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Passagiere kritisieren lasche Sicherheitsvorkehrungen am Flughafen in Frankfurt

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Von: Friederike Meier, Franziska Schubert

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Abstandsbitte auf einem Monitor im Terminal 1.
Abstandsbitte auf einem Monitor im Terminal 1. © Arne Dedert/dpa

Spanien-Heimkehrer zeigen sich verärgert über den laxen Umgang mit der Gefahr des Coronavirus.

Martje Timmermann, die ihr Auslandssemester in Spanien wegen der Corona-Krise abgebrochen hat, und ihr Partner Tobias Blum haben am Sonntag noch die beiden letzten Plätze für den Lufthansa-Flug LH 1113 von Madrid nach Frankfurt ergattert. „Obwohl der Flieger dann überraschend leer war, wurden Reisende nicht extra separiert“, berichtet die 27-jährige BWL-Studentin. „Eigentlich lief alles wie immer, als wenn es gar keinen Virus gäbe.“

Während es am Flughafen in Madrid noch Durchsagen gab, den Sicherheitsabstand von eineinhalb Metern zueinander zu wahren, habe es während der gesamten Rückreise keinerlei Covid-19-Warnungen gegeben. „Nur die Crew hielt mehr Abstand zu den Fluggästen und nutzte eine eigene Toilette“, sagt Timmermann.

Obwohl die beiden Deutschen aus einem vom Robert-Koch-Institut festgelegten Risikogebiet einreisten, mussten sie keine Aussteigerkarte ausfüllen.

Ein Sprecher der Lufthansa antwortete auf Nachfrage der FR, dass er den Vorfall bis Redaktionsschluss nicht aufklären könne. Eigentlich sei die Ausgabe der Aussteigerkarten aber mittlerweile Routine. Sollte nachträglich einer der Passagiere erkranken, könne man dem Gesundheitsamt mit der Passagierliste aushelfen.

Mit „Unverständnis“ reagierte Timmermann, als die Fluggäste nach der Landung um kurz vor 12 Uhr in zwei Busse steigen sollten statt die Gangway zu benutzen. „Alle Plätze im Bus waren besetzt, manche Leute standen im Gang“, berichtet Tobias Blum. Er sei sauer gewesen, habe sich den Schal vors Gesicht gezogen. Schließlich hatten er und seine Freundin in Madrid seit einer Woche keinen Fuß mehr vor die Tür gesetzt – und nun wurde nirgends der Sicherheitsabstand eingehalten.

Stimmung wurde unruhig

„Die Stimmung wurde unruhig, als der Bus bei der Ankunft an der Passkontrolle die Türen zehn Minuten lang nicht öffnete und niemand aussteigen konnte“, erzählt Blum. „Anschlussreisende, die es eilig hatten, drängten sich am Eingang.“ Auch bei der Passkontrolle und der Gepäckausgabe fehlten Abstandhalter, Durchsagen oder Hinweisschilder. „Nicht alle hielten sich an das Abstandsgebot.“ Für das Pärchen steht nach dem „nicht optimalen Reiseverlauf“ fest, dass es sich erst mal freiwillig in Quarantäne begeben will.

Man arbeite mit Hochdruck daran, neue Sicherheitsvorkehrungen einzuführen, sagte eine Sprecherin des Flughafens der FR. „Es kann aber sein, dass die Maßnahmen im einen oder anderen Fall noch nicht umgesetzt werden.“

Der Flughafen habe am Sonntag, nach dem von Bund und Ländern beschlossenen Kontaktverbot, damit begonnen. „Wir machen alle zehn Minuten Durchsagen, dass die Menschen Abstand halten sollen, außerdem gibt es dazu Poster und digitale Bildschirme“, erklärte ein Sprecher. Gegen Gedränge soll es außerdem Bodenmarkierungen an den Check-ins, bei den Busankünften und an der Gepäckausgabe geben.

Wo es geht, sollen Fluggäste überhaupt nicht mit Bussen transportiert werden. „Wenn es doch nötig ist, sollen die Busse nur zu einem Drittel besetzt sein“, sagte der Sprecher.

Keine gesonderten Regelungen für Flughafen

Laut Udo Götsch, Sachgebietsleiter Infektiologie beim Frankfurter Gesundheitsamt und zuständig für den Flughafen, gibt es keine gesonderten Regelungen für den Flughafen. Man orientiere sich an den Vorgaben des Bundesverkehrsministeriums.

Zwar sei das Ansteckungsrisiko in Bussen höher als in Flugzeugen mit ihrer sehr guten Belüftung. „Aber wenn Sie fünf Stunden im selben Flugzeug waren, fällt der Bustransfer nicht so stark ins Gewicht“, sagte Götsch.

Er wies darauf hin, dass es eine Verzögerung geben könne zwischen der Aufnahme eines Landes auf die Risikoliste des Robert-Koch-Instituts und der Anweisung des Verkehrsministeriums, Aussteigerkarten auszufüllen. „Das RKI wird das Konzept der Risikogebiete bald aufgeben“, vermutet er. Und angesichts der rasanten Zunahme der Fälle in Deutschland selbst nehme die Bedeutung der Flughäfen ohnehin ab.

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