Banken wappnen sich für Ausfälle

Wegen des Ukraine-Kriegs erhöhen Commerzbank und Deutsche Bank die Risikovorsorge. Im ersten Quartal schneiden beide Institute gut ab, vor allem eins von ihnen überrascht.
Ungeachtet des russischen Überfalls auf die Ukraine und der schwerwiegenden wirtschaftlichen Folgen haben Deutsche Bank und Commerzbank ihre Gewinne im ersten Quartal gesteigert, die Commerzbank sogar deutlich stärker als von Fachleuten erwartet. Bei der Deutschen Bank belief sich der Überschuss auf 1,06 Milliarden Euro nach Abzug von Zinszahlungen auf Anleihen. Im ersten Quartal 2021 waren es noch gut 900 Millionen Euro gewesen. Es ist das beste Quartalergebnis des Instituts seit neun Jahren. Bei der Commerzbank stieg der Nettogewinn von 133 Millionen Euro im Vorjahr um mehr als das Doppelte auf 284 Millionen Euro. Expert:innen hatten nur mit knapp 170 Millionen Euro gerechnet.
Commerzbank-Chef Manfred Knof zeigte sich sehr zufrieden mit dem Ergebnis, räumte aber ein: „Allerdings haben die wirtschaftlichen Folgen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine unserer Risiko-Ergebnis belastet.“ Für mögliche Probleme und Ausfälle aufgrund des Kriegs hat die Commerzbank rund eine halbe Milliarde Euro zurückgelegt. Mitte März hatte das Institut die Außenstände in Russland mit rund 1,3 Milliarden Euro angegeben.
„Widerstandsfäig wie seit vielen Jahren nicht“
Die Deutsche Bank nennt für das erste Quartal ein Netto-Kreditengagement in Russland von 500 Millionen Euro und beziffert weitere Risiken auf eine Milliarde Euro. Die Barguthaben in Rubel bei der russischen Zentralbank beliefen sich auf umgerechnet 900 Millionen Euro. Die Risikovorsorge erhöhte die Deutsche Bank deutlich von 69 Millionen auf 292 Millionen Euro. „Zwar sehen wir noch keine größeren Zahlungsausfälle, aber wir sind besser gewappnet, um mögliche Ausfälle in der Zukunft auffangen zu können“, betonte Bank-Chef Christian Sewing. Das Institut mache keine neuen Geschäfte in Russland und setze die Sanktionen vollumfänglich um, kümmere sich aber um die Beschäftigten vor Ort in Moskau und investiere in die Steuerung von Technologie-, Cyber- und anderen Risiken.
Sewing zufolge haben die vergangenen Wochen und Monate „bewiesen, dass wir in besonders schwierigen Zeiten besonders gut sind“. Das Risikomanagement sei erstklassig, das Wachstum stehe auf einer breiten Basis. „Unsere Bank ist so widerstandsfähig wie seit vielen Jahren nicht.“ Er sei überzeugt, dass das Geldhaus auch für schwierige Zeiten gerüstet sei. Man habe natürlich die wachsenden Risiken im Auge. Vor Steuern meldete die Bank einen Gewinn von 1,7 Milliarden Euro, ein Plus von vier Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2021.
Den mit Abstand stärksten Zuwachs gab es in der Privatkundensparte. Dort erhöhte sich der Vorsteuergewinn um 54 Prozent auf 419 Millionen Euro. Sewing zufolge ist das Beleg für die deutlich gesteigerte Effizienz. Die resultiert auch daraus, dass gegenüber dem Vorjahr rund 200 Niederlassungen auf jetzt noch 1669 gestrichen wurden und in der Privatkundensparte weitere knapp 1600 Vollzeitstellen weggefallen sind. Die Bank hat dort nun noch 27 900 Beschäftigte. Ende März waren es in der gesamten Bank weltweit noch 83 000.
Hauptträger des Gewinns der Deutschen Bank bleibt die Investmentbank mit 1,5 Milliarden Euro, was allerdings nur ein Prozent mehr war als im Vorjahr. Für die Unternehmensbank meldet das Institut einen Vorsteuergewinn von 291 Prozent, ein Plus von 25 Prozent, in der Vermögensverwaltung sind es 209 Millionen Euro, ein Zuwachs von zwölf Prozent.
Sehr überraschendes Ergebnis
Die Eigenkapitalrendite nach Steuern stieg von 7,4 Prozent auf 8,1 Prozent und damit über die von Sewing für das gesamte Jahr angepeilten acht Prozent. Man habe insgesamt „Großartiges“ geschafft und bewiesen, dass man die ehrgeizigen Ziele erreichen könne. Eine konkrete Prognose lieferte Sewing nicht. Analyst:innen rechnen in diesem Jahr mit einem Nettogewinn von 3,5 Milliarden Euro. 2021 waren es 1,9 Milliarden Euro.
Die Commerzbank legte nach Angaben von Fachleuten ein fast schon sensationelles Ergebnis vor. Details wird sie erst am 12. Mai veröffentlichen. Das Betriebsergebnis lag bei 544 Millionen Euro. Profitiert hat die Bank von den gestiegenen Zinsen. Dadurch erhöhte sich der Zinsüberschuss um zwölf Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. Insgesamt habe man die Belastungen durch die Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine mehr als auffangen können, so Bankchef Knof. Für das gesamte Jahr erwartet er einen Konzerngewinn von mehr als einer Milliarde Euro.
An der Börse kamen die Zahlen gleichwohl nicht gut an: Die Deutsche-Bank-Aktie verlor am Mittwoch bis zum Nachmittag mehr als fünf Prozent. Die Commerzbank-Papiere dagegen gewann zeitweise mehr als fünf Prozent.