Nach Viessmann-Verkauf: Deutschlands größter Heizungsbauer beendet Geschäft mit Ölheizungen
Deutschlands größter Heizungsbauer Thermondo stoppt ab sofort den Verkauf aller Ölheizungen. Und das, obwohl die Nachfrage dieses Jahr gestiegen ist.
Berlin – Das Gebäudeenergiegesetz ist zwar noch nicht beschlossene Sache, doch es ist bereits klar, dass das Ende der fossilen Heizungen eingeläutet wird. Die Branche stellt sich auf Wärmepumpen, Fernwärme und Biomasse um, Gas- und Öl-Heizungen sollen nämlich ab 2024 nur noch in Ausnahmefällen installiert werden. Eine Firma geht sogar schon den nächsten Schritt: Ab sofort verkauft der Heizungsbauer Thermondo keine Ölheizungen mehr.
„Die Wärmewende muss Fahrt aufnehmen“
„Mit der anhaltenden Diskussion um die GEG-Reform ist auch die Nachfrage nach Ölanlagen noch einmal gestiegen“, schreibt Deutschlands größter Heizungsbauer. Doch das Berliner Unternehmen möchte nichts mehr mit den dreckigen Anlagen zu tun haben. „Jede Kilowattstunde Heizöl stößt etwa 266 Gramm CO₂ aus – bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 20.000 Kilowattstunden sind das rund 5,3 Tonnen pro Jahr“, so Thermondo. Aus diesem Grund werden Ölkessel mit sofortiger Wirkung aus dem Sortiment genommen. Stattdessen soll das Geschäft mit Wärmepumpen und Solaranlagen hochgefahren werden.

Wer eine Ölheizung bei Thermondo schon bestellt hat, wird diese noch bekommen. Auch Wartungen bestehender Anlagen sollen weitergehen, doch neu eingebaut werden nur noch Wärmepumpen und Gasheizungen. Aber auch letzteres soll demnächst bei Thermondo auslaufen: „Wir wünschen uns von der Politik in Bezug auf das GEG deshalb schnelle Klarheit und ein Inkrafttreten der 65% EEG-Regel für neue Heizungen ab 2024, damit wir hier auch die nächsten Schritte planen und ab spätestens ab 2024 ganz klar auf die Wärmepumpe fokussieren können,“ so ein Pressesprecher zu Ippen.Media.
„Die Wärmewende muss weiter Fahrt aufnehmen: Fossile Energieträger sind ein Auslaufmodell. Jetzt noch schnell eine Ölheizung einzubauen, die dann 20 Jahre tonnenweise CO₂ produziert, ist weder ökologisch noch finanziell sinnvoll“, sagt der CEO und Gründer von Thermondo, Philipp Pausder, zu der Entscheidung
Eigenen Angaben zufolge ist Thermondo der größte Heizungsinstallateur Deutschlands. Dabei wurde das Unternehmen erst 2013 in Berlin gegründet. Die Firma hat 500 festangestellte Handwerker:innen, insgesamt beschäftigt das Unternehmen 800 Mitarbeitende. Thermondo ist erst 2022 in das Wärmepumpengeschäft eingestiegen, davor wurden ausschließlich Öl- und Gasheizungen installiert.
Heizungsbranche erlebt größten Boom seit den 90ern
Mitten in der Debatte erlebt die Heizungsindustrie einen Boom. Selten hat die Branche so viele Heizungen verkauft wie in diesem Frühjahr, berichtete am Dienstag der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH). Nach 980.000 verkauften Heizungen im gesamten Jahr 2022 hält der Verband in diesem Jahr mehr als eine Million verkaufte Anlagen für möglich. Dies wären laut BDH-Abteilungsleiter Ralf Kiryk so viele wie zuletzt Mitte der 1990er Jahre. Besonders stark wuchs die Sparte der Wärmepumpen, die Verkaufszahlen stiegen hier um 111 Prozent.
Allerdings sind es nicht nur die klimaneutralen Wärmepumpen, die besonders häufig verkauft werden. Mehr als die Hälfte der neuen Anlagen wird den Angaben zufolge mit Gas befeuert. Der Verband verzeichnete hier eine Zunahme um 14 Prozent. Bei Ölheizungen verdoppelten die Hersteller ihren Absatz im Vergleich zum Vorjahr sogar und verkauften 21.500 Anlagen.