Flugpreise gehen durch die Decke – doch Reiselust der Deutschen nach Corona ungebremst groß

Flüge sind nach Corona deutlich teurer geworden. Trotzdem ist die Nachfrage enorm groß. Was es mit den hohen Preisen und der Reiselust der Deutschen auf sich hat.
Bremen – Urlauber, die nach Griechenland oder Spanien fliegen wollen, müssen mittlerweile sehr viel tiefer in die Tasche greifen, als es noch vor Corona der Fall gewesen ist. Die Auswertung des Vergleichsportals idealo.de hat ergeben, dass Flüge in Europa um bis zu 57 Prozent teurer sind, als sie es noch vor der Pandemie waren. Auch Reisen im Allgemeinen werden immer teurer. Doch davon lassen sich die Deutschen nicht beirren – die Reiselust ist nach wie vor groß.
Flüge nach Griechenland um 57 Prozent teurer geworden als noch vor Corona
Die Jahresauswertung des Vergleichsportals idealo.de zeigt, dass die Flugpreise bereits auch im vergangenen Jahr stark gestiegen sind. Und auch die Buchungspreise für Urlaub liegen in Deutschland überdurchschnittlich hoch. Demnach mussten Urlauber 2022 für ihren Flug nach Griechenland, Mallorca oder in die Türkei bis zu 58 Prozent mehr zahlen als 2021.
Und auch für dieses Jahr müssen Reisende mit weiteren Preissteigerungen rechnen: „19 Euro nach Mallorca wird es so nicht mehr geben“, sagte Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt bereits im Oktober voraus, wie Focus online berichtet. Das Preisniveau von vor Corona wird so schnell nicht zurückkommen, meinte er.
Reisen immer teurer: Preise für Pfingsten und Sommerferien am meisten gestiegen
Und damit behielt er auch recht: Schon im März 2023 waren Reisen mit Hin- und Rückflug innerhalb Europas im Schnitt 12,4 Prozent teurer als im März 2019, berichtet der Spiegel. Aus bereits gebuchten Flügen hat idealo.de auch den Durchschnittspreis für die kommenden Monate berechnet. Besonders teuer wird der Urlaub über Pfingsten.
Denn im Mai gehen die Preise durch die Decke. Während ein Hin- und Rückflug nach Griechenland im Mai 2019 noch durchschnittlich 217 Euro kostete, liegt der Preis nun bei etwa 341 Euro. Das ist ein Anstieg um 57 Prozent. Flüge nach Spanien sind sogar um 60 Prozent teurer geworden, bei Italien sind es 44 und bei Kroatien und der Türkei 48 Prozent.
Ebenfalls tiefer in die Tasche greifen muss, wer in den Sommerferien eine Reise plant. Etwas weniger und doch stark gestiegen sind nämlich auch die Flugpreise für den August. Die Reise nach Spanien kostet im Sommer 2023 um 47 Prozent mehr als vier Jahre zuvor. Bei Portugal liegt die Preissteigerung im August bei 28 Prozent, bei der Türkei sind es 25 Prozent.
Personalmangel und Kosten sorgen für hohe Preise – Reiselust trotzdem groß
Dass die Flüge so teuer werden, hat viele Gründe. Zum einen sind steigende Personalkosten und die derzeit hohe Inflation ausschlaggebend, sowie auch Umweltauflagen. Denn viele Airlines setzen auf nachhaltiges Fliegen. Der Kerosinpreis, der seit Beginn des Ukraine-Kriegs stark angestiegen ist, ist ein weiterer Faktor. Zwar ist der Ölpreis inzwischen wieder gesunken, jedoch macht sich das laut Spiegel erst später an den Flugpreisen bemerkbar.
Offenbar lassen sich die reiselustigen Deutschen von den hohen Preisen nicht abhalten, denn die Nachfrage ist groß: „Die Fluggesellschaften berichten, dass ihnen die Tickets aus den Händen gerissen werden“, erzählt Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt dem Spiegel. Dem Bericht nach zeigen Daten der Reisesuchmaschine Kayak, dass die Suchanfragen für den Reisezeitraum Januar bis Oktober 2023 um 39 Prozent zum Vorjahr angestiegen sind.
Nachfrage größer als das Angebot: Zu wenig Flugzeuge – Urlauber verändern ihr Verhalten bei der Buchung
Das Problem: Die Nachfrage ist deutlich größer als das Angebot. Laut Spiegel fehlt es den Airlines wie auch in anderen Branchen an Personal und sogar an Flugzeugen. Wegen Lieferengpässen von Ersatzteilen verfügen die Fluggesellschaften über deutlich weniger Maschinen als noch vor der Pandemie. Dem Bericht nach waren laut der Europäischen Organisation zur Sicherung der Luftfahrt Eurocontrol 2022 insgesamt 9,3 Millionen Flugzeuge in der Luft. Das sind 83 Prozent der Flüge von 2019 und liegt damit immer noch weit unter dem Vor-Corona-Niveau.
Der Spiegel berichtet außerdem, dass sich das Verhalten bei den Buchungen von Flügen verändert hat. Luftfahrtexperte Gerald Wissel sagte demnach: „Wir sehen, dass die Menschen vor Corona wesentlich früher gebucht haben als jetzt.“ Kurzfristige Buchungen sollen nun im Trend sein. Aus diesem Grund sterben auch die Last-Minute-Schnäppchen aus, denn die Preise vergünstigen sich kurz vor Abflug nicht mehr. Fluggesellschaften verlassen sich auf Urlauber, die noch kurzfristig buchen und damit das Flugzeug füllen. (lea)