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Aldi, Lidl, Rewe: Bundesregierung rechnet mit sinkenden Lebensmittelpreisen

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Von: Stella Henrich

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Die Preise für Lebensmittel sind für Verbraucher:innen nach wie vor auf hohem Niveau. Die Bundesregierung sieht erste Zeichen für eine Entspannung auf den Märkten.

Kassel ‒ Die Inflation hierzulande schwächt sich zwar ab. Doch viele Verbraucher:innen spüren die Entlastungen beim Einkaufen in den Märkten von Aldi, Lidl, Rewe und Kaufland noch nicht im eigenen Portemonnaie. Das liegt vor allem daran, dass Verbraucher:innen laut Statistischem Bundesamt im April 17,2 Prozent mehr für Nahrungsmittel zahlen mussten als noch ein Jahr zuvor. Außerdem verteuerte sich die Energie für alle Haushalte hierzulande (+ 6,8 Prozent). Diese Situation für Verbraucher:innen veranlasste nun die Opposition zu einer „Kleinen Anfrage“ im Bundestag, „wie die Erwartungen der Bundesregierung für das Jahr 2023 mit Blick auf die Preisentwicklung in Deutschland bei Lebensmitteln grundsätzlich sowie im Besonderen bei Obst, Gemüse, Speiseölen, Milch, Käse, Butter und Fleisch sind?“

Aldi, Lidl, Rewe, Kaufland und mehr: Entspannung der Lebensmittelpreise?

Die Berliner Ampel-Koalition antwortet mit einem 36-seitigen Schreiben. Daraus geht hervor, dass sich nach den „zum Teil deutlichen Preisanstiegen für Agrarrohstoffe und Energie im letzten Jahr [...] bei den meisten Märkten derzeit eine deutliche Entspannung“ zeige. Dies habe Einfluss auf die Produktions-, Verarbeitungs- und Distributionskosten und werde sich mittelfristig auch in den Lebensmittelpreisen im Supermarkt niederschlagen, beispielsweise bei Aldi, Lidl oder Kaufland. Die Regierung räumt allerdings ein, „dass für die einzelnen Produkte keine verlässliche Prognose gemacht werden kann.“ Denn die Preisanpassung hänge von der Art und Dauer der verschiedenen Produktionsprozesse entlang der Wertschöpfungskette sowie der Art der Vermarktung ab.

Der agrarpolitische Sprecher der CDU/CSU Albert Stegemann dagegen glaubt, dass die Ampel noch nicht in der politischen und marktwirtschaftlichen Realität angekommen ist, berichtet die Lebensmittel-Zeitung (LZ). Von einer deutlichen Entspannung könne keine Rede sein. Dass sich die gestiegenen Lebensmittelpreise in den Supermärkten und Discountern wieder entspannen und auf das Niveau vor Beginn des Ukraine-Krieges zurückgehen, „ist zudem mehr als unwahrscheinlich“, so Stegemann weiter.

Geld. Einkauf, Lebensmittel im Bild zu sehen.
Die Preise in Supermärkten und Discountern sind für die Verbraucher weiterhin hoch. (Symbolbild) © Felix Schlikis/imago

Lebensmittelpreise bei Aldi, Lidl, Rewe und Kaufland weiterhin hoch: Milch, Brot, Getreide, Zucker, Fleisch

Tatsächlich verteuerten sich die Preise für Nahrungsmittel für Verbraucher:innen laut Bundesamt für Statistik im April 2023 überdurchschnittlich um 17,2 Prozent gegenüber März. Der Preisauftrieb für Nahrungsmittel habe sich zwar etwas abgeschwächt. Er lag im März noch bei +22,3 Prozent. Allerdings wurden im April 2023 bei allen Nahrungsmittelgruppen Preiserhöhungen beobachtet, vor allem bei Molkereiprodukten (+34,8 Prozent), Brot und Getreideerzeugnissen (+21,3 Prozent), Fisch, Fischwaren und Meeresfrüchten (+19,7 Prozent) sowie Zucker, Marmelade, Honig und anderen Süßwaren (+19,6 Prozent). So die aktuellen Zahlen der Wiesbadener Behörde. Verbraucher:innen mussten in Supermärkten und Discountern wie Aldi, Lidl, Edeka, Rewe oder Kaufland also tiefer in die Tasche greifen.

Die Ampel scheint noch nicht in der politischen und marktwirtschaftlichen Realität angekommen zu sein.

Albert Stegemann, agrarpolitischer Sprecher CDU/CSU

Auch beim Blick auf dieEinkaufspreise bei Düngemitteln zeigt sich ein deutlicher Anstieg der Preise. So haben sich die Preise für Kornkali im Vergleich von 2017 bis 2023 mehr als verdoppelt. Im September 2022 kostet eine Tonne Kornkali 645 Euro (2021: 291), der Stickstoffdünger Kalkammonsalpetern sogar 880 Euro (2021: 339 Euro) - so teuer wie nie zuvor. Doch laut Regierung zeichne sich seit Oktober 2022 eine deutliche Gegenbewegung bei den Preisen ab. CDU-Politiker Stegemann widerspricht der LZ zufolge der Regierung auch in diesem Punkt. „Zwar haben sich die Preise für Energie oder Düngemittel teilweise erholt, aber diese sind noch weit entfernt von dem Niveau von 2021.“

Lebensmittelpreise bei Aldi, Lidl, Edeka und Rewe: Auch Weizenpreise in die Höhe geschossen

Hersteller und Züchter:innen, ein entscheidender Faktor in der Nahrungsmittelkette, sind ebenfalls besorgt über die Preisentwicklung auf den Märkten. Schweinezüchter:innen klagen über die höchsten Preise der vergangenen 30 Jahre. Mit 2,28 Euro pro Kilogramm Schlachtgewicht erreichen die Schweinepreise zwar einen neuen Höchststand. Dennoch haben viele Landwirt:innen die Haltung bereits aufgegeben, weil sie nichts mehr an der Aufzucht im Stall, der Schlachtung und dem späteren Verkauf der Masttiere verdienen. Dabei spielen auch die Preise für Gas und Getreide eine Rolle, um kostendeckend arbeiten zu können. Aber auch „die Weizenpreise (Anmerkung d. Red.: Weizen und Mais sind Hauptfuttermittel für Schweine) sind in Folge des Ukraine-Kriegs in die Höhe geschossen“, wie sich Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir in einem Interview mit der Zeitschrift „Internationale Politik“ äußerte.

Auch wenn sich die Inflation im April leicht abschwächt hat. Das Münchner ifo-Institut spricht von einem langsamen Rückgang der Preisentwicklung, für viele Verbraucher:innen wird das Geld knapp, sie stoßen wegen der gestiegenen Preise laut einer YouGov-Umfrage an ihre finanziellen Grenzen. Da fragen sich viele, wohin sollen die Preise im Lebensmittelhandel eigentlich noch führen? Denn selbst inzwischen reduzierte Kaffeepreise bei Rewe, Edeka und Netto und Co bleiben für die meisten Verbraucher:innen nur ein schwacher Trost.

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