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Heizlast von Immobilien: Warum sie durch Habecks Pläne zur entscheidenden Größe wird

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Von: Ulrike Hagen

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Immer mehr Immobilienbesitzerinnen und -besitzer steigen auf die Wärmepumpe um. So entscheidend ist die Heizlast bei der Umstellung auf das Heizsystem.

Berlin/Frankfurt – Sowohl Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) als auch der Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck (Grüne), sind sich einig. Auch wenn mit dem neuen Koalitionsbeschluss das Verbot von Öl- und Gasheizungen vom Tisch ist, ändert sich für Verbraucher einiges. Nicht zuletzt aufgrund der geplanten Förderungen für Austausch oder Umbau werden Wärmepumpen als Heizoption weiter boomen. Für den Klimaschutz und die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen plant die Bundesregierung, bis 2030 den Einbau von sechs Millionen Wärmepumpen.

Doch damit sich die Umstellung auf das Wärmepumpen-System für Verbraucher:innen möglichst unkompliziert und möglichst preisgünstig gestaltet, gilt es, besonnen zu handeln, statt blind zu planen – vor allem bei Bestandsbauten: „Jede Gebäudesituation ist individuell. Und die jeweilige Heizlast der entscheidende Faktor dafür, welche Maßnahmen wann Sinn machen“, erklärte Ramona Mittag von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen der fr.de von IPPEN.MEDIA.

Collage Mann dämmt Hausfassade und Lüftungsanlage einer Wärmepumpe vor einem Wohnhaus
Viele Immobilienbesitzer:innen werden absehbar auf Wärmepumpe umsteigen müssen. Die Heizlast ist entscheidend bei der Umstellung auf das Heizsystem. (Symbolbild) © picture alliance/dpa | Silas Stein, Armin Weigel

Heizlast: Warum sie durch Habecks Pläne zur entscheidenden Größe wird

Allein 2022 wurden 236.000 Wärmepumpen verkauft, was einem Anstieg von 53 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht, so die Zahlen des Bundesverbandes Wärmepumpe (BWP). Doch auch wenn Expert:innen immer wieder Irrtümer über Wärmepumpen aufklären müssen, Fakt ist: Die zentrale Größe, um über jeden weiteren Schritt zu entscheiden – auch darüber, ob ein Wechsel des Heizsystems überhaupt wirtschaftlich ist – ist die Heizlast der Immobilie.

Was ist die Heizlast?

Die Heizlast bezieht sich auf die Menge an Wärme, die benötigt wird, um einen Raum oder ein Gebäude auf 20 Grad Celsius aufzuheizen, und ist abhängig von einer Vielzahl von Faktoren wie z. B. der Größe des Raums, der Dämmung, der Lage des Gebäudes oder der Anzahl der Fenster.

Die Heizlastberechnung ist ein Verfahren, das verwendet wird, um die Heizlast eines Gebäudes zu ermitteln. Es berücksichtigt verschiedene Faktoren wie den Wärmedurchgangskoeffizienten von Fenstern und Wänden, den thermischen Widerstand von Dämmmaterialien und die Wärmeübertragung durch Lüftungssysteme und Infiltration.

Erst nach der Durchführung einer Heizlastberechnung kann ein Gebäudeheizsystem so ausgelegt werden, dass es die erforderliche Heizleistung erbringt, um ein komfortables Raumklima bei minimalen Betriebskosten zu erreichen.

Die Heizlastberechnung ist ein wichtiger Bestandteil des Gebäudedesigns und wird von Architekten, Ingenieuren und Heizungsinstallateuren verwendet, um die Größe und Art des benötigten Heizsystems zu bestimmen.

Faustregel: Je älter das Gebäude, desto höher die Heizlast

Nach einer Faustregel wird bei Einfamilienhäusern bis zum Baujahr 1958 ein Wert von 180 Watt pro Quadratmeter angenommen, bei Häusern ab Baujahr 1995 beispielsweise aber nur noch 60 Watt pro Quadratmeter.

