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Deutsche Post: Filialnetz in Deutschland steht vor Umbruch

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Als Universaldienstleister muss die Deutsche Post die gute Erreichbarkeit ihrer Filialen sicherstellen. Dafür steht nun eine Neuerung an.

Frankfurt – Die Zukunft heißt Poststation, zumindest wenn es nach dem Willen der Bundesregierung geht. 100 von den langen gelben Automaten gibt es zusätzlich zu den 13.000 Packstationen bislang in Deutschland. Die Zahl könnte in Zukunft stark ansteigen. So hat das Bundeswirtschaftsministerium vor kurzem ein Eckpunktpapier vorgelegt, in dem Vorschläge zu dem veralteten Postgesetz von 1999 enthalten sind. Das alte Postgesetz stammt aus einer Zeit, in der Briefe ein zeitgenössisches Mittel der Kommunikation und E-Mails vielen noch unbekannt waren.

Die „Post-Universaldienstleistungsverordnung“ sah für jede Gemeinde mit über 2.000 Einwohnern mindestens eine Filiale der Deutschen Post vor. Bei mehr als 4.000 Einwohnern durfte die Postfiliale nicht weiter als zwei Kilometer entfernt sein. Bei der Erfüllung der Pflicht hatte die Post zuletzt aber Probleme. So gaben zuletzt im Zuge des Strukturwandels auf dem Land immer mehr Einzelhändler auf, die bislang durch eine integrierte Poststelle die Sicherstellung der Verordnung gewährleisteten. Zusätzlicher Stresstest bei der Deutschen Post: Zuletzt erhöhte auch Verdi in Vertretung der Arbeitnehmer den Druck auf den Dienstleister.

In den vergangenen Jahren hatte die Deutsche Post ihr Packstationsnetz immer weiter ausgebaut auf rund:

Postautomaten sollen Filialnetz der Deutschen Post stärken

Bezüglich der Sicherstellung der Versorgung könnten Post-Automaten künftig die Lücken füllen. Bislang nicht relevant für die Erfüllung der Filialnetz-Pflicht, sollen diese laut Eckpunktepapier künftig als „digitale und automatisierte Lösung“ berücksichtigt werden. So wären jederzeit verfügbare Automaten dazu geeignet, den Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden zu entsprechen.

Auch wenn noch unklar ist, wie die Reform genau umgesetzt werden soll, wäre diese für die Deutsche Post eine große Erleichterung. Werden also künftig die Filialen durch Automaten ersetzt? Ein Postsprecher äußert sich gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) dazu eher vage. „Auch im Postbereich ist es so, dass häufig nachgefragte Dienstleistungen wie der Kauf von Brief- und Paketmarken oder der Versand einfach und bequem über automatisierte Einrichtungen abgewickelt werden können.“ Andererseits wolle man auch weiterhin auf „personenbediente“ Formate setzen. Auch wolle man hybride Formen testen. Zum Beispiel seien Poststationen mit Beratung per Video-Chat denkbar.

Eine Filiale der Deutschen Post.
Könnte bald der Vergangenheit angehören: eine Filiale der Deutschen Post (Symbolbild) © IMAGO/Michael Gstettenbauer

Deutsche Post: Reaktionen aus der Politik auf den Postautomaten zur Stärkung des Filialnetzes

Im Bundestag trifft das Konzept des Postautomaten auf positive Resonanz. Solche Automaten seien für Verbraucher sinnvoll, sagt der Liberale Reinhard Houben laut dpa. Auch der Sozialdemokrat Sebastian Roloff und der CSU-Politker Hansjörg Durz zeigten sich offen für die Idee eines flächendeckenden Postautomaten. Man wolle sich dem digitalen Fortschritt nicht entgegenstellen, so Durzm, wie dpa berichtet.

Aber auch kritische Stimmen sind aus der Politik zu vernehmen. Der Postautomat als digitale Lösung könnte „das Filialnetz ergänzen, aber keinesfalls ersetzen, wenn man nicht ganze Bevölkerungsgruppen ausgrenzen will“, sagte Pascal Meiser (Die Linke) gegenüber der dpa. Auch Sebastian Roloff (SPD) sprach gegenüber der dpa von einer Ergänzung und betonte, dass eine hochwertige Postversorgung in der Fläche gewährleistet sein müsse.

Der Sozialverband Vdk Deutschland warnte davor, das Filialnetz auszudünnen. Die Automaten seien für Rollstuhlfahrer, Kleinwüchsige und Menschen mit Sehbehinderung nicht nutzbar. Auch älteren Menschen sei die Nutzung der Postautomaten nicht zumutbar, da diese auf Beratung angewiesen seien. Deshalb sei eine wohnortnahe Versorgung durch Filialen wichtig, betonte der Verband. Bis zum Sommer soll ein erster Gesetzesvorschlag vorliegen, Ende 2023 könnte die Gesetzesänderung abgeschlossen sein. Ob dann vermehrt Postautomaten zum Einsatz kommen, wird sich dann zeigen.

Zuletzt hatten sich die Beschwerden bei der Bundesnetzagentur unter anderem wegen nicht zugestellter Briefe und Päckchen verdreifacht. (Niklas Müller/dpa)

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