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BGH zögert, Schufa reagiert: Was die kürzere Speicherdauer für die Wohnungssuche bedeutet

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Von: Carolin Gehrmann

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Negative Schufa-Einträge halten sich hartnäckig, selbst wenn Schulden bereits beglichen wurden. Die Schufa hat jetzt einen gewichtigen Punkt neu geregelt.

Frankfurt am Main – Die Regelungen zur Datenspeicherung bei der privaten Wirtschaftsauskunftei Schufa Holding AG werden immer wieder debattiert und von vielen auch infrage gestellt. Bisher war es Usus, die Daten über eine mögliche mangelnde Kreditwürdigkeit von Privatpersonen drei Jahre lang zu speichern. Das galt auch nach Privatinsolvenzen, selbst wenn die Personen die ausstehenden Beträge mittels einer gerichtlich genehmigten Restschuldbefreiung neutralisiert hatten und somit in der Folge schuldenfrei waren.

Schufa will mit Neuregelung „mehr Klarheit und Sicherheit für die Verbraucherinnen und Verbraucher schaffen“

Daran hatte es immer wieder Kritik gegeben. Auch der zuständige Generalanwalt am Europäischen Gerichtshof (EuGH) hatte die Speicherzeit von drei Jahren in Deutschland als zu lange bemängelt, da dies für Betroffene erhebliche negative Folgen haben kann, und sich für eine verkürzte Speicherung ausgesprochen. Die Schufa selbst hat indes bereits auf diese Forderungen reagiert, auch wenn der Bundesgerichtshof (BGH) mit einer Festlegung noch zögert und zunächst die Entscheidung des EuGH in der Sache abwarten will.

Die Speicherdauer für die Einträge zu abgeschlossenen Privatinsolvenzen wird demnach von drei Jahren auf sechs Monate verkürzt. Damit wolle man mehr Klarheit und Sicherheit für die Verbraucher:innen schaffen, erklärt das Wiesbadener Unternehmen am 28. März in einer Pressemitteilung.

Schufa-Änderung: Was die Verkürzung der Datenspeicherung nach Privatinsolvenz bedeutet

Mit der Entscheidung wolle man Restschuldbefreiten einen schnellen wirtschaftlichen Neustart ermöglichen, sagte Schufa-Vorstand Ole Schröder der Mitteilung zufolge. Ganz konkret bedeutet das: Alle Einträge zu einer Restschuldbefreiung, die zum Stichtag 28. März 2023 länger als sechs Monate gespeichert sind sowie alle damit verbundenen Schulden werden nach sechs Monaten rückwirkend gelöscht, versichert man vonseiten der Schufa AG. Die Löschung geschehe zudem automatisch, die Verbraucher:innen müssten sich nicht selbst darum kümmern.

Wie sich die Verkürzte Speicherung der Schufa-Einträge auf die Wohnungssuche auswirkt

Symbolbild Schufa-Eintrag Bonitätscheck
Bei einigen Daten für die Schufa-Bonitätsauskunft wird die Speicherdauer jetzt radikal verkürzt. © IMAGO/Political-Moments

Wer also derzeit mit einem schlechten Schufa-Score wegen einer zurückliegenden Privatinsolvenz zu kämpfen hat, kann darauf hoffen, dass auch seine Daten zur Bonität von der Streichung betroffen sind und damit schon bald keinen Einfluss mehr auf den Schufa-Score haben. Das dürfte für Betroffene künftig vieles erleichtern, allen voran wohl bei den meisten die Wohnungssuche, die mit negativem Schufa-Eintrag eher schwierig ist. Vermieter:innen dürfen die Bonitätsauskunft zwar eigentlich nicht schon vorab verlangen, wie tagesschau.de schreibt. In der Praxis ist es allerdings größtenteils üblich, dass Bewerber:innen ihren Schufa-Bonitätscheck freiwillig mit in die Bewerbungsmappe legen, um ihre Chancen auf den erhofften Zuschlag zu erhöhen – gerade in Regionen mit angespanntem Wohnungsmarkt.

