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Behindertengrad: Welche Krankheiten als Schwerbehinderung gelten

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Von: Vivian Werg

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Jeder zehnte in Deutschland kann aufgrund verschiedener Erkrankungen nicht gleichberechtigt am Leben teilnehmen. Ab wann man als schwerbehindert gilt.

Hamburg – Rund 7,9 Millionen schwerbehinderte Menschen leben laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) in Deutschland. Die Zahl der Schwerbehinderten steigt stetig. Behinderungen treten vor allem bei älteren Menschen auf. Demnach sind nach Angaben der Destatis knapp die Hälfte der schwerbehinderten Menschen zwischen 55 und 75 Jahre alt.

Als schwerbehindert gelten nach Sozialgesetzbuch Personen, denen die Versorgungsämter einen sogenannten Grad der Behinderung (GdB) von mindestens 50 zuerkannt haben. Menschen mit einem Behinderungsgrad von 30 gelten noch nicht als schwerbehindert, müssen jedoch meist auch mit Einschränkungen leben. Diese können unter bestimmten Voraussetzungen schwerbehinderten Menschen gleichgestellt werden.

Der Antrag auf Schwerbehinderung wird beim Versorgungsamt, beziehungsweise beim Amt für soziale Angelegenheiten, gestellt. Welchen GdB die Betroffenen letztendlich erhalten, hängt von der Schwere der Erkrankung oder Behinderung ab. Welche Krankheiten als Schwerbehinderung gelten, hier im Überblick.

Welchen Grad der Behinderung die Betroffenen erhalten, hängt von der Schwere der Erkrankung oder Behinderung ab.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind knapp die Hälfte der schwerbehinderten Menschen zwischen 55 und 75 Jahre alt (Symbolbild) © Jonathan Penschek/ dpa

Behindertengrad: Auch chronische Erkrankungen können als Schwerbehinderung eingestuft werden

Laut der Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat fast jede vierte Person eine Schwerbehinderung oder ist chronisch krank. Wie die Krankenkasse Provita erklärt, gilt eine Erkrankung als chronisch, wenn die Betroffenen mindestens einmal im Vierteljahr auf eine ärztliche Behandlung angewiesen oder aufgrund eines besonders schweren Verlaufs dauerhaft in Behandlung sind.

Chronische Krankheiten sind zum Beispiel:

Als Behinderung verstehen viele Menschen eine körperliche oder seelische Störung, wie beispielsweise das Fehlen von Gliedmaßen oder eine Lähmung. Die Anerkennung einer chronischen Krankheit als Behinderung geht auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes mit Aktenzeichen C-335/11 und C-337/11 zurück, das die Betroffenen vor einer möglichen Diskriminierung schützen soll.

Behindertengrad: Diese Krankheiten gelten ebenfalls als Schwerbehinderung

Es gibt unterschiedliche Formen von Schwerbehinderungen. Nach Angaben von Destatis machen körperliche Einschränkungen in etwa 60 Prozent aus, insgesamt 14 Prozent der schwerbehinderten Menschen haben geistige oder seelische Behinderungen. Selten bestehen Behinderungen seit der Geburt oder sind genetisch verursacht.

Was viele nicht wissen: ein Drittel aller Deutschen, die an folgenden Krankheiten leiden, werden als schwerbehindert eingestuft:

Auch Demenz kann zu einer Schwerbehinderung führen, da die Krankheit in fast 90 Prozent der Fälle nicht geheilt werden kann. Wie Provita schreibt, stellt die Erkrankung eine „enorme physische, psychische, soziale und ökonomische Auswirkung nicht nur für die Betroffenen, aber auch auf deren Familienangehörige dar“.

Behindertengrad: Für welche Krankheiten man einen Behindertenausweis beantragen kann

Der GdB wird demnach nicht nur an körperlich behinderte Menschen vergeben, sondern auch an Menschen mit psychischen oder chronischen Erkrankungen. Laut dem Verwaltungsportal Hessen können Personen, bei denen ein GdB von mindestens 50 festgestellt wurde, die Ausstellung eines Schwerbehindertenausweises beantragen.

Der Schwerbehindertenausweis dient als Nachweis der Anerkennung der Schwerbehinderung und weist auf besondere gesundheitliche Einschränkungen hin. Die Betroffenen können damit spezielle Rechte und Nachteilsausgleiche in Anspruch nehmen. Wie der Sozialverband VdK informiert, gelten für Menschen mit einem Schwerbehindertenausweis zum Beispiel spezielle Regelungen beim Kündigungsschutz. Laut Deutscher Rentenversicherung verändert sich mit einer Schwerbehinderung auch das Renteneintrittsalter. Auch eine finanzielle Entlastung bei den Rundfunkgebühren besteht für Personen, die beim Sehen oder Hören beeinträchtigt sind.

Der Behindertenausweis wird, je nach Chance der Verbesserung des Gesundheitszustands, begrenzt für fünf Jahre oder unbegrenzt ausgestellt. Wer einen GdB beantragen möchte, sollte im Vorfeld mit seinem behandelnden Arzt sprechen. Dieser kann eine Einschätzung abgeben und ist zudem bei der Einstufung des GdB später mitbeteiligt. (Vivian Werg)

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