Lidl-Verkäuferinnen reden Klartext: So bringen Kunden sie zur Weißglut

Immer mehr Mitarbeiter von Lidl und Co. verraten, worüber sie sich am meisten ärgern. Sie berichten von Anfeindungen in ihrem Berufsalltag.
Kassel – In Supermärkten kommt es häufig zu Spannungen zwischen dem Personal und den Kundinnen und Kunden. Immer mehr ehemalige Mitarbeitende von Discountern wie etwa Lidl melden sich zu Wort und verraten, mit welchen Marotten der Kundinnen und Kunden sie täglich zu kämpfen hatten.
Die Zeit bei Lidl sei wie ein Konfliktseminar gewesen, so eine ehemalige Mitarbeiterin des Discounters gegenüber Business Insider. Viele Kundinnen und Kunden hätten sich in ihren Augen unmöglich oder aggressiv verhalten. Ihnen fehle es oft an Respekt – sowohl gegenüber den Supermarktmitarbeitern als auch gegenüber den Lebensmitteln. Die drei nervigsten Eigenheiten hat sie dem Nachrichtenportal verraten:
Bei Lidl und Co. – Das stört Mitarbeiterinnen am meisten an den Kunden
- Mangelnde bis gar keine Kommunikation: Im Umgang mit dem Supermarktpersonal gebe es neben dem Anschreien das andere Extrem – gar keine Kommunikation, erzählt die ehemalige Mitarbeiterin. Oft würden Kundinnen und Kunden die Mitarbeiter an den Kassen entweder ignorieren oder mit unhöflichen Handbewegungen ihr Anliegen kundtun. „Ein „Hallo“ oder „Guten Tag“ würde die Stimmung schon meist verbessern.
- Fleisch nicht ins Kühlregal zurücklegen: Vermehrt komme es vor, dass verderbliche Produkte, die im Kühl- oder sogar Tiefkühlregal liegen müssen, einfach willkürlich in Regale abgelegt werden. Diese müssten dann direkt weggeworfen werden, weil die Kühlkette unterbrochen wurde. „Man merkt, dass die Leute keinen Respekt vor Lebensmittel haben – vielleicht weil die Produkte bis vor kurzem noch günstiger waren“, so die Mitarbeiterin weiter.
- An der Kasse zurück in den Laden gehen und andere warten lassen: Viele Kunden an den Kassen sind gestresst wie nirgends sonst. Ist die Stimmung ohnehin schon angespannt, laufen manche Kunden dann gerne zurück in den Laden, wenn ihnen einfällt, dass sie etwas vergessen haben. Andere Kundinnen und Kunden müssen dann warten. Bei langen Schlangen sei das sehr ärgerlich. „Wenn es wirklich nur kurz dauert, ist das vielleicht noch in Ordnung“, erzählt sie. Aber auch hier gilt: Kommunikation mit dem Personal. Wenn gefragt wurde, konnten die Kunden ihren Einkauf auch gerne bei ihr an der Kasse stehen lassen, während sie zurück huschen und die vergessene Artikel zusammensuchen.
Ärger bei Lidl und Co. – Was bringt Mitarbeitende besonders zur Weißglut
Eine Kassiererin eines anderen Discounters teilt ähnliche Erfahrungswerte. Gegenüber dem Spiegel erzählte sie, dass sie für viele Kundinnen und Kunden der Blitzableiter sei. Trotzdem bliebe sie in brenzligen Situation ruhig, da Beschwerden über einzelne Mitarbeiter ein Kündigungsgrund seien. Mehrmals pro Woche käme es auch zu kleineren Diebstählen. Viele würden nach dem Abwiegen von Obst auch nachträglich noch etwas nachlegen. Das könne aber an der Kasse nicht nachgewogen und überprüft werden.
Es hagelt aber nicht nur Kritik für die Kundinnen und Kunden. Auch der Discounter selbst gerät ins Visier seiner Angestellten. In der ZDF-Dokumentation „Lidl: Die Insider“, enthüllten Angestellte des Discounters anonym, mit welchen Verkaufstricks ihr Arbeitgeber mehr Gewinn machen möchte. (Vivian Werg)