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Frisches Brot bald nur noch beim Discounter? Zahl der Bäckereien sinkt

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Von: Helmi Krappitz

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Immer mehr Bäckereien schließen – und es kommen nur wenige nach. Lebensmittelkosten und die Bürokratie macht es Betrieben schwer. Regionale Bäckereien setzen auf die Zusammenarbeit mit Aldi.

Berlin – Ein Trend lässt sich erkennen: Immer mehr Bäckereien schließen. Erneut sind im vergangenen Jahr mehr Bäckereien vom Markt verschwunden als neue hinzugekommen. Ende 2022 waren etwas mehr als 9.600 Bäckerei-Unternehmen in die Handwerksrolle eingetragen – etwa 3,6 Prozent weniger als im Jahr davor. Das teilte der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks am Montag mit. Demnach verschwanden 780 Bäckerbetriebe vom Markt. Im selben Zeitraum sind nur 422 Betriebe hinzugekommen.

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2022ca. 9.600

Bäckerbetriebe: Belastung durch steigende Energie- und Lebensmittelkosten

Grund für die sinkende Zahl an Bäckerbetrieben sei die Belastung durch die anhaltende Energiekrise und die gestiegenen Rohstoffkosten. „Die Dosis macht bekanntlich das Gift. Insbesondere kleine und mittelständische Betriebe benötigen in der aktuellen Situation der erheblich gestiegenen Energie-, Rohstoff- und Personalkosten, der Inflationsentwicklung und des Fachkräftemangels dringend weitere, spürbare Entlastungen“, erklärt Verbandspräsident Michael Wippler. Dazu komme noch der Fachkräftemangel in der Bäckerei-Branche. Trotzdem würden vor allem junge Unternehmer:innen trotz schwieriger Rahmenbedingungen des vergangenen Jahres positiv in die Zukunft schauen.

Frisches Brot bald nur noch beim Discounter? Zahl der Bäckereien sinkt
Viele kleine und mittelständige Backbetriebe können sich die steigenden Kosten nicht mehr leisten. (Symbolbild) © picture alliance/dpa | Jens Kalaene

Zusammenarbeit: Aldi bietet Backwaren regionaler Bäckereien an

Wegen der Schließung von Bäckereien und steigender Preise kaufen immer mehr Menschen ihre Backwaren in Discountern. Zugleich haben Supermärkte und Discounter in der Vergangenheit ihre Zusammenarbeit mit regionalen Backbetrieben ausgebaut – unter anderem Aldi Süd. Seit 2019 hat der Discounter sein Angebot erweitert und bat Ende Januar 2023 neben seinen hauseigenen Backwaren in 1.844 Filialen in Kooperation mit 70 regionalen Betrieben Brot und Brötchen an, so der Discounter. Das Angebot käme nach Angaben von Aldi gut bei der Kundschaft an. Sind Backbetriebe in Zukunft abhängig von Kooperationen mit Supermärkten und Discountern?

Bäckerei-Lösung: Verband für Bäckerhandwerk fordert Bürokratieabbau

Um die Neueröffnung und Instandhaltung von Bäckerbetrieben attraktiv zu gestalten, sei ein Bürokratieabbau unumgänglich, so der Verband. Besonders für kleine und mittelständige Unternehmen sei das Ausmaß der Bürokratie nicht mehr zu bewältigen und für viele Betriebe existenzbedrohend. „Vor allem die politischen Rahmenbedingungen müssen verbessert werden, weit oben auf der Agenda steht dabei die dringend notwendige Entbürokratisierung“, so Wippler.

Auch die amtierende Brotbotschafterin Gitta Connemann fordert eine politische Veränderung: „Das Problem für die Betriebe ist oft nicht die einzelne Regelung. Die Summe an Auflagen, Gebühren und Verboten macht den Bäckereien das Leben schwer. Anschreiben von Behörden werfen häufig mehr Fragen auf, als dass sie Antworten geben. Gerade für kleinere Betriebe ist das kaum zu schultern. Handwerksbetriebe sind in der Regel personell nicht breit aufgestellt. Denn das Geld wird in der Backstube verdient – nicht am Schreibtisch.“

Laut Verband machte die Bäckerei-Branche im vergangenen Jahr einen Umsatz von rund 16,27 Milliarden Euro. Das waren 9,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Umsatzzuwachs sei allerdings primär auf die allgemeinen Preissteigerungen zurückzuführen. (dpa/hk)

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