Verkehrsschilder mit Panzern in Deutschland: Was bedeutet das Schild?

Wer genau hinsieht, entdeckt vor Brücken im Westen Deutschlands gelb-schwarze Schilder, auf denen Panzer abgebildet sind. Was hat es damit auf sich?
München – In Deutschland gibt es laut ADAC über 400 verschiedene Verkehrsschilder, so viele wie wohl nirgendwo sonst auf der Welt. Stopp- und Vorfahrtsschilder sind allgemein geläufig, doch es gibt auch unbekanntere Verkehrsschilder. Eines davon zeigt etwa Haifischzähne, die aber eine sehr praktische Bedeutung im Straßenverkehr haben. Doch es gibt auch Schilder, die so manchem erst seit Beginn des Ukraine-Kriegs besonders ins Auge fallen. Etwa die gelb-schwarzen Nato-Schilder, auf denen Panzer abgebildet sind.
Deshalb stehen Nato-Verkehrsschilder vor Brücken in Westdeutschland
Die gelben, runden Schilder mit schwarzen Zahlen und Abbildungen von Panzern finden sich heute noch vor Brücken in Westdeutschland und sind ein Überbleibsel des Kalten Krieges. Angesichts des Konflikts zwischen den Westmächten und dem Ostblock wurde im Jahr 1949 das Verteidigungsbündnis Nordatlantikpakt, kurz Nato, geschlossen.
Das Kartenmaterial der Nato wies allerdings nicht alle Traglasten von Brücken auf, die Schilder sollten die fehlenden Informationen ergänzen. Seit den 1960er-Jahren sind deshalb auf deutschen Straßen die sogenannten Nato-Schilder zu finden, die vor Brücken aufgestellt wurden. Im Osten Deutschlands gibt es die Kennzeichnungen allerdings nicht, dort war ein Anbringen untersagt.
Nato-Schilder: Das bedeutet die Kennzeichnung im Detail
Die schwarzen Zahlen auf gelbem Untergrund weisen keine Geschwindigkeitsbegrenzungen aus, wie man auf den ersten Blick vermuten könnte. Die Zahlen geben stattdessen die militärische Lastenklasse an. Entsprechend werden die Kennzeichnungen laut Nato auch MLC-Schilder genannt, wobei MLC für Military Load Classification steht (zu Deutsch: militärische Lastenklasse). Auf einen Blick wird damit klar, welche Gefährte – beispielsweise Panzer – die Brücke überqueren dürfen, ohne die Tragfähigkeit zu gefährden. Allerdings handelt es sich dabei nicht einfach um Gewichtsangaben. Es geht vielmehr um Lastenklassen, die in der Regel um zehn Prozent höher liegen als einfache Tonnenangaben.
Die Beschilderung an der Eiderbrücke bei Friedrichstadt beispielsweise weist zwei entgegengesetzte Pfeile mit dem Hinweis 30 und einen einzelnen Pfeil mit dem Hinweis 70 auf. Ein Leopard-2-Kampfpanzer, der laut Bundeswehrangaben rund 60 Tonnen wiegt und in die MLC-Klasse 70 fällt, dürfte diese Brücke demnach nur ohne Gegenverkehr passieren. Der deutlich leichtere Schützenpanzer Marder könnte mit der MLC-Klasse 30 auch mit entgegenkommendem Verkehr die Brücke überqueren.
Nato-Beschilderung nicht mehr vorgeschrieben, doch Relikte der Vergangenheit bleiben
Seit 2009 ist die MLC-Beschilderung nicht mehr vorgeschrieben. Allerdings wurde ebenfalls nicht offiziell festgelegt, dass die Schilder abgebaut werden müssen – und so finden sich im Westen Deutschlands noch zahlreiche Relikte des Kalten Krieges. Nötig wären die Kennzeichnungen heute nicht mehr, denn das Kartenmaterial der Nato weist mittlerweile die Traglasten der Brücken auf.