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Umstrittene Rentenreform: Wie funktioniert die Rente in Frankreich?

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Von: Sandra Kathe

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Dass das Rentenalter angehoben werden soll, zieht in Frankreich seit Wochen Proteste nach sich. Wie das System aufgebaut ist und warum es kritisiert wird.

Paris – Schon seit Monaten wird in Frankreich um eine umstrittene Rentenreform in Frankreich gestritten, die das Renteneintrittsalter der Französinnen und Franzosen schrittweise von 62 auf 64 Jahre anheben soll. Jetzt gilt die Rentenreform nach zwei fehlgeschlagenen Misstrauensanträgen gegen die Pläne von Emmanuel Macron und Premierministerin Elisabeth Borne als angenommen und die Proteste eskalieren weiter. Doch wie funktioniert eigentlich das Rentensystem in Frankreich und wie unterscheidet es sich vom Modell der Rente in Deutschland?

Zunächst basiert das Rentensystem in Frankreich auf zwei verschiedenen Teilmodellen, einem Allgemeinen System (Régime général) und einem verpflichtenden Zusatzversicherungssystem, wie die Deutsche Rentenversicherung auf ihrer Website erklärt. Mit dieser doppelten Absicherung soll erreicht werden, dass neben der allgemeinen Rente, die sich nach dem Einkommen in den 25 einkommensstärksten Jahren berechnet, auch zusätzliche Leistungen in Anspruch genommen werden können. Zudem gibt es für bestimmte Berufsgruppen, darunter Landwirte, Beamte und Selbstständige, gesonderte Zusatzsysteme.

Dass das Rentenalter in Frankreich auf 64 angehoben werden soll, erhitzt die Gemüter.
Dass das Rentenalter in Frankreich auf 64 angehoben werden soll, erhitzt die Gemüter. © Clement Mahoudeau/dpa

Streit um das Rentenalter: Französischer Durchschnitt liegt etwas über 60 Jahre

Wie auf der Internetseite der Europäischen Kommission erklärt wird, liegt die bisherige Altersgrenze, um in Frankreich in Rente zu gehen, für alle Geburtsjahrgänge ab 1955 bei 62 Jahren. Wer lange genug eingezahlt hat, aber später in Rente geht, wird unter Umständen mit Rentenzulagen („surcote“) belohnt. Andere, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen oder sogar für bestimmte Arbeitgeber wie das französische Bahnunternehmen SNCF arbeiten, dürfen regulär sogar bereits früher, in bestimmten Fällen schon ab 52 Jahren, in Rente gehen.

Laut einer Auswertung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) lag das durchschnittliche Rentenalter in Frankreich im Jahr 2020 bei Männern bei 60,4 Jahren, bei den Frauen mit 60,9 etwas höher. Im europäischen Vergleich gehört dieser Durchschnittswert zu den niedrigsten. Und wie man an den aktuellen Protesten sieht, ist das durchschnittlich niedrige Rentenalter in gewisser Weise ein „Grundrecht“, an dem die Menschen in Frankreich auch stark festhalten.

Rente in Frankreich: Höhe ist abhängig von Höhe der Bezüge und Dauer der Einzahlung

Praktisch betrachtet beginnt jedoch auch in Frankreich die Rente für viele inzwischen immer später: Denn wer die volle Rente beziehen will, der muss, genau wie in Deutschland, eine bestimmte Zeit gearbeitet und Punkte für das Zusatzsystem gesammelt haben. Wer für eine volle Rente nicht lange genug eingezahlt hat, arbeitet länger. Mit 67 Jahren gibt es dann unabhängig von der Einzahldauer Rente ohne Abschlag – dies will die Regierung beibehalten, auch wenn die Zahl der nötigen Einzahljahre für eine volle Rente schneller steigen soll.

Von den gesammelten Punkten im Zusatzsystem ist letztlich auch abhängig, wie hoch die Rente ist, die man erhält. Ähnlich wie im Rentensystem in Deutschland hängt der Rentenbetrag letztlich von der Höhe der Bezüge sowie der Dauer des Einzahlens in die Rentenversicherung ab. Die monatliche Mindestrente will die Regierung mit ihrer Reform auf etwa 1200 Euro hochsetzen. Mit der Maßnahme soll eine drohende Lücke in der Rentenkasse geschlossen werden. (saka mit AFP/dpa)

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