Kritik an Plänen für LNG-Terminals

LNG-Terminals an der Küste sollen Deutschland unabhängig machen. An den Plänen der Bundesregierung gibt es Kritik vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung.
Die Bundesregierung will Deutschland mit Flüssiggasanlagen unabhängiger von Erdgas aus Russland machen. Drei stationäre LNG-Terminals sollen dafür bis 2024/25 an der Küste gebaut werden. Als Vorläufer könnte ein erstes schwimmendes Terminal laut dem künftigen Betreiber, dem Energiekonzern Uniper, bereits Ende dieses Jahres oder Anfang 2023 ans Netz gehen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) allerdings hält die Strategie, dass Deutschland eigene Terminals baut, nicht für sinnvoll – „aufgrund der langen Bauzeiten und dem mittelfristig stark rückläufigen Erdgasbedarf“.
Uniper will das schwimmende LNG-Terminal an der Küste vor Wilhelmshaven (Niedersachsen) betreiben. Die Anlage, in der das verflüssigte, auf minus 162 Grad Celsius abgekühlte Erdgas wieder in den gasförmigen Zustand zurückversetzt wird, soll rund neun Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr ins Netz einspeisen können. Das entspräche laut Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD) knapp 20 Prozent der bisherigen russischen Gasimporte. Die Anlage soll später durch eine stationäre ersetzt werden.
Das DIW rechnet hingegen vor, Deutschland könne auch ohne eigene LNG-Kapazitäten bereits in diesem Jahr auf russische Gaslieferungen verzichten. Voraussetzung dafür sei, dass konsequent Energie eingespart und Gaslieferungen aus anderen Ländern über vorhandene Terminals in den Niederlanden, Belgien und Frankreich ausgeweitet würden. Die deutsche Versorgung sei dann „auch ohne russische Importe im laufenden Jahr und im kommenden Winter 2022/23 gesichert“. Es sei allerdings notwendig, die Gasspeicher rechtzeitig vor Beginn der Heizperiode auf 80 bis 90 Prozent zu füllen.
Die DIW-Fachleute schlagen vor, die Erdgasimporte aus Lieferländern wie den Niederlanden und Norwegen auszuweiten. Höhere Lieferungen aus dem skandinavischen Land könnten ein Fünftel der bisherigen russischen Einfuhren von mehr als 50 Milliarden Kubikmeter pro Jahr ersetzen. Ein weiteres Viertel sei durch Flüssiggasimporte auszugleichen.
Das DIW räumt allerdings ein, dass diese Maßnahmen nicht ausreichen, um die bisherigen Erdgasimporte aus Russland komplett auszugleichen. Im Jahr 2021 betrug der Anteil der russischen Lieferungen rund 55 Prozent, inzwischen ist er nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums bereits auf 40 Prozent gesunken.
Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) geht davon aus, dass Deutschland erst Mitte 2024 von russischem Gas unabhängig werden kann. Die Industrie warnt aber, ein Verzicht auf Gas aus Russland sei allenfalls in vier bis fünf Jahren möglich. Ein sofortiger Lieferstopp werde die Wirtschaft „in ihre schwerste Krise seit Ende des Zweiten Weltkriegs“ stürzen, äußerte etwa BASF-Chef Martin Brudermüller.