Baujahr entscheidet über Heizlast pro m2: Diese Faustregel gilt für Immobilien

Baujahr:Jährliche Heizlast pro m² im Einfamilienhaus:
bis 1958180 W/m²
1959 - 1968170 W/m²
1974 - 1977115 W/m
1978 - 198395 W/m²
1984 - 199475 W/m²
ab 199560 W/m²

Heizlastberechnung: Online-Rechner als erste Orientierung

Eine konkretere Einschätzung liefert der Online-Heizlastrechner der Verbraucherzentrale. Dort können Angaben individuell eingegeben werden – und die Heizlast detaillierter überschlagen werden. Um die spezifische Heizlast – also die Energie, die benötigt wird, um die Raumtemperatur bei etwa 20 Grad Celsius zu halten – zu ermitteln, sind beispielsweise das Baujahr, die Dämmung und die Wohnfläche sowie die Größe der Heizkörper entscheidend.

Diese erste Einschätzung ist eine gute Ausgangsbasis, um sich an Energieexpert:innen zu wenden: Welches Heizsystem ist das richtige für mein Haus? Wie hoch wird der Stromverbrauch?

Heizlast entscheidender Faktor: „Manche Gebäude eignen sich nicht für Wärmepumpen-Systeme“

„Dabei muss immer die Ausgangssituation im Auge behalten werden. Es geht nicht darum, alle Heizungen rauszuschmeißen, und durch Wärmepumpen zu ersetzen. Tatsächlich gibt es Gebäude, die nicht geeignet sind, mit anderen Systemen betrieben zu werden“, so Ramona Mittag. Das ist beispielsweise der Fall, wenn die Heizlast so hoch ausfällt, dass der benötigte Strombedarf einer Wärmepumpe im Verhältnis unwirtschaftlich wäre.

Wer seine Heizungsanlage bald erneuern muss, sollte also unbedingt zunächst Energieberater:innen befragen. Erst nach einer Berechnung der Heizlast für das Gebäude sollte entschieden werden, ob und wie eine Wärmepumpe effektiv betrieben werden kann.

Nie ohne Experten: Energieberater ermitteln individuelle Heizlast

Die Verbraucherzentrale hat einen Stab an eigenen Energieberater:innen, etwa Architekt:innen oder Ingenieur:innen, aber auch die Energie-Agentur des Bundes bietet eine Suche für die Energieberatung an. Diese können dann exakt berechnen und empfehlen, welche Maßnahmen sich für das entsprechende Gebäude eignen – und konkret berechnen, wie hoch die Förderung ausfällt.

Wärmepumpe: Heizlast, Geräteleistung und Heizkörper müssen optimal abgestimmt werden

Denn: „Auch damit eine Wärmepumpe effizient arbeitet, ist es entscheidend, dass Heizlast, Geräteleistung und Heizkörper optimal aufeinander abgestimmt sind“, weiß Ramona Mittag. Heißt: Nicht für jedes Gebäude gibt es die gleiche Lösung. „Und es müssen auch nicht immer komplette Sanierungen sein. Manchmal reicht es, einzelne Heizkörper auszutauschen oder auch nur die oberste Geschossdecke zu dämmen, um viele kWh einzusparen“, so die Expertin von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Der Rat von Expert:innen sei aber nicht nur wichtig, um die laufenden Kosten bei der Umstellung des Heizsystems auf Wärmepumpen so niedrig wie möglich zu halten. Ramona Mittag: „Es gibt zwar üppige Fördergelder vom Staat. Aber dafür sind auch verschiedenste Vorgaben und Abläufe einzuhalten, die im Detail oft nur die Berater kennen.“ Wer beispielsweise seine oder ihre Heizung kauft, bevor der Förderantrag gestellt ist, geht leer aus.

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