Netflix macht Ernst: Passwort-Teilen wird bald teuer – Was Sie zum Account-Sharing wissen müssen
Viele Netflix-Nutzer:innen teilen Account und Passwort mit anderen, um Serien und Filme zu gucken. Das stört den Streaming-Dienst jedoch gewaltig; und greift jetzt durch.
Kassel – Für Menschen, die mit Freunden oder Verwandten einen Netflix-Account teilen, wird es bald ernst – beziehungsweise teurer. Denn der amerikanische Streaming-Riese hat angekündigt, schon bald entschieden gegen das Teilen von Passwörtern vorzugehen. Noch in diesem Quartal, also bis Ende Juni 2023, soll es so weit sein.
Netflix will Abonnenten das Passwort-Teilen mit anderen Nutzern erschweren
Wer also als Trittbrettfahrer:innen auf dem Account eines anderen Filme und Serien streamt, soll künftig extra zahlen – zumindest, wenn er oder sie nicht mit dem Account-Inhabenden unter einem Dach lebt. In diesem Fall wird es bald schon erforderlich sein, ein sogenanntes Unterkonto für Extra-Mitglieder anzulegen, das kostenpflichtig sein wird. Bereits 2022 hatte Netflix ähnliche Überlegungen öffentlich gemacht, war letztlich aber doch zurückgerudert.
In einigen Ländern (unter anderem Kanada, Neuseeland, Spanien und Portugal) ist das neue System bereits aktiv. Netflix-Kund:innen müssen ihren Hauptstandort (primary location“) festlegen und über eine „Manage Access and Devices“-Seite regeln, wer Zugriff auf das Konto hat. „Zusatzmitglieder“ müssen Kund:innen dazubuchen.
Unterkonten können Netflix nur auf einem einzigen Gerät nutzen und nur ein Profil (kein Kinderprofil) anlegen. Sie müssen sich im selben Land wie das Hauptkonto befinden und bekommen das Angebot, für das der oder die Hauptnutzer:in zahlt. Das heißt: Die gleiche Auflösung, das gleiche Angebot.
Der Hintergrund der jetzt geplanten Neuerung: Nach Schätzungen von Netflix nutzen rund 100 Millionen Haushalte die Login-Daten von Personen, die nicht Teil des eigenen Haushalts sind, wie der Konzern in einer Pressemitteilung erklärt. Ein vergleichsweiser hoher Anteil von potenziellen Neukund:innen, der dem Streaming-Giganten nichts bezahlt: Im ersten Quartal von 2023 verdiente Netflix an rund 232,5 Millionen zahlenden Kund:innen.
Weiterhin möglich, Account bei Netflix zu teilen; doch gegen Aufpreis – voraussichtlich ab Ende Juni
Die Nutzer:innen zum Nulltarif möchte Netflix mit einem entsprechenden Angebot – und etwas Druck von außen – in zahlende Abonnenten verwandeln. So lautet zumindest die derzeit geplante Strategie des Streaming-Riesen. Daher will Netflix nun in einem Großteil der Länder entsprechende Maßnahmen einführen, die das Passwort-Sharing erschweren, meldet die Deutsche Presseagentur (dpa).
Auch in Deutschland dürfte das noch vor Ende Juni der Fall sein. Andere europäische Länder wurden schon auf ein neues Nutzungssystem umgestellt. So können in Portugal und Spanien zusätzliche Nutzer:innen außerhalb des eigenen Haushalts über einen sogenannten Profiltransfer gesondert registriert werden. In Spanien kosten die zusätzlichen Profile 5,99 Euro mehr, in Portugal nur 3,99 Euro. Für Deutschland dürfte sich der geplante Preis wohl eher am höheren Betrag orientieren, vermutet chip.de. Für Basis-Konten mit Werbung bietet Netflix keine Unterkonten an.
Land | Basis-Kosten | Kosten pro Unterkonto |
Spanien | 12,99 Euro | 5,99 Euro |
Kanada | 11,11 Euro | 5,54 Euro |
Neuseeland | 10,51 Euro | 4,70 Euro |
Portugal | 11,99 Euro | 3,99 Euro |
Deutschland | 12,99 Euro | Noch nicht bekannt. |
Durch das „Paid Sharing“ verspricht Netflix sich zahlreiche zusätzliche Abos – und mehr Umsatz
Das Unternehmen verspricht sich dadurch für das zweite Halbjahr von 2023 einen Umsatzzuwachs. Seit 2022 waren die Abonnentenzahlen nämlich deutlich zurückgegangen, nachdem sie in den ersten beiden Jahren der Corona-Pandemie förmlich explodiert waren, weil die Menschen sich die Langeweile im Lockdown mit dem Streamen von Serien vertrieben.
Auch kam mit zahlreichen zusätzlichen weiteren Streaminganbietern wie Disney, Warner und Apple einem Mal von allen Seiten Konkurrenz. 1,2 Millionen Abonnenten verlor Netflix in der ersten Jahreshälfte 2022. In Kanada, wo das kostenpflichtige Teilen von Passwörtern bereits eingeführt wurde, ging der Plan offenbar auf. Die Zahl der zahlenden Abonnenten ist dort mittlerweile höher als vorher, wie tagesschau.de schreibt.
Wie Netflix das unerlaubte Teilen eines Accounts kontrollieren will, ist noch nicht bekannt
Darüber, wie Netflix kontrollieren will, ob eine unerlaubte Mehrfachnutzung eines Accounts vorliegt, machte das Unternehmen noch keine genauen Angaben. Auch nicht darüber, wie man die neue Regelung bei Premium-Accounts, in denen bis zu fünf Profile registriert sein können und die ein gleichzeitiges Streamen auf vier Geräten erlauben, handhaben möchte.

Eine Regelung für Premium-Accounts mit mehreren Profilen ist auch geplant
Auf Anfrage von hna.de von IPPEN.Media will Netflix sich in dieser Hinsicht noch nicht festlegen und verweist darauf, dass die Informationen, wie die Regelung für Premium-Accounts genau geplant ist, noch nicht im Detail vorlägen, aber in absehbarer Zeit veröffentlicht würden. Laut chip.de soll es bei einem Standard-Abo möglich sein, einen oder eine Nutzer:in aus einem anderen Haushalt einzuladen, beim Premium-Abo sollen es demnach zwei haushaltsfremde Nutzer:innen sein. Für die haushaltsfremden Nutzer:innen fällt dann allerdings auch eine zusätzliche Gebühr an.
Netflix will mit seinem Angebot an Serien und Filmen punkten und neue Abonnenten gewinnen
Netflix, das mit Eigenproduktionen wie der beliebten Mystery-Serie „Stranger Things“ oder der romantischen Geschichte von „Emily in Paris“ international große Erfolge erzielte, setzt nach eigenen Angaben darauf, dass das Angebot genug Anziehungskraft habe, um heutige Trittbrettfahrer zur Zahlung zu bewegen. Mit ein paar Tricks lässt sich die Auswahl bei Netflix übrigens erweitern, denn viele Filme und Serien auf der Plattform sind „versteckt“.