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Nordsee
Bekenntnis zur Provinz
- vonEckhard Stengelschließen
Die Fischfilialkette Nordsee verzichtet nach einem Streik der Beschäftigten auf einen Umzug und bleibt in Bremerhaven.
Die Zentrale der Fisch-Schnellrestaurantkette Nordsee bleibt an ihrem traditionellen Standort Bremerhaven und zieht nicht in eine größere Stadt wie etwa Hamburg um. Das hat das Unternehmen jetzt nach mehr als einjährigem Abwägen entschieden. Aus Protest gegen die drohende Verlagerung hatte ein Teil der über hundert Beschäftigten kürzlich drei Wochen lang gestreikt.
Als Grund für die Umzugsüberlegungen hatte die Firma unter anderem angegeben, dass sie Nachholbedarf bei der Digitalisierung habe und dafür Spezialisten brauche, die eher in einer Metropole als in der abgelegenen 114 000-Einwohner-Stadt zu finden seien. Bei der jetzt gefallenen Entscheidung für Bremerhaven seien etwa 20 Aspekte abgewogen worden, sagte ein Firmensprecher zur FR. Eine Rolle dabei hätten auch die jüngsten Homeoffice-Erfahrungen gespielt.
Nach dem dreiwöchigen Streik war es führenden Politiker:innen aus Bremerhaven und Bremen gelungen, das Unternehmen und die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) zu Verhandlungen zu bewegen. Dabei ging es um Zugeständnisse der Belegschaft für den Fall einer Standortsicherung. Das Unternehmen brach die Gespräche nach der vierten Runde ergebnislos ab, verkündete dann aber seine Entscheidung für Bremerhaven auch ohne Vereinbarung mit der NGG. Ein Gewerkschaftssprecher sagte der FR, er rechne damit, dass die Stellenzahl „erstmal eine Weile stabil bleibt“. Laut Firmensprecher sind in einigen Bereichen der Zentrale jetzt Einschnitte geplant, doch in anderen Abteilungen würden neue Arbeitsplätze geschaffen. Noch unklar sei, ob die Stellenzahl insgesamt zu- oder abnehmen werde.
Chef will Veränderungen
Bereits im Sommer hatte das Unternehmen seinen zweiten Verwaltungssitz in Düsseldorf aufgelöst und die Aufgaben nach Bremerhaven verlagert. Nach Firmenangaben verloren dadurch 14 von 40 Beschäftigten ihre Stelle; die anderen wechselten nach Bremerhaven oder ins Homeoffice. Laut Firmenchef Carsten Horn muss sich Nordsee angesichts seiner angespannten wirtschaftlichen Lage „deutlich weiterentwickeln und verändern“, weil es sonst „vom Markt und den Rahmenbedingungen überholt“ werde.
Nordsee hat laut Firmensprecher 362 Filialen, vor allem in Deutschland, aber auch in Österreich und anderen EU-Ländern. 151 davon werden von Franchise-Partnern betrieben, zum Beispiel von „Tank & Rast“. Von den insgesamt 5400 Beschäftigten arbeiten 1500 in den Franchise-Filialen. Im vergangenen Jahr zählte der Konzern rund 17 Millionen Gäste. Der Gesamtumsatz lag bei knapp 330 Millionen Euro. Bis in die 1970er Jahre hatte die Firma neben ihren Fischverkaufs- und Imbissfilialen auch eine eigene Fischfangflotte unterhalten.