar im Geschäftsjahr 07/08 bis Ende Juni, im Kreditgeschäft verbucht Merrill mehr als 40 Milliarden Dollar Verluste. Die Firma versucht bei Staatsfonds und anderen Investoren an Kapital zu kommen und riskante Vermögenswerte zu verkaufen.