Eis wird so teuer wie nie – bald zwei Euro für eine Kugel?
Lebensmittel werden immer teurer – auch das Speiseeis. Was hinter dem Kostenanstieg steckt und ob der Eispreis legitim ist, erklären Experten.
Hamburg – An den ersten sonnigen Tagen im Frühling führt der Weg vieler Menschen an einer Eisdiele vorbei. Das erste Eis des Jahres ist schließlich für Klein und Groß etwas Besonderes. Der Preis dürfte jedoch viele erschrecken. Inzwischen kostet eine Kugel Eis in den Metropolen zwischen 1,70 und 2,50 Euro – Tendenz steigend. Ist eine solche Preiserhöhung gerechtfertigt?
Eispreis 2023: Eine Kugel Eis bis zu 40 Cent teurer
Inzwischen kostet eine Kugel Eis vielerorts durchschnittlich 20 bis 40 Cent mehr, als im vergangenen Jahr. Auch kleine Ortschaften erleben diese Preiserhöhung. Grund sind die steigenden Lebensmittelpreise seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. „Für Zucker zahle ich 60 Prozent mehr als im letzten Jahr, für Eiswaffeln 40 Prozent, bei Dextrose über 100 Prozent, und das Bindemittel Johannisbrotkernmehl kostet mich 250 Prozent mehr“, erzählt Davina Utz, Inhaberin der Eisdiele „True & 12“ dem Spiegel. Hinzu kommen die höheren Strom-, Lohn- und Mietkosten. Das Statistische Bundesamt spricht von einem Anstieg von 30 Prozent der Erzeugerpreise für Speiseeis innerhalb eines Jahres.

Warum kostet eine Kugel Eis zwei Euro?
„Alles ist teurer geworden. Da steigen auch die Kosten bei der Eisproduktion“, sagt Annalisa Carino, Sprecherin des Verbands der italienischen Speiseeishersteller im Spiegel. Im Vergleich zu anderen Ländern sei Eis in Deutschland noch günstig. Bei den meisten Produkten steigt der Preis kontinuierlich – das ist bei Eis anders, da der Preis lediglich einmal pro Jahr angepasst wird. „So wird der Preissprung vom Verbraucher psychologisch viel stärker wahrgenommen“, erklärt auch Michael Grömling, Konjunkturexperte des Instituts der Deutschen Wirtschaft.
Auch der Mindestlohn habe auf den Eispreis größeren Einfluss als auf die meisten anderen Lebensmittel. Laut Grömling würden viele Mitarbeitende in Eisdielen zum Mindestlohn arbeiten. Dazu komme das Risiko von schlechtem Wetter und der Überproduktion – all das sei in den Preis mit eingerechnet. Vereinzelt könne es aber zu Inhaber:innen geben, die aus den ohnehin steigenden Kosten noch Gewinn schlagen wollen. Das sei jedoch nicht die Regel.
Kugelpreis: Erinnerungen an den Preis zu Kindheitstagen
Zudem liege das Problem beim Eispreis darin, dass sich jeder genau an den Kugelpreis in der Kindheit erinnern könne. „Eis weckt bei den Deutschen nostalgische Erinnerungen“, so Carnio. Die Eishersteller:innen seien außerdem Handwerker:innen, die ein Qualitätsprodukt produzieren. Eis sei ein Luxus. „Die allgemein gestiegenen Kosten werden beim Eis sichtbar wie in einem Brennglas“, sagt Grömling. Der Eispreis ist also ein Spiegel der bereits angestiegenen Lebensmittel- und Energiekosten. (hk)