Was ein negativer Schufa-Eintrag bedeutet und wie der Score berechnet wird

Was heißt es überhaupt, einen negativen Schufa-Eintrag zu haben und was ist dann im Gegenzug die sogenannte „positive Schufa-Auskunft“, die in Wohnungsangeboten so oft verlangt wird? Der sogenannte Schufa-Eintrag ist eigentlich in dem Sinne kein schriftlicher Eintrag über die Kreditwürdigkeit, sondern diese wird in Form eines Scoring-Werts abgebildet. Der Schufa-Score drückt die Wahrscheinlichkeit aus, dass jemand seinen Zahlungspflichten nachkommt, er wird als Prozentwert dargestellt. 

Dieser Wert über die Kreditwürdigkeit berechnet sich aus einer Reihe von Faktoren, darunter persönliche Daten wie Name, Geburtsdatum und Anschrift, aber auch Informationen zu Bankkonten, Kreditkarten und Krediten sowie Handy- und Leasingverträgen, Bürgschaften, Nutzerkonten bei Versandhändlern. Wer hier nicht in Verzug geraten ist, muss auch nicht mit negativen Einträgen rechnen, die den Score herabsenken. Insolvenzverfahren oder angemahnte und unbeglichene Forderungen gehören zu den Faktoren, die sich negativ auf den Score auswirken.

Bei welchen Schufa-Werten das Risiko eines Zahlungsausfalls als gering gilt

Vermieter:innen möchten natürlich am liebsten Mieter:innen mit einem sehr geringen Risiko, was die Zahlungsfähigkeit angeht. Als sehr gering gilt das Risiko mit einem Score-Wert von über 97,5 Prozent. Immer noch gut steht man mit einem Wert von 95 bis 97,5 Prozent da, denn das bedeutet, dass das Risiko als gering bis überschaubar eingeschätzt wird. Bei 90 bis 95 Prozent hat man noch ein zufriedenstellendes bis erhöhtes Risiko. Darunter wird es dann schon schwierig.

Bei der Vergabe von Wohnungen haben Interessenten dann Probleme. Genau wie bei der Kreditvergabe, beim Bestellen auf Rechnung bei einem Versandhandel und wenn man Laufzeitverträge, zum Beispiel Handyverträge, abschließen möchte.

Wie man den Schufa-Score verbessern kann und wie oft er neu berechnet wird

Am einfachsten befreien sich Verbraucher:innen von negativen Schufa-Einträgen, indem sie abwarten, dass sie gelöscht werden und vermeiden, dass neue Einträge dazukommen. Dann erhöht sich der Schufa-Score sozusagen mit der Zeit von allein. Mit der aktuell vermeldeten Neuregelung in Bezug auf die Privatinsolvenzen kann das für einige Betroffene sogar deutlich schneller gehen, als erwartet. Doch auch sonst gibt es Möglichkeiten, um den Score zu verbessern beziehungsweise stabil zu halten.

Das Portal immobilienscout24.de rät: Rechnungen und Ratenzahlungen immer pünktlich und vertragsgemäß bezahlen, um Mahnungen zu vermeiden, denn diese senken den Score ab. Wenn es doch passiert ist, die versäumte Zahlung möglichst schnell nachholen. Grundsätzlich sollte man darauf achten, Kreditlinien nicht zu überziehen. Der Score wird fortlaufend neu berechnet und alle drei Monate, also jedes Quartal, aktualisiert.

Welche Faktoren sich negativ auf den Schufa-Score auswirken

Negativ wirken sich auch häufige Umzüge aus, denn die Schufa wertet kürzlich erfolgte Wohnortwechsel nach eigenen Angaben als erhöhtes Risiko, in der Folge in Zahlungsschwierigkeiten zu geraten. Günstig sei es hingegen, wenn man möglichst lange am selben Ort wohnt. Auch laufende Kredite oder Leasingverträge fließen in den Schufa-Score mit ein und verschlechtern diesen, da Ratenkredite als finanzielle Belastung angesehen werden. Wer viele Kreditkarten besitzt, gilt statistisch ebenfalls als weniger kreditwürdig, da dies so ausgelegt werden kann, dass man seine Ausgaben möglicherweise nicht im Griff hat.

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