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Wärmepumpe zu laut? Einige Tricks reduzieren die Lautstärke

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Von: Ulrike Hagen

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Um den Schallpegel von Wärmepumpen zu minimieren und vor allem Nachbar:innen nicht zu stören, sollten verschiedene Maßnahmen berücksichtigt werden.

Berlin/Frankfurt – Auch wenn mit dem neuen Koalitionsbeschluss das Verbot von Öl- und Gasheizungen vom Tisch ist, der Plan der Bundesregierung steht. Ab 2024 soll der Einbau von Heizungen, die zu 65 Prozent „möglichst“ aus erneuerbaren Quellen gespeist werden, gefördert werden. In Deutschland werden deshalb immer mehr Hausbesitzer:innen zukünftig ihr Heizsystem auf Wärmepumpen umstellen.

Doch vor allem in eng bebauten Siedlungen können Wärmpumpen mit ihrer Geräuschentwicklung für nachbarschaftlichen Ärger sorgen. Expert:innen raten darum, schon im Vorwege bestimmte Dinge zu beachten, die die Schallemissionen minimieren. fr.de von IPPEN.MEDIA sprach mit Thomas Zwingmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Wärmepumpe zu laut? Mit diesen Tipps bekommen Sie die Lautstärke unter Kontrolle

Generell gilt, dass Wärmepumpen, die ausschließlich im Freien aufgestellt sind, in der Regel lauter sind als solche, die drinnen oder als Split-System (mit separaten Außen- und Inneneinheiten) betrieben werden. „Die Anlagen von Erdreich- und Grundwasser-Wärmepumpen befinden sich im Heizungskeller, und die Geräuschemissionen sind zu vernachlässigen“, erklärt Thomas Zwingmann von der Verbraucherzentrale NRW exklusiv gegenüber fr.de.

Eine Luft-Wärmepumpe vor einem Mehrfamilienhaus in Hilden in Deutschland
Dürfen jetzt auch den Mindestabstand zum Nachbargrundstück unterschreiten: Luft-Wärmepumpen © Robert Poorten/imago

Schlau sei es darum, schon bei der Auswahl des Wärmepumpen-Heizsystems auf mögliche Schallemissionen zu achten. Die meisten Immobilienbesitzer entscheiden sich dennoch aufgrund der niedrigeren Kosten für die ohnehin mit einigen Nebenkosten verbundene Installation von Luft-Wärmepumpen, die in der Regel im Außenbereich installiert werden – auch wenn es einige Alternativen zu Öl- und Gasheizungen gibt.

Wärmepumpen können sehr laut sei – bei der Auswahl des Gerätes unbedingt auf Hersteller-Angaben achten

Doch nicht nur die Wärmepumpen-Typen, auch die Gerätequalität entscheidet über deren Lautstärke, weshalb es sich lohnt, technische Werte zu vergleichen. „Die Hersteller:innen von Wärmepumpen geben in ihren Produktinformationen die Lautstärke in Dezibel an, daran kann man sich schon bei der Auswahl orientieren“, erklärt Thomas Zwingmann von der Verbraucherzentrale NRW. Die Geräuschemissionen an der Schallquelle, also direkt neben der Luftwärmepumpe, liegen üblicherweise zwischen 35 und 65 Dezibel (dB).

Grundsätzlich gilt dabei die Faustregel, dass 10 dB mehr als Verdoppelung der Lautstärke wahrgenommen werden. Mit zunehmendem Abstand vom Gerät nimmt der Schalldruckpegel ab. „Doch Schall wird sehr unterschiedlich wahrgenommen. Ich rate darum, wenn man ein Gerät in der engeren Auswahl hat, den Installateur zu fragen, ob es ein bereits aufgestelltes, ähnliches Gerät gibt, das man sich im laufenden Betrieb anhören kann.“

Abstand zu Nachbarn und Wänden: Der optimale Aufstellort für Wärmepumpen sichert den Hausfrieden

Nicht nur die ausreichende Entfernung zu Nachbarn:innen spielt eine Rolle. „Schall wird durch Reflexion verstärkt. Darum ist es enorm wichtig, beim Aufstellen der Pumpe darauf zu achten, dass ausreichend Abstand zu harten Reflexionsflächen wie Mauern und Wänden besteht“, rät Zwingmann gegenüber fr.de. Auf keinen Fall gehöre das Gerät in eine Hausecke oder Schlafzimmerfenster gestellt. Auch sei es notwendig, die Abstandsregelungen zum Nachbargrundstück einzuhalten.

