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Hand in Hand nicht nur am Ball

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Immer für die Handballjugend da: Anke Bundesmann (r.) und Sebastian Bott von der HSG Weiterstadt/Braunshardt/Worfelden.
Immer für die Handballjugend da: Anke Bundesmann (r.) und Sebastian Bott von der HSG Weiterstadt/Braunshardt/Worfelden. © Michael Schick

Die HSG Weiterstadt/Braunshardt/Worfelden will Kinder stark machen. Deshalb fördert sie nicht nur deren sportliche Entwicklung, sondern stärkt auch ihre Persönlichkeit. Für ihr Präventionskonzept erhält die HSG den Schlappekicker-Preis der FR.

Die HSG Weiterstadt/Braunshardt/Worfelden will Kinder stark machen. Deshalb fördert sie nicht nur deren sportliche Entwicklung, sondern stärkt auch ihre Persönlichkeit. Für ihr Präventionskonzept erhält die HSG den Schlappekicker-Preis der FR.

Sie alle finden hier ein ideales Zuhause: die vier- und fünfjährigen Schlümpfe genauso wie die Minis und der Rest der knapp 360 Kinder und Jugendlichen, die bei der Handballspielgemeinschaft Weiterstadt/Braunshardt/Worfelden ihrem Sport nachgehen. „Kinder stark zu machen“, sagt der Vorsitzende Harald Bott, sei die Aufgabe, die den verantwortlichen Vorstandsmitgliedern besonders am Herzen liege.

Doch Starkmachen heißt in diesem Falle nicht nur, das Augenmerk allein auf die sportliche Entwicklung der ihnen und den 40 Übungsleitern anvertrauten Kinder zu legen. „Die soziale Komponente ist uns sehr wichtig“, sagt Bott. Tatsächlich geht es der 1995 aus den beiden Stammvereinen SG Weiterstadt und TSV Braunshardt gegründeten HSG, der sich 2009 auch noch die Handballabteilung der TSG Worfelden angeschlossen hatte, bei ihrer Arbeit vor allem darum, die Persönlichkeit der einzelnen Kinder und Jugendlichen zu stärken. Das halten die Verantwortlichen für ungemein wichtig angesichts der vielen Gefahren, denen Kinder und Jugendliche ausgesetzt sind – sei es durch Alkohol und andere Drogen, Mobbing und Rassismus oder gar in Form sexueller Übergriffe.

Einen hundertprozentigen Schutz kann zwar kein Verein gewährleisten, doch ist die HSG bisher von all diesen Problemen verschont geblieben. Vermutlich aus einem guten Grund: Vor einem Jahr entwickelte sie ein Präventionskonzept, das Trainer, Eltern und Kinder in die Lage versetzt, in kritischen Situationen das Richtige zu tun. Genau deshalb hat die Jury des Schlappekicker-Preises der Frankfurter Rundschau diesen 2012 der HSG Weiterstadt/Braunshardt/Worfelden zuerkannt. Die mit 5000 Euro dotierte Auszeichnung, die seit 1998 sowohl Vereine als auch Einzelpersonen für vorbildliches soziales Engagement im Sport belohnt, wird heute Abend im Frankfurter Römer verliehen.

Jugendliche sind eingebunden

„Wir dürfen nicht wegschauen“, betont HSG-Sportwart Rainer Thöny, „sondern müssen alles dafür tun, um Fehlentwicklungen zu verhindern.“ Genau das macht der Verein, der im Rahmen seines Konzepts zunächst damit begonnen hatte, die Jugendtrainer auf entsprechenden Fortbildungsveranstaltungen für das Thema Kindeswohlgefährdung zu sensibilisieren. „Wir müssen das Bewusstsein schärfen, richtig hinzusehen und zu handeln“, sagt Michael Vatter. Der Jugendleiter hat mit seiner Unterschrift unter den vereinseigenen „Verhaltenskodex zum Kindeswohl“, der an die Vorgaben des Landessportbundes Hessen angelehnt ist, seine Bereitschaft zur Präventionsarbeit auch dokumentiert – genauso wie alle anderen Vorstandsmitglieder und Jugendtrainer.

Die Kinder und Jugendlichen selbst sind in die Arbeit ebenfalls eingebunden. Eine Jugendversammlung dient als Plattform für den Austausch zwischen den 20 Jugendmannschaften und dem Vorstand. Das gibt den von den Spielern gewählten Mannschafts- und den Jugendsprechern die Möglichkeit, frühzeitig den Jugendvorstand sowie die Vereinsführung auf mögliche Probleme aufmerksam zu machen. „Das klappt sehr gut“, sagt Vatter. „Jeder weiß, worum es geht.“ In Anke Bundesmann und Sebastian Bott stehen Eltern und Kindern zudem zwei Vertrauenspersonen als ständige Ansprechpartner zur Verfügung, die eine enge Verbindung zwischen Elternhaus und Verein gewährleisten. Das ist besonders wichtig, da das gegenseitige Vertrauen bei einem solch sensiblen Thema wie der Präventionsarbeit eine große Rolle spielt.

Einen weiteren wichtigen Bestandteil der Arbeit stellte in diesem Jahr ein Handball-Camp im August dar, bei dem erstmals das Thema Prävention mit in das Übungsprogramm aufgenommen wurde. Hierbei griff der Verein auf fachliche Hilfe von außen zurück. Unter Mitarbeit der Diplom-Pädagogin Christina Gokus lag der Fokus bei der Lernstation „Prävention – Mein Körper gehört mir“ vor allem auf der Selbsterfahrung der eigenen, ganz privaten und individuell durchaus unterschiedlich gestalteten Schutzzone. In kleineren Gruppen standen die zehn bis 16 Jahre alten Kinder und Jugendlichen, wie Vatter erläutert, „mit ausgestreckten Armen voneinander entfernt und hielten den entsprechenden Abstand ein“. Der Zwischenraum bildete eine neutrale Zone, die nicht betreten werden durfte, das gegenseitige Anfassen war tabu.

Polizei soll mit ins Boot

„Das hat allen sehr viel Spaß gemacht und kam sehr gut an“, sagt Vatter, weshalb für das kommende Jahr eine ähnliche Veranstaltung von Gokus innerhalb des Handball-Camps geplant ist, wobei die mit dem Internet verbundenen Gefahren im Mittelpunkt stehen könnten. Zudem würde der Vorstand laut Vatter demnächst auch die Polizei gerne „mit ins Boot holen“.

Präventionsarbeit endet nie. Bei der Handballspielgemeinschaft Weiterstadt/Braunshardt/Worfelden soll das Engagement laut Thöny deshalb „immer weiter fortgeschrieben und aktualisiert“ werden. „Wir wollen den jetzigen Schwung mitnehmen, um hier etwas aufzubauen“, bestätigt Bott. Denn der Verein soll auch weiterhin ein ideales Zuhause für alle sein – für die vier- und fünfjährigen Schlümpfe genauso wie die Minis und den Rest der knapp 360 Kinder und Jugendlichen.

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