Zahlreiche Supermärkte reduzieren Kaffeepreise: Experte rät zu Hamsterkäufen
Die Kaffeepreise sinken seit ein paar Wochen wieder. Es könnte sich also lohnen, Vorräte anzulegen. Ein Experte rät sogar zu Hamsterkäufen. Ist das sinnvoll?
München ‒ Kundinnen und Kunden, die dieser Tage im Supermarkt bei Rewe, Netto oder Edeka einkaufen gehen, könnten zur Abwechselung ein echtes Schnäppchen in den Einkaufswagen packen. Die Preise für Kaffee sinken im Lebensmittelhandel seit einigen Wochen. Die Handelsketten Aldi, Kaufland und Norma haben die Preise für gemahlenen Kaffee und ganze Bohnen deutlich gesenkt. Edeka, Rewe und Penny sind dem Beispiel gefolgt. Bei Aldi ist damit eine Eigenmarke in einer 500-Grammpackung um bis zu einem Euro billiger, als noch vor wenigen Wochen, berichtete Spiegel.de.
Kaufland verkündete laut Wirtschaftswoche (Wiwo) bereits Anfang Februar, den Preis für seinen Kaffee um 50 Cent pro halbes Kilo zu senken. Konkret zahlen Verbraucher aktuell für eine Amaroy-Mahlkaffee-Classic-Packung 3,49 Euro bei Aldi Süd.
Derartige Preise könnten Kundinnen und Kunden auf die Idee bringen, Kaffee zu Hause zu hamstern. Niemand weiß schließlich, wie lange die Preissenkung anhält. Denn Kaffee gehört für viele Deutsche als täglicher Muntermacher dazu. Im Durchschnitt trinkt laut Statistischem Bundesamt jeder deutsche Mensch im Jahr 167 Liter des koffeinhaltigen Getränks – das sind drei Tassen am Tag. Kaffee ist damit beliebter als Bier. Allein 2021 tranken die Deutschen 500 Millionen Tassen mehr als im Jahr zuvor.
Kaffeepreise im Handel sinken: Preiskampf im Handel tobt
Laut eines Experten der Wiwo lohnt es sich jetzt, die Kaffeevorräte aufzustocken. Denn um Kaffeepulver tobt ein Preiskampf im Handel. Dabei sinken die Kosten der Hersteller keinesfalls so stark wie die Preise im Handel. Der Handel schraubte dabei nicht nur an den Preisen der Eigenmarken. Auch Markenkaffee werde günstiger, heißt es laut Wiwo. Etwa bei Edeka. Die niedrigeren Preise könnten am Ende allerdings zur Herausforderung für die Markenhersteller werden. Denn die Preise für Kaffee sind auf dem Weltmarkt sehr volatil und hängen immer auch von der Ernte in den wichtigen Anbaugebieten wie Brasilien, Vietnam, Kolumbien oder Indonesien ab.
Auch 2022 war ein starkes Kaffeejahr
Die Deutschen haben im vergangenen Jahr mehr Röstkaffee gekauft als je zuvor. Mit 479.700 Tonnen liegt der Absatz von Röstkaffee laut Deutschen Kaffeeverband auf einem Rekordhoch. Der große Gewinner war dabei die Gastronomie. Der Kaffeekonsum im Außer-Haus-Markt legte um rund 45 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. Beim Kaffeekonsum zu Hause liegt das Segment „ganze Bohne“ im Trend: Dessen Marktanteil stieg 2022 um rund acht Prozent und liegt inzwischen laut Deutschen Kaffeeverband bei etwa 44 Prozent – und damit nahezu gleichauf mit gemahlenem Röstkaffee. Für das Jahr 2023 erwartet der Verband, dass erstmals mehr „ganze Bohnen“ als klassischer, gemahlener Röstkaffee verkauft werden.
In den beiden vergangenen Jahren etwa fielen Ernten in wichtigen Anbaugebieten wie Brasilien schlecht aus, die Lagerbestände leerten sich. Der Preis für Kaffee am Weltmarkt stieg deshalb laut Wiwo auf über 2,40 Euro je Pfund an. Dieses Jahr konnten die Kaffeebauern und Bäuerinnen wieder mehr ernten, der Preis sank zum Jahreswechsel auf rund 1,50 Euro je Pfund. Doch seitdem bewege sich die Kurve wieder nach oben und ist mittlerweile bei 1,80 Euro je Pfund angekommen.

Kaffeepreise im Handel sinken: Kosten für Verpackung, Transport und Steuern schlagen auch zu Buche
Was das für die Preise für Verbraucher:innen konkret perspektivisch bedeutet, lässt sich derzeit nicht vorhersagen. Denn der Kaffeepreis hängt nicht nur an den derzeit niedrigen Weltmarktpreisen ab. Die Kundinnen und Kunden zahlen auch die Kosten für die Verpackung, für den Transport, ebenso wollen der Handel und der Staat ihren Anteil haben. In Deutschland bringt allein die Kaffeesteuer jährlich laut Statistischem Bundesamt eine Milliarde Euro dem Bund ein. Bei den Herstellern sind viele dieser Kosten gestiegen. Und am Ende wollen auch die Arbeitenden auf der Plantage noch etwas verdienen. Doch das scheint offenbar schwierig, solange die Kaffeepreise weiter sinken.
Fair gehandelter Kaffee hat am Ende eben auch seinen Preis. „Wenn wir wirklich ein Interesse haben, dass Menschen am Beginn der Kaffee-Lieferkette davon leben können, dann finde ich, sollte man sich überlegen, wie muss man diese Kette gestalten, damit alle am Ende des Tages davon etwas Sinnvolles haben“, sagt Katharina Roehrig, Melittas Co-Geschäftsführerin, in der Wiwo. Heißt soviel wie: Auch wenn derzeit die Preise im Handel für Verbraucher:innen sinken, dauerhaft müssen die Konsumierenden vielleicht wieder mehr für ihren Kaffee zahlen. Wer jetzt also ein paar Packungen mehr im Handel mitnimmt, macht sicher keinen Fehler.