„Die sind aber von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich“, so der Verbraucherschützer. „Im Idealfall haben betroffene Haushalte jeweils eine Wärmepumpe, die dann Rücken an Rücken aufgestellt werden können.“

Vorgeschriebener Abstand für Wärmepumpen in den Bundesländern

BundeslandAbstand zum Nachbargrundstück
Baden-WürttembergKein Mindestabstand, Lautstärke-Grenzwert: 35 - 45 dB nachts
BayernKeine einheitliche Regelung
BerlinMindestens 3 Meter
BrandenburgUnklar, ist sie aber weniger als 2 Meter hoch, gilt kein Mindestabstand
BremenKein Mindestabstand
HamburgMindestens 2,50 Meter, wenn Wärmepumpe gebäudeähnlich eingestuft wird
HessenKein Mindestabstand, Wärmepumpe darf max. 2 Meter hoch und 3 Meter lang sein
NiedersachsenUnklar, 3 Meter werden empfohlen
Nordrhein-Westfalen0,5 Meter
Rheinland-PfalzKein Mindestabstand
SaarlandKein Mindestabstand, Wärmepumpe darf nicht höher als 2 Meter sein
SachsenUnklar, 3 Meter werden empfohlen
Sachsen-AnhaltUnklar, 3 Meter werden empfohlen
Schleswig-HolsteinMindestens 3 Meter, wenn Wärmepumpe gebäudeähnlich eingestuft wird
ThüringenMindestens 3 Meter, wenn Wärmepumpe gebäudeähnlich eingestuft wird

Ausreichende Dämpfung und Schallschutz reduzieren Schallemissionen

Den gängigen Vorurteilen gegenüber Wärmepumpen zum Trotz: Viele moderne Geräte arbeiten sehr leise und haben sogar einen „Flüstermodus“ mit einer Schallleistung von unter 30 dB. Das bedeutet, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes flüsterleise sind. Zum Vergleich: 30 dB entspricht dem Ticken einer Armbanduhr, 40 dB der Lautstärke von Kühlschränken.

„Trotzdem ist es sinnvoll, an bestimmten Stellhebeln eine Geräuschentwicklung zusätzlich zu vermeiden – beispielsweise mit Schwingungsdämpfern, also Gummifüßen, die den Körperschall zum Fundament entkoppeln“, rät Thomas Zwingmann. „Auch Schallschutzhauben schlucken viele Dezibel. Dabei sollte jedoch darauf geachtet werde, dass die Ein- und Ausblasöffnungen der Pumpe frei bleiben. Sonst verringert sich die Effizient des Gerätes“.

Welche Lautstärke einer Wärmepumpe ist zulässig?

WohnortGrenzwert Tag (6:00 bis 22:00 Uhr)\tGrenzwert Nacht (22:00 bis 6:00 Uhr)
Kurgebiet45 dB(A)35 dB(A)
Reines Wohngebiet50 dB(A)35 dB(A)
Allgemeines Wohngebiet55 dB(A)40 dB(A)
Mischgebiet60 dB(A)45 dB(A)
Urbanes Gebiet63 dB(A)45 dB(A)
Gewerbegebiet65 dB(A)50 dB(A)
Industriegebiet70 dB(A)70 dB(A)

Anforderungen der Technischen Anleitung zum Schutz gegen Lärm (TA Lärm)

Möglichen Lärm von Wärmepumpe dämmen: „Grüne“ Schallschutzwände schlucken Geräusche

„Am besten wird die Wärmepumpe so aufgestellt, dass der Schall ungehindert ins Freie entweichen kann. Wichtig ist, dass er nicht an Wänden reflektiert und dadurch verstärkt wird. Immergrüne Hecken mit dichtem Blattwerk zwischen der Geräuschquelle und den Nachbarn sorgen zusätzlich dafür, Lärmemissionen zu reduzieren. Hecken haben ähnliche schalldämmende Eigenschaften wie Schallschutzwände. Wichtig ist jedoch auch bei dieser Schallschutzmaßnahme, dass die Luft ungehindert ein- und ausströmen kann“, erklärt Zwingmann.

Eine psychologische Tarnkappe für die Wärmepumpe

Der grüne Sichtschutz erfüllt darüber hinaus noch eine wichtige psychologische Funktion. Thomas Zwingmann von der Verbraucherzentrale NRW erklärt: „Es mag absurd klingen, aber es ist sinnvoll, eine Wärmepumpe so aufzustellen, dass sie vor Nachbar:innenblicken geschützt ist, beispielsweise hinter Hecken oder Büschen, gerade wenn Skepsis in der Nachbarschaft herrscht“, so der Experte. „Was man nicht sieht, wird auch weniger schnell als Störung wahrgenommen“.

Wer über die Installation einer Wärmepumpe nachdenkt, sollte aber auch über die Minderung möglicher Lärmemissionen hinaus weitere Expert:innen-Tipps für die Umstellung auf die Wärmepumpe kennen. Nicht zuletzt spielt auch die Heizlast des Gebäudes eine gewichtige Rolle bei dieser Entscheidung.

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