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Kein Vogelgezwitscher mehr im Garten: Wo sind all die Vögel hin?

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Von: Sebastian Richter

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In deutschen Gärten ist es still geworden. Das Vogelgezwitscher bleibt vielerorts aus – die möglichen Gründe sind zahlreich.

Kassel – „Wohin sind unsere Vögel verschwunden?“ Diese Frage erreichte den Naturschutzbund Hessen (Nabu) in den vergangenen Wochen immer öfter. Nachdem im Frühling das Zwitschern noch überall im Garten zu hören war, ist es vielerorts still geworden. Was steckt dahinter?

Laut Nabu Hessen sei es völlig normal, dass es im Sommer in deutschen Gärten stiller geworden ist. „Der Gesang der Vögel hat zwei Funktionen: Einen Partner anzulocken und das Brutrevier zu markieren“ erklärt Bernd Petri, stellvertretender Landesvorsitzender des Nabu Hessen in einer Mitteilung. Außerhalb der Brutzeit sei es damit für die Vögel nicht notwendig zu singen. Sobald die Küken das Nest ab Mitte Juli verlassen, müssen ihre Eltern das Nest nicht mehr gegen Artgenossen verteidigen – stattdessen locke der Gesang mögliche Fressfeinde an.

Neue Vogelzählung „Stunde der Gartenvögel“
Brutkästen und Nisthilfen sind ein Muss, wenn man Vögel im eigenen Garten halten möchte. (Archivfoto) © Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild

Keine Vögel im Garten: Im Sommer verschwindet das Gezwitscher aus vielen Gärten

Es noch einen weiteren Grund, dass die Vögel vor allem im Frühling zu hören sind, wie der Nabu berichtet: Nach dem Ende der Aufzucht der Jungen beginnt bei den meisten Arten die sogenannte Mauser. Dabei tauschen die Vögel sämtliche Federn aus und können dementsprechend schlechter fliegen. Also verstecken sie die Vögel. In dieser Zeit entstehe „leicht der Eindruck, die Vögel seien einfach verschwunden“, so der Ornithologe Petri.

Wer den Vögeln allerdings dabei hilft, eigene Rückzugsräume zu schaffen, hat große Chancen, dass die Vögel im Garten bleiben. Dafür sei vor allem ein naturbelassener Garten wichtig, wie der Naturschutzverein BUND berichtet. Da Parks und landwirtschaftliche Flächen immer „aufgeräumter“ werden, fehle vielen Vögeln der Platz zum Nestbau. Der BUND empfiehlt, natürliche Nisthilfen zu schaffen. „Stachelige Büsche wie Schlehe, Brombeere oder Wildrose bieten Vögeln eine sichere Möglichkeit, ihre Küken großzuziehen“, heißt es vom BUND. Auch künstliche Nisthilfen seien den Vögeln eine Hilfe.

Garten ohne Vogelgezwitscher: Wie Sie die Vögel anlocken können

Auch die richtige Nahrung ist wichtig, dass sich Vögel wohlfühlen. Vogelexpertin Maria Becker hat zahlreiche Tipps, wie man die Vögel vom Bleiben überzeugen kann.

Vogelsterben in Deutschland: Rückgang der Vogelpopulation in Deutschland

Wenn man sich an die eigene Kindheit zurückerinnert, kann es einem auch so vorkommen, als hätte es früher generell mehr Vogelgezwitscher gegeben. Tatsächlich ist die Vogelpopulation insgesamt zurückgegangen. Vor allem die drei typischen Feldvögel sind weniger geworden: Sei 1980 gibt es 51 Prozent weniger Feldlerchen, beim Rebhuhn sind es 91 Prozent und die Kiebitze sind sogar um 93 Prozent zurückgegangen. (Stand: 2022, Quelle: Nabu).

Oft werden Windräder, natürliche Feinde und die Jagd für den Rückgang der Vogelpopulation verantwortlich gemacht. Laut Nabu ist der Hauptgrund allerdings, dass nicht genügend Jungvögel großgezogen werden. Das liege vor allem daran, dass die „Vögel keinen geeigneten Lebensraum und nicht mehr genügend Nahrung finden“. Um Vogelarten zu schützen, ist es sogar im Sommer verboten, die Hecke im Garten zu schneiden: Dadurch stört man nistende Tiere. Es drohen empfindliche Strafen. (spr)

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