1. Startseite
  2. Verbraucher

Immer mehr Restaurants vergeben nur noch Zeitfenster – ein Ende der Gemütlichkeit?

Erstellt:

Von: Anna-Lena Kiegerl

Kommentare

Viele Restaurants bieten nur noch Reservierungen mit Zeitslots an. Für die Gastronomen eine Möglichkeit, mehr Kundschaft zu bedienen – für Gäste oft ein Ärgernis.

München – Wer in einem Restaurant essen geht, erwartet meistens ein paar gemütliche und unbeschwerte Stunden mit Freunden oder Familie. Doch immer öfter wird diese Zeit begrenzt. Denn besonders in großen Städten werden Zeitslots für Reservierungen zunehmend zur gängigen Praxis. Dabei ist das eher weniger gemütlich.

Zeitfenster auch in Münchner Restaurants – Reservierungen nur für bestimmte Zeit

Auch in München gibt es bereits Restaurants, die mit Zeitslots für Reservierungen arbeiten. So zum Beispiel das „Fesch“ im Münchner Glockenbachviertel. Hier gibt es am Abend zwei verschiedene Zeiten zum Reservieren. Entweder ab 17.30/18.00 Uhr für zwei Stunden oder ab 19.45 Uhr, dann aber für den gesamten Abend.

New York, Los Angeles und London: Zeitfenster bereits gängige Praxis

In teureren Städten ist das schon länger an der Tagesordnung. In New York, Los Angeles, San Francisco, London, Paris, Kopenhagen und Stockholm werden Tische teilweisen bis zu dreimal an einem Abend besetzt. Für viele Menschen sind die Time Slots ein Ärgernis: „Ich fühle mich dann getrieben und wie eine Geldmaschine, die rasch gehen soll“ oder „Ich finde das irgendwie unsympathisch“ sind Sätze, die man oft zu hören bekommt.

Reserviert - Schild steht auf dem Tresen eines Berliner Restaurants Reserviert
Reservierungen werden immer öfter zeitlich begrenzt. © Imago/Seeliger

Doch es kann auch positives aus den zeitlich begrenzten Reservierungen gezogen werden. Denn diese verhindern schließlich, dass Speis und Trank noch teurer werden, als es derzeit schon der Fall ist. Mehrfachauslastung kann den Gastronomen in der aktuell schwierigen Situation weiterhelfen und die Situation entspannen, denn auch für sie sind die aktuell hohen Energie und Rohstoff-Kosten ein großes Risiko.

Zeitfenster bei der Reservierung in Restaurants seien „rechtlich nicht zu beanstanden“

Auch rechtlich gibt es an dem Konzept wenig auszusetzen. „Das Reservierung-Zeitfenster ist rechtlich nicht zu beanstanden“, erklärt Julia Zeller, Juristin bei der Verbraucherzentrale Bayern. Es falle unter die Vertragsfreiheit, die Gastwirte könnten den Zeitrahmen für den Besuch der Gäste beliebig festlegen, so Zeller.

Zeitslots in Restaurants: Das Ende der Gemütlichkeit?

Ob der Zeitrahmen im Restaurant jedoch förderlich für die Zufriedenheit und vor allem auch die Gemütlichkeit eines Restaurantbesuchs ist, bleibt infrage zu stellen. Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur erklärt Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband: „Dies ist definitiv nicht das Ende der deutschen Gemütlichkeit. Für nachhaltigen Erfolg sind gutes Essen, freundlicher Service und die Wohlfühlatmosphäre die entscheidenden Faktoren.“

Gezwungen ist niemand, ein Restaurant mit Zeitslots zu besuchen. Denn es gäbe auch weiterhin Restaurants ohne Zeitslots und auch solche, bei denen man auch ohne Reservierung einen Platz findet, so Hartges.

Und noch eine weitere Neuheit gibt es, was Reservierungen im Restaurant betrifft: Denn wer reserviert und nicht kommt, muss bei einigen Gastronomiebetrieben nun mit hohen Geldstrafen rechnen. (alk/dpa)

Auch interessant

Kommentare